Der
US-Filmemacher Arthur Penn hatte sich bereits in seiner Gangsterballade
„Bonnie und Clyde“ (1967) und der Anti-Establishment-Komödie „Alice’s Restaurant“ (1969) kritisch mit seinem Heimatland auseinandergesetzt,
bevor er sich 1970 das mythenreichste aller Genres vornahm: „Little Big Man“
blickt zurück auf die Zeit der „Indianerkriege“ und bricht die von Legenden
umrankte Pionierzeit gründlich auf. Den Rahmen setzt dabei die Erzählung des
121-jährigen Jack Crabb, der sich gegenüber einem Historiker als letzten
Überlebenden der Schlacht am Little Big Horn bezeichnet und seine wechselhafte
Jugend (auch für den Zuschauer) ausbreitet. Nach einem Indianerüberfall wird er
zunächst vom Häuptling Old Lodge Skins (Chief Dan George) aufgezogen, gerät dann wieder unter die Weißen und versucht
sich als Erwachsener (Dustin Hoffman)
in verschiedenen Berufen. Nach einem ersten Kontakt mit General Custer (Richard Mulligan) kehrt er zu
den Ureinwohnern zurück und erlebt die brutalen Angriffe der Armee am eigenen
Leib.
Aus der Sicht eines Beteiligten gesehen und dementsprechend ohne Anspruch auf historische Wahrheit, liefert Penns interessanter wie ironischer Film durch den Zwiespalt zwischen Legende und Fakten erhellende Einblicke – und ist in der Zeichnung der überheblichen und gnadenlosen Soldaten unweigerlich als Anspielung auf den seinerzeit wütenden Vietnamkrieg zu sehen. Ein perfekt inszeniertes Epos, getragen von einem glänzenden Hauptdarsteller. – Sehenswert ab 16.