An den Rändern der Gesellschaft - Ein Porträt von Sean Baker
Der US-Amerikaner Sean Baker dreht seit fast 25 Jahren Filme über die
sozialen Randgebiete seines Landes, in denen er mit großer Zuneigung Figuren
aus dem gesellschaftlichen Abseits porträtiert. Damit, wie er von
Armut, Migration und Sexarbeit erzählt,
ohne sie für Elendsgeschichten auszuschlachten, hat er sich als einer der konsequentesten US-Independent-Filmemacher profiliert. Mit „Anora“ hat er 2024 beim Filmfestival in Cannes die „Goldene Palme“ gewonnen; am 31.10. startet der Film nun in den deutschen Kinos.
Von Karsten Munt
Friederike Pezold: Abenteuer der Autarkie
Die österreichische Filmemacherin und Videokünstlerin Friederike Pezold, die auch unter dem Pseudonym pezoldo arbeitet, wurde ab den 1970er-Jahren mit ihren kompromisslosen Filmen bekannt. In den letzten Jahren kommt es zu einer neuen Würdigung ihrer Arbeiten. Nach wie vor beeindruckt, wie sie mit den Mitteln von Film und Video gegen fremdbestimmtes Schauen aufbegehrt.
Von Philipp Stadelmaier
Der Schöne und das Biest - Udo Kier
Am 14. Oktober 2024 wurde Udo Kier, Schauspieler, Weltstar und queere Ikone, 80 Jahre alt. 1944 geboren in Köln-Mülheim als Udo Kierspe, zog es den Mann mit den hypnotischen blauen Augen früh über die Grenzen seiner Heimat hinaus und in die abseitigeren, morbiden Ecken des internationalen Kinos, wobei seine Erkundungen der dunklen Seiten des Menschseins oft auch eine Auseinandersetzung mit den dunklen Seiten des Deutschseins waren. Eine Hommage.
Von Daniel Moersener
Nice Girl, Weirdo, Mutantin - Margaret Qualley
In der Satire „The Substance“ ist Margaret Qualley aktuell als künstlich erzeugte junge Version einer ausrangierten Schauspielerin zu sehen. Es ist eine Rolle wie gemacht für die US-Amerikanerin, ihr dynamisches Spiel und ihre Vorliebe für Untiefen hinter Heiterkeit und strahlendem Äußeren. Ein darstellerischer Wagemut, der seit dem Durchbruch in „Once Upon a Time … in Hollywood“ durch die Zusammenarbeit mit Filmemachern wie Claire Denis, Ethan Coen und Yorgos Lanthimos belohnt wurde.
Von Esther Buss
Beflügelte Verführung - Jacqueline Bisset
Der Kritiker Michael Althen bezeichnete Jacqueline Bisset als „definitiv schönste Frau der Welt“. Viele ihrer Kinofilme setzten auf die Attraktivität und die verführerisch-verletzliche Aura der 1944 geborenen britischen Schauspielerin. Schon bald nach Beginn ihrer Karriere in den 1960er-Jahren brillierte sie aber auch in anspruchsvollen Rollen von „Die amerikanische Nacht“ bis „Reich und berühmt“. Eine Hommage zum 80. Geburtstag am 13. September.
Von Michael Ranze
Der Mann, der anpackt - Kevin Costner
Im Jahr 2024 ein vierteiliges Kino-Großprojekt ausgerechnet im Western-Genre zu verwirklichen, scheint an allen aktuellen Entwicklungen vorbeizugehen, liegt aber ganz auf der Linie des Urhebers dieses Epos: Als Schauspieler und Regisseur schreibt Kevin Costner mit „Horizon“ nur seine Version des US-Gründungsmythos fort, die er mit Charme, konservativen, aber nicht reaktionären Werten, Naivität und Idealismus geschaffen hat. Eine Würdigung des Phänomens Kevin Costner.
Von Karsten Munt
Raum und Bewegung - Thomas Arslan
Am 18. Juli startet mit „Verbrannte Erde“ der jüngste Film des 1962 geborenen Filmemachers Thomas Arslan in den Kinos. Mit Filmen wie „Dealer“, „Der schöne Tag“ und „Im Schatten“ wurde er einer der prägenden Filmemacher der sogenannten „Berliner Schule“, und Berlin würdigt ihn derzeit sowohl mit einer Ausstellung im Neuen Berliner Kunstverein als auch mit einer Werkschau im Kino Arsenal. Eine gute Gelegenheit für eine Begegnung mit seinem Werk.
Von Esther Buss
Vollblut-Schauspielerin - Eva Marie Saint
Als enigmatische Blonde im Hitchcock-Klassiker „Der unsichtbare Dritte“ hat Eva
Marie Saint bleibenden Eindruck hinterlassen. In den 1950er-Jahren fasste die
US-Schauspielerin, die über das Talent einer Charakterdarstellerin und die
kühle Schönheit einer Grace Kelly verfügte, in Hollywood Fuß. Doch in den
1960er-Jahren wurden gute Kinorollenangebote rar, weshalb sie auf Theater und Fernsehen auswich. Eine Hommage zum 100. Geburtstag am 4. Juli 2024.
Von Michael Ranze
In unbekannte Welten - Ella Rumpf
Die
1995 geborene Ella Rumpf ist derzeit die wohl bekannteste Schweizer
Schauspielerin. Das liegt an ihrer Vielfalt und ihrer Lust, von Horror über Drama und
Komödie viele Genres auszuprobieren. Hinzu kommt ihre Vielsprachigkeit, mit der
sie in Deutschland, der Schweiz
und in Frankreich drehen kann. Aktuell sieht man sie in dem französischen Spielfilm „Die Gleichung ihres Lebens“ in ihrer ersten großen Hauptrolle.
Von Jörg Taszman
Der Boden unter den Füßen der Wahrheit - Nuri Bilge Ceylan
In
den Filmen des türkischen Regisseurs Nuri Bilge Ceylan bleibt vieles
unausgesprochen, auch wenn die Figuren oft endlos miteinander diskutieren. Der
Filmemacher geht auf die Suche nach
einem Sinn der Welt, deckt die Lächerlichkeit des Seins auf und blickt doch
immer auch zärtlich auf die Menschen. Sein jüngster Film
„Auf trockenen Gräsern“ zeugt von seiner mittlerweile
erreichten Meisterschaft.
Von Patrick Holzapfel