Was Menschen zu Teufeln macht - Magnus von Horn
In seinem Historiendrama „Das Mädchen mit der Nadel“ taucht der schwedische Regisseur Magnus von Horn in die Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg ein und entwickelt ein Szenario zwischen Drama und Horrorfilm um die dänische Serienmörderin Dagmar Overby, die vorgab, unehelich geborene Babys gegen Geld an Adoptiveltern zu vermitteln, diese aber tatsächlich ermordete. Ein Gespräch über die Konzeption seines düsteren Schwarz-weiß-Films und stilistische Vorbilder.
Von Michael Ranze
Wohlstand oder Freiheit - Mohammad Rasoulof über „Die Saat des Heiligen Feigenbaums“
Mit seinem Familien- und
Gesellschaftsdrama „Die Saat des Heiligen Feigenbaums“ (Kinostart: 26.12.) ging
der iranische Filmemacher Mohammad Rasoulof ein großes Risiko ein. Sein Film
greift die Proteste nach dem Tod von Jina Mahsa Amini auf und zeigt ihre
Auswirkungen auf eine Familie, in der sich ein Graben zwischen Eltern und
Töchtern auftut. Nach Fertigstellung des ohne Drehgenehmigung realisierten
Films floh Rasoulof aus dem Iran, um der Verhaftung und einem Berufsverbot zu
entgehen.
Das Gespräch führte Michael Ranze
Kibbuz und Deutscher Wald - Omer Fast über „Abendland“
Der 1972 in Jerusalem geborene, seit 2001 hauptsächlich in Deutschland lebende Omer Fast hat sich als Grenzgänger zwischen Videokunst und Spielfilmregie einen Namen gemacht. „Abendland“ ist sein dritter Film fürs Kino. Darin gerät eine Aktivistin mit Angela-Merkel-Maske in eine Waldkommune aus lauter Maskierten und mit seltsamen Ritualen. Ein Gespräch über Wälder, Robinsonaden und die Sehnsucht, jemand anders zu sein.
Das Gespräch führte Jens Hinrichsen
Brücken bauen - Interview mit Rand Beiruty
Rand Beiruty ist Autorin, Regisseurin und Produzentin und lebt zwischen Amman und Berlin. Für ihren Dokumentarfilm „Über uns von uns“ hat sie eine Gruppe von Teenagerinnen mit Migrationshintergrund im brandenburgischen Eberswalde fünf Jahre lang begleitet. Die jungen Frauen nehmen an von ihr angeleiteten Workshops teil, in denen sie mit Malerei, Theater, Musik und Film ihre eigenen Befindlichkeiten und Träume ausdrücken.
Das Gespräch führte Wolfgang Hamdorf
Ganz normale Menschen - Edward Berger über „Konklave“
Der Thriller „Konklave“ nach dem gleichnamigen Roman von Robert Harris erzählt von der Wahl eines neuen Papstes. Hinter verschlossenen Türen entbrennen zwischen dem Gästehaus Santa Marta und der Sixtinischen Kapelle erbitterte Macht- und Richtungskämpfe. Im Gespräch berichtet Regisseur Edward Berger über sein Interesse an dem Stoff, seine Perspektive auf die Kirche und die Herausforderung, den Vatikan jenseits von Klischees in Szene zu setzen.
Das Interview führte Wolfgang Hamdorf
Extreme Herausforderung - Jorgo Narjes über „Zeit Verbrechen“
Um die vierteilige Anthologie-Serie „Zeit Verbrechen“ hat es in den letzten Monaten viel Aufsehen gegeben. Nach ihrer gefeierten Premiere bei der Berlinale versanken die jeweils rund einstündigen Filme im Nirwana, als Paramount+ seine europäischen Aktivitäten einstellte. Jetzt sind die vier „True Crime“-Filme als Streaming bei RTL+ zu sehen. Ein Gespräch mit dem Produzenten Jorgo Narjes über die Schwierigkeiten einer unkonventionellen Adaption.
Das Interview führte Jörg Taszman
Haltung zeigen gegen das Unrecht - Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“
„Ich wollte zeigen, dass hinter den Widerstandskämpfern keine Heroen stecken, sondern ganz normale Menschen", sagt Andreas Dresen über seinen Film „In Liebe, Eure Hilde“, der die vom NS-Regime hingerichtete Hilde Coppi porträtiert. Im Gespräch berichtet Dresen, wie er und sein Team an das Sujet herangegangen sind, um es nicht zu enthistorisieren, zugleich aber für die Gegenwart anschlussfähig zu machen.
Das Interview führte Wolfgang Hamdorf
Der Unkopierbare - Javier Espada über seinen Dokumentarfilm „Buñuel – Filmemacher des Surrealismus“
Javier Espada ist ein Experte für seinen Landsmann Luis Buñuel und hat ein Forschungszentrum und ein Museum in dessen Geburtsort Calanda gegründet. In seinem neuen Dokumentarfilm „Buñuel - Filmemacher des Surrealismus“ (Kinostart am 10. Oktober) breitet Espada seine Faszination für den Regisseur auch als Film aus und führt eine neue Generation an dessen Werk und Philosophie heran. Ein Gespräch über Buñuels Sozialkritik, seinen Humor und den subversiven Umgang mit religiösen Motiven.
Das Gespräch führte Wolfgang Hamdorf
Wie ein verlassenes Raumschiff - Interview mit Fanny Liatard und Jérémy Trouilh
In ihrem Film „Gagarin“ (2020), der wegen Corona-bedingten Verzögerungen erst jetzt den Weg in die deutschen Kinos findet, erzählen die Filmemacher Fanny Liatard und Jérémy Trouilh eine Coming-of-Age-Geschichte an einem ganz besonderen Ort, der nach dem russischen Kosmonauten Juri Gagarin benannten Siedlung Gagarine nahe Paris. Im Interview sprechen sie darüber, was sie an diesem Ort fasziniert und wie ihr Film mit dem Science-Fiction-Genre flirtet.
Das Gespräch führte Jörg Taszman
Cinemigrante - Narges Kalhor zu „Shahid“
Die aus dem Iran stammende Filmemacherin Narges Kalhor hat im Februar 2024 für „Shahid“ den „Caligari-Preis“ gewonnen. Seit 2009 lebt sie als politischer Flüchtling in Deutschland, nachdem sie wegen ihrer kritischen Arbeiten ins Visier des iranischen Regimes geraten war. In ihrem zwischen Stilen und Genres wechselnden Film wird die Regisseurin von ihrem als Märtyrer gestorbenen Urgroßvater verfolgt, als sie ihren Nachnamen ändern will. Ein Gespräch über iranische und deutsche Einflüsse, Widerstand durch Humor und die Suche nach einer neuen Filmsprache.
Das Gespräch führte Marius Nobach