Nachrufe

In Memoriam… 2024

In die Vorfreude aufs neue (Kino-)Jahr mischt sich die Trauer um die Filmschaffenden, die 2024 verstorben sind. Die Erinnerung an sie ist auch eine Passage durch Jahrzehnte der Filmgeschichte, in die sie sich auf die ein oder andere Weise eingeschrieben haben, vor oder hinter der Kamera. Neben großen Stars wie Maggie Smith, Donald Sutherland oder Alain Delon werden dabei auch Künstler:innen gewürdigt, die weniger prominent sind, die Entwicklung des Mediums aber mitgeprägt haben.

Von Marius Nobach

Zum Tode von Marisa Paredes

Die spanische Schauspielerin Marisa Paredes wurde über ihre Zusammenarbeit mit Pedro Almodóvar auch international bekannt. Ihr Auftritt als ikonische, elegante wie geheimnisvolle Darstellerin in „Alles über meine Mutter“ spiegelte auch die Karriere der aus Madrid stammenden Mimin, die ab den 1980er-Jahren zum Kinostar aufstieg. In Spanien war Marisa Paredes zudem für ihr kulturpolitisches und gesellschaftliches Engagement berühmt.

Von Wolfgang Hamdorf

Ein Freund & Weggefährte - Wolfgang Becker

Der eine Film ragt aus dem schmalen Oeuvre von Wolfgang Becker turmhoch heraus: „Good Bye, Lenin!“ zog nicht nur in Deutschland mehr als sechs Millionen Zuschauer in die Kinos, sondern galt sogar den Briten als witzigster deutscher Film „ever“. Weniger sichtbar war seine Arbeit für die Produktionsfirma „X-Filme“, die er 1994 mit auf den Weg brachte. Im Alter von 70 Jahren ist Becker am 12. Dezember in Berlin gestorben.

Von Josef Schnelle

Nachruf auf Jim Abrahams, den Meister des parodistischen Slapsticks

Mitte der 1970er-Jahre kam Jim Abrahams nach Los Angeles, als das „New Hollywood“-Kino gerade in die Blockbuster-Phase überging. 1977 reüssierten er und seine langjährigen Freunde, David und Jerry Zucker, in „Kentucky Fried Movie“ als Drehbuchautoren. „Airplane!“ brachte ihnen 1980 auch den Durchbruch als Regie-Trio. Fortan erneuerten sie die Komödientraditionen der Genreparodie und des Slapsticks für ein cinephiles Publikum. Ein Nachruf auf Jim Abrahams.

Von Thomas Klein

Zwischen Tradition und Moderne - Maggie Smith

Als Charakterdarstellerin startete Maggie Smith nach frühen Theatererfolgen auch im Film der 1960er-Jahre durch und zeigte ihre außergewöhnliche Begabung und Vielseitigkeit. Sowohl für das Drama „Die besten Jahre der Miss Jean Brodie“ als auch für die Komödie „Das verrückte California-Hotel“ gewann sie „Oscars“. Später fiel ihr oft das Fach exzentrischer alter Frauen zu. Mit der „Harry Potter“-Reihe und der Serie „Downton Abbey“ wurde sie im hohen Alter noch zur Fan-Ikone.

Von Thomas Klein

Zum Tode von Klaus Kreimeier

Unter den deutschen Filmpublizisten nahm Klaus Kreimeier eine Sonderstellung ein. Mit Sachverstand und präzisem Blick verfasste er zahlreiche Monografien und Artikel über Regisseure von Murnau und Lang bis Tarkowski und Wenders. Er widmete sich der Geschichte des Ufa-Konzerns, dem Fernsehen und der Vielfalt des Dokumentarfilms. Auch als Medientheoretiker bewegte er sich auf der Höhe der Zeit, ohne darüber seine Qualitäten als Autor preiszugeben.

Von Dietrich Leder

Mit königlicher Autorität - James Earl Jones

Vor allem seine tiefe, kraftvoll tönende Stimme machte den US-Schauspieler James Earl Jones im Kino berühmt. Kultstatus erreichte seine Interpretation des „Star Wars“-Schurken Darth Vader. Doch James Earl Jones war weit mehr als ein begnadeter Sprecher. Auch die emotionale Vielseitigkeit und schiere Präsenz des wuchtigen afroamerikanischen Darstellers waren außergewöhnlich, ob in Hauptrollen wie in „Die große weiße Hoffnung“ oder in prägnanten Nebenparts von „Feld der Träume“ bis zum „Prinz aus Zamunda“.

Von Marius Nobach

Schön, schweigsam & unbeweglich - Alain Delon

Alain Delon war der perfekte Darsteller, wenn es um Entfremdung oder den Tod ging. Von Jean-Pierre Melville bis Michelangelo Antonioni verließen sich die größten Filmemacher auf seine Ausstrahlung, diese einzigartige Mischung aus Einsamkeit und Attraktivität, Unerreichbarkeit und Kälte, Melancholie und Disziplin. Dass er vor der Kamera nie gelacht habe, ist allerdings eine Legende, die sich leicht widerlegen lässt.

Von Michael Ranze

Machine Gun Lover - Gena Rowlands

Am 14. August ist US-Schauspielerin Gena Rowlands verstorben. Als Hauptdarstellerin und Frau des Regisseurs John Cassavetes bildete sie mit ihm ein Paar, das wie kein anderes im US-Kino für die Auflehnung gegen Konventionen stand. Gena Rowlands prägte dabei das Bild der wehrhaften Frau, die sich gegen eine bedrängende Gesellschaft auflehnt. Eine Hommage an die Darstellerin, die dem Kino einige seiner ehrlichsten Momente schenkte.

Von Patrick Holzapfel

Der Skript-Virtuose - Nachruf auf Robert Towne

Sein Drehbuch für „Chinatown“ (1974) gilt als eines der besten in der Geschichte Hollywoods, ja vielleicht sogar des Films überhaupt. Robert Towne gewann dafür 1975 den „Oscar“ und den „Golden Globe“. Es gibt kaum einen Drehbuchratgeber, in dem das Buch nicht als Paradebeispiel für gelungenes Scriptwriting herangezogen würde. Towne avancierte damit zum Star des New Hollywood. Im Juli 2024 ist er verstorben.

Von Thomas Klein