Im Bannstrahl des Male Gaze
Das Kino produziert unablässig Bilder, mit denen wir die Welt ordnen. Auch das Nachdenken über diese Bilder verlangt deshalb eine hohe Flexibilität. Ausgerechnet die feministische Filmkritik aber scheint sich mit dem starren Festhalten am Begriff des Male Gaze in eine Sackgasse manövriert zu haben und den komplexen Erzählungen über Geschlecht, Weiblichkeit und Begehren nicht mehr gerecht zu werden. Sie müsste wieder feministisch werden, statt feministisch zu sein!
Von Sebastian Seidler
Magier, Eigenbrötler und Diplomaten - Dirigentenfilme
Lange waren sie keine Filmhelden, doch mittlerweile hat das Kino sein Faible für Dirigenten entdeckt. Die Männer und Frauen hinter dem Pult sind manchmal versierte Vermittler, manchmal schreckliche Tyrannen. Oder ganz normale Menschen wie aktuell im Drama „Die leisen und die großen Töne“ (Kinostart am 26.12.). Eine Passage durch aktuelle Dirigentenfilme.
Von Kirsten Liese
Independent-Filmer gegen Viktor Orbán
In
den letzten Jahren ist in Ungarn der Druck gegen Filmemacher:innen, die nicht
auf Linie mit der rechtspopulistischen Fidesz-Partei unter Viktor Orbán liegen,
immer größer geworden. Der Druck ist vor allem finanzieller Natur: Wer Kritik
übt, wird nicht gefördert. Dennoch existiert eine vitale Szene unabhängiger
Filmschaffender, die kreativ dagegenhalten. Ein Streifzug anlässlich des
deutschen Kinostarts von „Eine Erklärung für alles“.
Von Jörg Taszman
Denk ich an Deutschland
Mit der gerade angelaufenen Komödie „Der Spitzname“ von Sönke Wortmann scheint eine momentan populäre deutsche Genrespielart, die man in Ermangelung anderer Begriffe Diskurskomödie mit Social-Engineering-Auftrag nennen könnte, an ihr Ende gekommen zu sein. Denn hinter ihren atemlosen Wortgefechten verbergen sich keine wirklichen Probleme mehr. Ein kurzer Überblick über komische Filme aus Deutschland, die sich auf aktuelle gesellschaftliche Probleme stürzen.
Von Kamil Moll
Resonanzen finden statt die Welt abzubilden
Musicals entführen in Traumwelten aus Gesang und Tanz. Sie sind aber keineswegs nur eskapistisches Showbiz, sondern greifen substanzielle Themen auf. Vor allem in der letzten Dekade geht es dabei immer wieder um das Spannungsfeld von Individuum und Gesellschaft. Ein Blick auf die Gegenwart des traditionsreichen Genres anlässlich des Filmstarts von „Emilia Pérez“.
Von Niklas Lotz
Spielwiese des freien Denkens übers Kino. Letterboxd: Eine Verteidigung
Jüngst beleuchtete Patrick Holzapfel in einem Essay über die boomenden Plattform
Letterboxd und deren Auswirkungen auf die Diskurse der Filmkritik. Lukas
Foerster hält dagegen: Auch wenn viele der Einwände
gerechtfertigt sind, ist Letterboxd derzeit einer der spannendsten Orte im
Netz, um über Filme zu schreiben und zu lesen.
Von Lukas Foerster
Letterboxd: Cinephilie-Segen oder Albtraum?
Die Online-Plattform Letterboxd, auf der Filme bewertet, kommentiert und in Listen verarbeitet werden, hat einen rasanten Aufstieg erfahren. Längst werden Letterboxd-Einträge für die Filmwerbung genutzt, Kritiker und Filmmagazine nutzen die Plattform und in den Nischen gedeiht der Austausch. Doch während sich die Website als Streiterin für die Filmkultur inszeniert, ist ihr Hang zu populären, emotionalen Meinungsäußerungen nicht weniger problematisch als bei anderen Online-Foren.
Von Patrick Holzapfel
Leders Journal: Raum für Vieles
Ein Jahrzehnt lang schienen die Streamer und das lineare Fernsehen geborene Todfeinde zu sein, die sich wechselseitig das Publikum abspenstig machen wollten. Inzwischen nivellieren sich die Gegensätze, und auch der Konkurrenzkampf hat sich modelliert. Das ist für Filme und Serien durchaus von Vorteil, wie die aktuelle dritte Staffel von „The Bear“ vor Augen führt.
Von Dietrich Leder
Replik „Wirkliches Verstehen“
Vor ein paar Tagen erschien auf filmdienst.de ein Artikel von Henk Drees mit dem Titel „Auschwitz erzählen“. Darin ging es um Überlegungen zur Darstellbarkeit des Holocaust am Beispiel von „The Zone of Interest“ und dem Essay „Das Verschwinden von Auschwitz“ von Patrick Holzapfel, das früher im Jahr ebenfalls auf filmdienst.de erschienen ist. Patrick Holzapfel hat dazu auf seinem Blog „Jugend ohne Film“ eine Erwiderung veröffentlicht.
Filme über Schule
Das Thema Schule erfreut sich im Kino einer enormen Beliebtheit, weil die Kinder und Jugendlichen in Filmen wie „Harry Potter und der Stein der Weisen“ oder „Mister Twister“ ihre eigene Lebenswelt in lustvoll-fantastischen Brechungen gespiegelt sehen. Zur Fülle der Schulfilme gehören aber auch sehr ernsthafte Auseinandersetzungen mit charismatischen wie dämonischen Pädagogen, Autoritäten und Strukturen.