Zwischen Misanthropie und Zärtlichkeit - Bertrand Blier
Der französische Regisseur Bertrand Blier verstand sich darauf, sein Publikum zu polarisieren. Die eine stöhnten über seinen Missmut, die andere lobten seine Zärtlichkeit und Originalität. Wie kaum ein anderer hatte er ein Gespür für das Abgründige, das er mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors aufspießte. Im Alter von 85 Jahren ist er jetzt in Paris gestorben.
Von Josef Schnelle
Labyrinth der Gleichzeitigkeit - Zum Tod von David Lynch
Er war der große Surrealist des US-amerikanischen Kinos. Für seine auf Zelluloid gebannten Rätselfilme wie „Lost Highway“ oder „Mulholland Drive“ wurde er gleichermaßen verehrt wie gehasst. Mit „Twin Peaks“ hat er die Fernsehserie revolutioniert. David Lynch hat wie kaum ein anderer Filmemacher seinen eigenen mystischen Kosmos geschaffen, der trotz all der Dunkelheit von einer eigentümlichen Liebe durchzogen war.
Von Sebastian Seidler
In Memoriam… 2024
In die Vorfreude aufs neue (Kino-)Jahr mischt sich die Trauer um die Filmschaffenden, die 2024 verstorben sind. Die Erinnerung an sie ist auch eine Passage durch Jahrzehnte der Filmgeschichte, in die sie sich auf die ein oder andere Weise eingeschrieben haben, vor oder hinter der Kamera. Neben großen Stars wie Maggie Smith, Donald Sutherland oder Alain Delon werden dabei auch Künstler:innen gewürdigt, die weniger prominent sind, die Entwicklung des Mediums aber mitgeprägt haben.
Von Marius Nobach
Zum Tode von Hannelore Hoger
Am 21. Dezember ist die Schauspielerin Hannelore Hoger gestorben. Hannelore Hoger hatte weder Angst vor ihrem eigenen Innenleben noch vor herumschreienden Männern. So lässt es sich offenbar lange in der Theater-, Film- und Fernsehwelt aushalten. Als Ermittlerin „Bella Block“ brachte die Schauspielerin, Regisseurin und Hörspielsprecherin einem breiten Publikum einiges über die intellektuelle Sinnlichkeit einer Frau jenseits der 50 bei.
Von Cosima Lutz
Zum Tode von Marisa Paredes
Die spanische Schauspielerin Marisa Paredes wurde über ihre Zusammenarbeit mit Pedro Almodóvar auch international bekannt. Ihr Auftritt als ikonische, elegante wie geheimnisvolle Darstellerin in „Alles über meine Mutter“ spiegelte auch die Karriere der aus Madrid stammenden Mimin, die ab den 1980er-Jahren zum Kinostar aufstieg. In Spanien war Marisa Paredes zudem für ihr kulturpolitisches und gesellschaftliches Engagement berühmt.
Von Wolfgang Hamdorf
Ein Freund & Weggefährte - Wolfgang Becker
Der eine Film ragt aus dem schmalen Oeuvre von Wolfgang Becker turmhoch heraus: „Good Bye, Lenin!“ zog nicht nur in Deutschland mehr als sechs Millionen Zuschauer in die Kinos, sondern galt sogar den Briten als witzigster deutscher Film „ever“. Weniger sichtbar war seine Arbeit für die Produktionsfirma „X-Filme“, die er 1994 mit auf den Weg brachte. Im Alter von 70 Jahren ist Becker am 12. Dezember in Berlin gestorben.
Von Josef Schnelle
Nachruf auf Jim Abrahams, den Meister des parodistischen Slapsticks
Mitte der 1970er-Jahre kam Jim Abrahams nach Los Angeles, als das „New Hollywood“-Kino gerade in die Blockbuster-Phase überging. 1977 reüssierten er und seine langjährigen Freunde, David und Jerry Zucker, in „Kentucky Fried Movie“ als Drehbuchautoren. „Airplane!“ brachte ihnen 1980 auch den Durchbruch als Regie-Trio. Fortan erneuerten sie die Komödientraditionen der Genreparodie und des Slapsticks für ein cinephiles Publikum. Ein Nachruf auf Jim Abrahams.
Von Thomas Klein
Zwischen Tradition und Moderne - Maggie Smith
Als Charakterdarstellerin startete Maggie Smith nach frühen Theatererfolgen auch im Film der 1960er-Jahre durch und zeigte ihre außergewöhnliche Begabung und Vielseitigkeit. Sowohl für das Drama „Die besten Jahre der Miss Jean Brodie“ als auch für die Komödie „Das verrückte California-Hotel“ gewann sie „Oscars“. Später fiel ihr oft das Fach exzentrischer alter Frauen zu. Mit der „Harry Potter“-Reihe und der Serie „Downton Abbey“ wurde sie im hohen Alter noch zur Fan-Ikone.
Von Thomas Klein
Zum Tode von Klaus Kreimeier
Unter den deutschen Filmpublizisten nahm Klaus Kreimeier eine Sonderstellung ein. Mit Sachverstand und präzisem Blick verfasste er zahlreiche Monografien und Artikel über Regisseure von Murnau und Lang bis Tarkowski und Wenders. Er widmete sich der Geschichte des Ufa-Konzerns, dem Fernsehen und der Vielfalt des Dokumentarfilms. Auch als Medientheoretiker bewegte er sich auf der Höhe der Zeit, ohne darüber seine Qualitäten als Autor preiszugeben.
Von Dietrich Leder
Mit königlicher Autorität - James Earl Jones
Vor allem seine tiefe, kraftvoll tönende Stimme machte den US-Schauspieler James Earl Jones im Kino berühmt. Kultstatus erreichte seine Interpretation des „Star Wars“-Schurken Darth Vader. Doch James Earl Jones war weit mehr als ein begnadeter Sprecher. Auch die emotionale Vielseitigkeit und schiere Präsenz des wuchtigen afroamerikanischen Darstellers waren außergewöhnlich, ob in Hauptrollen wie in „Die große weiße Hoffnung“ oder in prägnanten Nebenparts von „Feld der Träume“ bis zum „Prinz aus Zamunda“.
Von Marius Nobach