Personen des internationalen Films

An den Rändern der Gesellschaft - Ein Porträt von Sean Baker

Der US-Amerikaner Sean Baker dreht seit fast 25 Jahren Filme über die sozialen Randgebiete seines Landes, in denen er mit großer Zuneigung Figuren aus dem gesellschaftlichen Abseits porträtiert. Damit, wie er von Armut, Migration und Sexarbeit erzählt, ohne sie für Elendsgeschichten auszuschlachten, hat er sich als einer der konsequentesten US-Independent-Filmemacher profiliert. Mit „Anora“ hat er 2024 beim Filmfestival in Cannes die „Goldene Palme“ gewonnen; am 31.10. startet der Film nun in den deutschen Kinos.

Von Karsten Munt

Friederike Pezold: Abenteuer der Autarkie

Die österreichische Filmemacherin und Videokünstlerin Friederike Pezold, die auch unter dem Pseudonym pezoldo arbeitet, wurde ab den 1970er-Jahren mit ihren kompromisslosen Filmen bekannt. In den letzten Jahren kommt es zu einer neuen Würdigung ihrer Arbeiten. Nach wie vor beeindruckt, wie sie mit den Mitteln von Film und Video gegen fremdbestimmtes Schauen aufbegehrt.

Von Philipp Stadelmaier

Rolf Peter Kahl

Man muss Filme, die von geschichtlichen Ereignissen handeln, so umsetzen, dass sie auch ein junges Publikum ansprechen. Also mit filmischen Mitteln, die es kennt. Gerade auch, wenn es um den Holocaust geht.

Haltung zeigen gegen das Unrecht - Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“

„Ich wollte zeigen, dass hinter den Widerstandskämpfern keine Heroen stecken, sondern ganz normale Menschen", sagt Andreas Dresen über seinen Film „In Liebe, Eure Hilde“, der die vom NS-Regime hingerichtete Hilde Coppi porträtiert. Im Gespräch berichtet Dresen, wie er und sein Team an das Sujet herangegangen sind, um es nicht zu enthistorisieren, zugleich aber für die Gegenwart anschlussfähig zu machen.

Das Interview führte Wolfgang Hamdorf

Der Schöne und das Biest - Udo Kier

Am 14. Oktober 2024 wurde Udo Kier, Schauspieler, Weltstar und queere Ikone, 80 Jahre alt. 1944 geboren in Köln-Mülheim als Udo Kierspe, zog es den Mann mit den hypnotischen blauen Augen früh über die Grenzen seiner Heimat hinaus und in die abseitigeren, morbiden Ecken des internationalen Kinos, wobei seine Erkundungen der dunklen Seiten des Menschseins oft auch eine Auseinandersetzung mit den dunklen Seiten des Deutschseins waren. Eine Hommage.

Von Daniel Moersener

Zwischen Tradition und Moderne - Maggie Smith

Als Charakterdarstellerin startete Maggie Smith nach frühen Theatererfolgen auch im Film der 1960er-Jahre durch und zeigte ihre außergewöhnliche Begabung und Vielseitigkeit. Sowohl für das Drama „Die besten Jahre der Miss Jean Brodie“ als auch für die Komödie „Das verrückte California-Hotel“ gewann sie „Oscars“. Später fiel ihr oft das Fach exzentrischer alter Frauen zu. Mit der „Harry Potter“-Reihe und der Serie „Downton Abbey“ wurde sie im hohen Alter noch zur Fan-Ikone.

Von Thomas Klein

Nice Girl, Weirdo, Mutantin - Margaret Qualley

In der Satire „The Substance“ ist Margaret Qualley aktuell als künstlich erzeugte junge Version einer ausrangierten Schauspielerin zu sehen. Es ist eine Rolle wie gemacht für die US-Amerikanerin, ihr dynamisches Spiel und ihre Vorliebe für Untiefen hinter Heiterkeit und strahlendem Äußeren. Ein darstellerischer Wagemut, der seit dem Durchbruch in „Once Upon a Time … in Hollywood“ durch die Zusammenarbeit mit Filmemachern wie Claire Denis, Ethan Coen und Yorgos Lanthimos belohnt wurde.

Von Esther Buss

Zum Tode von Klaus Kreimeier

Unter den deutschen Filmpublizisten nahm Klaus Kreimeier eine Sonderstellung ein. Mit Sachverstand und präzisem Blick verfasste er zahlreiche Monografien und Artikel über Regisseure von Murnau und Lang bis Tarkowski und Wenders. Er widmete sich der Geschichte des Ufa-Konzerns, dem Fernsehen und der Vielfalt des Dokumentarfilms. Auch als Medientheoretiker bewegte er sich auf der Höhe der Zeit, ohne darüber seine Qualitäten als Autor preiszugeben.

Von Dietrich Leder

Mit königlicher Autorität - James Earl Jones

Vor allem seine tiefe, kraftvoll tönende Stimme machte den US-Schauspieler James Earl Jones im Kino berühmt. Kultstatus erreichte seine Interpretation des „Star Wars“-Schurken Darth Vader. Doch James Earl Jones war weit mehr als ein begnadeter Sprecher. Auch die emotionale Vielseitigkeit und schiere Präsenz des wuchtigen afroamerikanischen Darstellers waren außergewöhnlich, ob in Hauptrollen wie in „Die große weiße Hoffnung“ oder in prägnanten Nebenparts von „Feld der Träume“ bis zum „Prinz aus Zamunda“.

Von Marius Nobach

Beflügelte Verführung - Jacqueline Bisset

Der Kritiker Michael Althen bezeichnete Jacqueline Bisset als „definitiv schönste Frau der Welt“. Viele ihrer Kinofilme setzten auf die Attraktivität und die verführerisch-verletzliche Aura der 1944 geborenen britischen Schauspielerin. Schon bald nach Beginn ihrer Karriere in den 1960er-Jahren brillierte sie aber auch in anspruchsvollen Rollen von „Die amerikanische Nacht“ bis „Reich und berühmt“. Eine Hommage zum 80. Geburtstag am 13. September.

Von Michael Ranze

Der Mann, der anpackt - Kevin Costner

Im Jahr 2024 ein vierteiliges Kino-Großprojekt ausgerechnet im Western-Genre zu verwirklichen, scheint an allen aktuellen Entwicklungen vorbeizugehen, liegt aber ganz auf der Linie des Urhebers dieses Epos: Als Schauspieler und Regisseur schreibt Kevin Costner mit „Horizon“ nur seine Version des US-Gründungsmythos fort, die er mit Charme, konservativen, aber nicht reaktionären Werten, Naivität und Idealismus geschaffen hat. Eine Würdigung des Phänomens Kevin Costner.

Von Karsten Munt