Nachrufe

Zwischen Tradition und Moderne - Maggie Smith

Als Charakterdarstellerin startete Maggie Smith nach frühen Theatererfolgen auch im Film der 1960er-Jahre durch und zeigte ihre außergewöhnliche Begabung und Vielseitigkeit. Sowohl für das Drama „Die besten Jahre der Miss Jean Brodie“ als auch für die Komödie „Das verrückte California-Hotel“ gewann sie „Oscars“. Später fiel ihr oft das Fach exzentrischer alter Frauen zu. Mit der „Harry Potter“-Reihe und der Serie „Downton Abbey“ wurde sie im hohen Alter noch zur Fan-Ikone.

Von Thomas Klein

Zum Tode von Klaus Kreimeier

Unter den deutschen Filmpublizisten nahm Klaus Kreimeier eine Sonderstellung ein. Mit Sachverstand und präzisem Blick verfasste er zahlreiche Monografien und Artikel über Regisseure von Murnau und Lang bis Tarkowski und Wenders. Er widmete sich der Geschichte des Ufa-Konzerns, dem Fernsehen und der Vielfalt des Dokumentarfilms. Auch als Medientheoretiker bewegte er sich auf der Höhe der Zeit, ohne darüber seine Qualitäten als Autor preiszugeben.

Von Dietrich Leder

Mit königlicher Autorität - James Earl Jones

Vor allem seine tiefe, kraftvoll tönende Stimme machte den US-Schauspieler James Earl Jones im Kino berühmt. Kultstatus erreichte seine Interpretation des „Star Wars“-Schurken Darth Vader. Doch James Earl Jones war weit mehr als ein begnadeter Sprecher. Auch die emotionale Vielseitigkeit und schiere Präsenz des wuchtigen afroamerikanischen Darstellers waren außergewöhnlich, ob in Hauptrollen wie in „Die große weiße Hoffnung“ oder in prägnanten Nebenparts von „Feld der Träume“ bis zum „Prinz aus Zamunda“.

Von Marius Nobach

Schön, schweigsam & unbeweglich - Alain Delon

Alain Delon war der perfekte Darsteller, wenn es um Entfremdung oder den Tod ging. Von Jean-Pierre Melville bis Michelangelo Antonioni verließen sich die größten Filmemacher auf seine Ausstrahlung, diese einzigartige Mischung aus Einsamkeit und Attraktivität, Unerreichbarkeit und Kälte, Melancholie und Disziplin. Dass er vor der Kamera nie gelacht habe, ist allerdings eine Legende, die sich leicht widerlegen lässt.

Von Michael Ranze

Machine Gun Lover - Gena Rowlands

Am 14. August ist US-Schauspielerin Gena Rowlands verstorben. Als Hauptdarstellerin und Frau des Regisseurs John Cassavetes bildete sie mit ihm ein Paar, das wie kein anderes im US-Kino für die Auflehnung gegen Konventionen stand. Gena Rowlands prägte dabei das Bild der wehrhaften Frau, die sich gegen eine bedrängende Gesellschaft auflehnt. Eine Hommage an die Darstellerin, die dem Kino einige seiner ehrlichsten Momente schenkte.

Von Patrick Holzapfel

Der Skript-Virtuose - Nachruf auf Robert Towne

Sein Drehbuch für „Chinatown“ (1974) gilt als eines der besten in der Geschichte Hollywoods, ja vielleicht sogar des Films überhaupt. Robert Towne gewann dafür 1975 den „Oscar“ und den „Golden Globe“. Es gibt kaum einen Drehbuchratgeber, in dem das Buch nicht als Paradebeispiel für gelungenes Scriptwriting herangezogen würde. Towne avancierte damit zum Star des New Hollywood. Im Juli 2024 ist er verstorben.

Von Thomas Klein

Einzelgänger mit Eruptionen - Donald Sutherland

Der kanadische Schauspieler Donald Sutherland besaß keine herkömmliche Attraktivität, aber eine einzigartige Ausstrahlung, der er eine lange Leinwandkarriere verdankte. Zum Star wurde er als Einzelgänger oder Außenseiter, die er linkisch, sarkastisch und eiskalt gestalten konnte, sei es als Chirurg im Koreakrieg oder Nazi-Spion. Seine präzise Darstellungskunst verschaffte ihm bis ins hohe Alter als Vaterfigur oder Schurke wie in „Die Tribute von Panem“ den Beifall neuer Generationen. Ein Nachruf.

Von Karsten Essen

Geheimnisvolle Schönheit - Anouk Aimée

Die französische Schauspielerin Anouk Aimée verstand sich auf das Spiel mit Sonnenbrillen, hinter denen ihre rätselhafte Schönheit stets ein Hauch von Melancholie umgab. Hollywood scheiterte daran, ihre filigrane Aura zu vereinnahmen. Dafür fand sie in Claude Lelouch und seinen drei „Ein Mann und eine Frau“-Filmen einen Regisseur, bei denen sie ihre Kunst leiser Skepsis in allen Lebensaltern ausspielen konnte.

Von Hanns-Georg Rodek

Ein radikaler Dokumentarist - Thomas Heise

Der plötzliche Tod des Filmemachers Thomas Heise am 29. Mai hat Bestürzung auslöst. In seinen Filmen begegnete man Außenseitern und Theaterleuten, Stasi-Mitarbeitern und Rechtsradikalen, ohne dass diese je auf solche Zuschreibungen reduziert worden wären. Sie erschienen als Individuen voller Widersprüche, mit komplexen Biografien und Lebenswünschen quer zur Wirklichkeit. Doch statt Porträts präsentierte Heise lieber assoziative Annäherungen, die das Fragmentarische nicht leugneten.

Von Dietrich Leder

Zum Tode von Roger Corman

Als unabhängiger Filmemacher kultivierte Roger Corman das B-Movie wie kein anderer und gab einer langen Reihe von später berühmt gewordenen Regisseuren erste Bewährungschancen. Mit seinen eigenen Produktionen blieb er bis ins hohe Alter hinein eine Ausnahmeerscheinung. Im Alter von 98 Jahren ist Roger Corman am 9. Mai in Santa Monica gestorben.

Von Thomas Klein