Kinotipp der Katholischen Filmkritik

In Liebe, Eure Hilde

Biografisches Drama um die NS-Widerstandskämpferin Hilde Coppi (1909-1943), die mit ihrem Mann Hans zur „Roten Kapelle“ gehörte. Der Film zeichnet ihre letzten Lebensmonate von der Verhaftung 1942 über die Haft im Frauengefängnis Barnimstraße, wo sie einen Sohn zur Welt bringt, bis zur Hinrichtung nach. Die Montage kreuzt dies a-chronologisch mit Impressionen aus der Vorgeschichte des Paares. Der hoffnungs- und lebensvolle Erzähltonfall dieser Rückblenden dient als markante Kontrastfolie zur erschütternden Passionsgeschichte. - Sehenswert ab 14.

Filmklassiker

Filmklassiker: „Caligula – The Ultimate Cut“

Der Fund des Originalnegativs von Tinto Brass’ skandalträchtigem römischem Sittengemälde „Caligula“ ermöglichte eine neuerliche Version des vielfach umgeschnittenen, entstellten und neu imaginierten Films, der auch als „Ultimate Cut“ ein Kuriosum der Filmgeschichte bleibt. Der Verleih Tiberius bringt die 178-minütige Rekonstruktion ab 7. November ins Kino.

Von Marcus Stigglegger

Filmliteratur

Helden der Nichtsnutzigkeit

Die Medienwissenschaftlerin Michaela Krützen hat eine viel beachtete, umfängliche Studie über Zeitverschwendung als Thema in Literatur, Filmen und Serien geschrieben; das Spektrum der Figuren, auf die sie eingeht, reicht von Thomas Manns „Zauberberg“-Protagonist Hans Castorp bis zu „The Big Lebowski“. Im Interview berichtet sie über ihre Lieblings-Zeitverschwender und darüber, wie sich Bewertungskriterien zu sinnvoll genutzter oder vertaner Zeit immer wieder verändern.

Das Gespräch führte Chris Schinke

Sehenswerte Spielfilme

Critical Zone

  • Iran 2023
  • R: Ali Ahmadzadeh
  • Mit: Amir Pousti

Ein Dealer verbringt den größten Teil seines Daseins im Auto, mit dem er durch Teheran fährt, um seinen Geschäften nachzugehen. Die innovative Mixtur aus Drama, Zustandsbeschreibung und politischem Protest verbindet den dokumentarischen Gestus des Films mit einem Hang zum magischen Realismus und surrealen Sequenzen, in denen die Träume und Utopien der Figuren aufscheinen. - Sehenswert ab 16.

Seit 7.11. im Kino

Frau aus Freiheit

  • Polen 2023
  • R: Michal Englert
  • Mit: Małgorzata Hajewska-Krzysztofik

Während Polen sich in den 1990er-Jahren von einem kommunistischen Staat zur Demokratie wandelt, kämpft eine Transfrau um das Recht, sie selbst zu sein. Für die Sprachlosigkeit der als Mann geborenen Protagonistin gegenüber der Fremdheit, die sie im eigenen Körper verspürte, findet das Drama einfühlsame, aber dennoch prägnante Bilder. - Ab 16.

Seit 7.10. im Kino

Sehenswerte Kinder- und Jugendfilme

Tony, Shelly und das magische Licht

  • Ungarn 2023
  • R: Filip Posivac

In einem Mehrfamilienhaus lebt ein elfjähriger Junge, der von innen heraus leuchtet und deshalb von seinen Eltern versteckt wird. Als ein gleichaltriges Mädchen im Haus einzieht, die wie er mit Licht die triste Welt etwas zauberhafter machen kann, gehen die beiden daran, das Geheimnis eines wurmartigen Geistes, der sich von Licht ernährt, zu lüften. Ein wunderbar animierter Puppentrickfilm. - Sehenswert ab 10.

Seit 7.11. im Kino

Der wilde Roboter

  • USA 2024
  • R: Chris Sanders

Ein Roboter strandet auf einer einsamen Insel, wo ihm ein frisch geschlüpftes Küken in die Hände fällt. Darüber rutscht er in eine Mutterrolle hinein und lernt von einem Fuchs, wie er sich um das kleine Wesen kümmern kann. Grandios animierter CGI-Trickfilm, der eine prototypische Welt nach den Menschen entwirft, die auf gegenseitige Solidarität angewiesen ist. - Sehenswert ab 8.

Seit 3.10. im Kino

Sehenswerte Serien

Of Money and Blood

  • Frankreich 2023
  • R: Xavier Giannoli
  • Mit: Vincent Lindon

Finanzkrimi-Serie um Kriminelle, die den 2005 eingeführten Handel mit Emissionsrechten durch die Europäische Union als Steilvorlage für einen Milliardenbetrug nutzen, sowie um einen Ermittler, der dem Fall nachgeht. - Sehenswert ab 16.

Bei MagentaTV

Sehenswerte Dokumentarfilme

Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann

  • Deutschland 2024
  • R: André Schäfer
  • Mit: Sebastian Schneider

Eine am Konzept des Camp und einer dezidiert schwulen Atmosphäre und orientierte Beschäftigung mit dem Schriftsteller Thomas Mann und seinem Œuvre, wobei insbesondere der Hochstaplerroman um Felix Krull als Basis dient. Das „Material“ wird dabei dekonstruiert und neu arrangiert, was ebenso frech wie respektabel ist. - Ab 16.

Seit 7.11. im Kino

Ich tanz, aber mein Herz weint

  • Schweiz 2024
  • R: Christoph Weinert

In den 1920er- und 1930er-Jahren blühte die jüdische Unterhaltungsmusik in Deutschland auf. Unter dem Dach des Jüdischen Kulturbundes war es den beiden Berliner Plattenlabeln „Semer“ und „Lukraphon“ sogar möglich, bis zur Pogromnacht am 9. November 1938 dieser Musik ein Refugium zu geben. Eine Suche nach verschollenen Liedern und Arrangements und ihre wichtigsten Interpreten. - Sehenswert ab 14.

Seit 7.11. im Kino