Personen des internationalen Films

Hochbegabt und schwierig - Nachruf auf Val Kilmer

Als Jim Morrison in Oliver Stones Biopic „The Doors“ lieferte Val Kilmer eine legendäre Darbietung ab, an der sich alle nachfolgenden Darstellungen bekannter Popstars messen lassen mussten. Die 1990er-Jahre waren sein Jahrzehnt mit einem weiteren Höhepunkt im Thriller „Heat“. Val Kilmer galt als schwierig, und einfach hat es ihm das Leben auch nie gemacht. Mit 65 Jahren ist er nun an einer Lungenentzündung gestorben.

Von Thomas Klein


Über weiße Identität - Joshua Oppenheimer über „The End“

Nach einem ökologischen Kollaps hat sich eine reiche Familie in einen luxuriösen Bunker unter der Erde gerettet, wo sie in solider Langeweile ihr Dasein fristet. Das ist der Ausgangspunkt der kuriosen Endzeitparabel „The End“ (aktuell im Kino), die Joshua Oppenheimer als echtes Musical inszeniert hat. Im Interview verrät der US-Filmemacher, was ihn zu dieser ungewöhnlichen Inszenierung verführt hat.

Das Gespräch führte Michael Ranze

Rolf Peter Kahl

Man muss Filme, die von geschichtlichen Ereignissen handeln, so umsetzen, dass sie auch ein junges Publikum ansprechen. Also mit filmischen Mitteln, die es kennt. Gerade auch, wenn es um den Holocaust geht.

Wie vom Blitz getroffen - Gilles Lellouche über „Beating Hearts“

Kino ist Fiktion, Übersteigerung, pure Fantasie. Davon ist der französische Regisseur und Schauspieler Gilles Lellouche überzeugt, weshalb er in seinem Werken aufs Imaginäre setzt. Doch ohne in eine pure Traumwelt abzugleiten, die nur Frust und Enttäuschung hinlassen würde. Dazu gehört dann auch ein schlüssiges Finale, das nicht zu düster ausfallen darf. In „Beating Hearts“ (jetzt im Kino) löst er das in einer energetischen Liebesballade im Gangstermilieu ein.

Das Gespräch führte Jörg Taszman


Auf den Ton kommt es an - Werkstattgespräch mit Tonmeister Matthias Lempert

Wenn es nicht gerade spektakuläre Soundeffekte sind, wird der Ton im Film oft nicht als künstlerische Leistung wahrgenommen. Für die filigraneren Nuancen des Klangs braucht es ein feines Ohr. Einer der bedeutendsten deutschen Tonmeister ist Matthias Lempert. Bei „Das Licht“ (jetzt im Kino) arbeitete er zum wiederholten Mal mit Tom Tykwer zusammen. Aber auch die Filme von Andres Veiel oder Angela Schanelec profitieren von Lemperts Tongestaltung.

Von Thomas Klein

Rosetta mit einem Lächeln - Nachruf auf Émilie Dequenne

Schon mit ihrem ersten Film „Rosetta“ über eine junge Belgierin aus prekären Verhältnissen erwies sich die 17-jährige Émilie Dequenne als schauspielerisches Naturtalent und wurde 1999 in Cannes ausgezeichnet. Ihr Durchbruch in dem Sozialdrama führte in Frankreich und Belgien zu weiteren anspruchsvollen Rollen in dramatischen Stoffen, aber auch in Komödien, in denen sie selbstbewusste und eigensinnig agierende Frauen verkörperte. Mit 43 Jahren ist sie an einer aggressiven Krebserkrankung gestorben.

Von Marius Nobach


Miau & Mythos - Gints Zilbalodis

Dass ein lettischer Film einen „Oscar“ als bester Animationsfilm gewinnt, hat es noch nie gegeben. Dem jungen Filmemacher Gints Zilbalodis ist kürzlich bei der Verleihung der 97. Academy Awards genau das mit seinem Film „Flow“ gelungen. Sein bildgewaltiges Abenteuer um eine schwarze Katze, die sich mit anderen Tieren vor einer Sintflut auf ein Segelboot rettet, zeugt von einem ebenso eigenwilligen wie faszinierenden Stilwillen.

Von Chris Schinke


Musik, Mysterium & Erotik - Anne Fontaine über „Bolero“

Sinnliche, geheimnisvolle Geschichten mag Anne Fontaine, geboren 1959 in Luxemburg, deren Karriere als Filmemacherin nach einem Tanz- und Philosophiestudium in Paris begann, am liebsten, wie sie im Interview erzählt. Nach ihrem Biopic über Coco Chanel widmet sie sich nun mit „Bolero“ einem der bedeutendsten französischen Komponisten, Maurice Ravel, über dessen Leben gar nicht so viel bekannt ist.

Das Gespräch führte Kirsten Liese


Auserwählter Außenseiter - Timothée Chalamet

Mit „Call Me By Your Name“ gelang dem 1995 in New York City geborenen Schauspieler 2016 der Durchbruch; seitdem ist er zu einem der wichtigsten Schauspieler seiner Generation herangereift und hat als Paul Atreides in den Neuverfilmungen von „Dune“ auch das Blockbusterkino erobert. Aktuell glänzt er als junger Bob Dylan in „Like A Complete Unknown“.

Von Thomas Klein


Ain’t Gonna Hang No Picture Frame - Bob Dylan als Filmemacher

Mit „A Complete Unknown“ startet am Donnerstag ein biografisches Drama um den Musiker und Poeten Bob Dylan. Es ist das jüngste Kapitel der komplexen Beziehungsgeschichte zwischen Bob Dylan und dem Medium Film, die von Dylans Liebe zum Kino befeuert wurde. Allerdings schlug sie eine ganz andere Richtung ein, als dies bei anderen Musikstars à la Elvis Presley der Fall war, die zugleich Filmstars wurden.

Von Daniel Kothenschulte


Die Sprache der Mächtigen - Burhan Qurbani über „Kein Tier. So wild“

2020 präsentierte Burhan Qurbani mit „Berlin Alexanderplatz“ eine ungewöhnliche Romanadaption, in der er Franz Biberkopf als afrikanischen Flüchtling besetzte. Jetzt läuft sein neuer Film „Kein Tier. So Wild.“ in der Reihe „Berlinale Special“. Auch hier setzt sich der Sohn afghanischer Kriegsflüchtlinge mit einem Klassiker der Weltliteratur auseinander: mit William Shakespeares Königsdrama „Richard III.“ Das spielt im gegenwärtigen Berlin als Krieg zweier arabischer Clans.

Das Gespräch führte Wolfgang Hamdorf