Filmliteratur: „Die langen Ferien des Sohrab Shahid Saless“

Der aus dem Iran stammende Regisseur Sohrab Shahid Saless war eine singuläre Gestalt im deutschen Filmschaffen, weil er nicht nur die Migrationserfahrung miteinbrachte, sondern sich in seinem Kunstschaffen stark an dem Schriftsteller Anton Tschechow orientierte. In einem voluminösen dreibändigen Werk setzt ihm der Germanist Behrang Samsami jetzt ein Denkmal, das viele Texte, Gespräche, Statements und Briefe des rastlosen Künstlers versammelt.

Von Patrick Holzapfel

Ein seltsamer Beruf - Georg Wilhelm Pabst

Der österreichische Regisseur Georg Wilhelm Pabst, 1885 in Böhmen geboren und 1967 in Wien verstorben, gehörte zu den prägenden Filmemachern der Weimarer Republik. Der Schriftsteller Daniel Kehlmann widmet ihm mit dem Roman „Lichtspiel“ eine vielschichtig-schillernde Biografie, die Filmgeschichte lebendig werden lässt und nicht zuletzt auch um Pabsts Verhältnis zu Nazi-Deutschland kreist.

Von Chris Schinke

„Shunas Reise“. Manga von Hayao Miyazaki

Während die deutschen Fans des Anime-Regisseurs Hayao Miyazaki sehnsüchtig auf den Start seines jüngsten Films „The Boy and the Heron“ warten, hat der Verlag Reprodukt ein Frühwerk von Miyazaki herausgebracht: das Manga „Shunas Reise“ aus dem Jahr 1983 – ein visuell hinreißendes Abenteuer um den Prinzen eines Bergvolks, der sich auf eine gefahrvolle Reise begibt, um sagenumwobene Samen zu finden und die Not in seiner Heimat zu lindern.

Von Felicitas Kleiner

Spiegelbilder der Geschichte - Dokumentarfilm in Deutschland

Von den „Anfängen bis zur Gegenwart“ zeichnet ein monumentales Werk die Geschichte des Dokumentarfilms in Deutschland nach. Die Monografie bettet den deutschen Dokfilm dabei in den Kontext der allgemeinen Historie ein. In ihr spiegelt sich sehr prominent die jeweilige Medien-, Mentalitäts- und Gesellschaftsgeschichte. Das reich bebilderte Werk ist bei der Bundeszentrale für politische Bildung erschienen und mit einem Preis von 7 Euro konkurrenzlos günstig.

Von Dietrich Leder

Die Comics "Béatrice" und "Das große Los"

Der Belgier Joris Mertens, der bislang als Setdesigner und Storyboard-Künstler tätig war, debütiert mit rund 50 Jahren als Comiczeichner. Seine Bände „Béatrice“ (2021) und „Das große Los“ (2022) sind jetzt auch in Deutschland erschienen. Mit ungemein detailreichen Bildern erzählen sie nicht zuletzt auch von Mertens’ Liebe zum Kino. Der Film noir und die klassischen französischen Krimis prägen den Look der Comics.

Von Christian Meyer-Pröbstl

Filmglück für Kinderaugen - „Drachen reiten. Freunde finden. Älter werden“

In der Flut an Medienangeboten, die es derzeit für Kinder gibt, die Spreu vom Weizen zu trennen, ist für Eltern oft die Quadratur des Kreises. Abhilfe schafft nun Kinder- und Jugendfilmexperte Horst Peter Koll: In dem Band „Drachen reiten. Freunde finden. Älter werden“ versammelt er eine hervorragende Auswahl an Filmtipps für junge Zuschauer:innen – allesamt verfügbar bei diversen Streamingportalen.

Von Rochus Wolff

David Lynch & „Mulholland Drive“

Die Kulturwissenschaftlerin Christine Lang versucht mit einem ganzen Theorienbündel aus Film-, Theater-, Kunst-, Medien- und Literaturwissenschaft David Lynchs verschachteltem Jahrhundertfilm „Mulholland Drive“ auf die Spur zu kommen. Das liest sich nicht nur spannend, sondern funktioniert auch als Rätsel-Nachschlagewerk und gibt dem detektivischen Vergnügen am Film zusätzlichen Auftrieb.

Von Cosima Lutz

„Das Storyboard von Wim Wenders“

Der kanadische Zeichner Stéphane Lemardelé konnte sein Glück kaum fassen, als er 2013 als Storyboard-Zeichner für Wim Wenders‘ 3D-Spielfilm „Everything will be fine“ angefragt wurde. Jetzt hat er aus der Begegnung mit dem deutschen Regisseur eine Graphic Novel gemacht, die weit über die kurze Zusammenarbeit an dem Spielfilm im Jahr 2014 hinausreicht.

Von Christian Meyer-Pröpstl

Die Kunst, für gute Filme zu kämpfen

In dem spannenden Reader "Kino, Festival, Archiv. Die Kunst, für gute Filme zu kämpfen", erkunden Claudia Lenssen und Maike Mia Höhne in einem langen biografischen Interview mit Erika und Ulrich Gregor die Anfänge der „Freunde der Kinemathek“, des Arsenal-Kinos und des „Forums“ der Berlinale. Die detailreichen Ausführungen tragen die bislang nur vereinzelten Information zusammen und heben sie auf ein neues Niveau.

Von Fabian Tietke

Buchtipp: „Figures of Absence. The Films of Dore O.“

Unter dem Titel „Figures of Absence. The Films of Dore O.“ hat das Filmbüro NRW im Frühjahr ein Buch herausgebracht, das an das Werk der deutschen Experimentalfilmerin Dore O. erinnert. Als Mitbegründerin der Hamburger Filmmacher-Cooperative tat sie sich ab den späten 1960er-Jahren zusammen mit ihrem Mann Werner Nekes in der Film-Avantgarde hervor. Filmemacher und Filmwissenschaftler Ingo Petzke, ein Wegbegleiter der Künstlerin, gleicht den reich bebilderten Band mit eigenen Erinnerungen ab.

Graphic Novel über Filmpionierin Alice Guy

Alice Guy-Blanché war die erste Regisseurin der Filmgeschichte und drehte ab 1896 hunderte von Filmen, geriet dann aber lange in Vergessenheit. Mittlerweile hat sie endlich ihren Weg in den Olymp der Filmgeschichte gefunden und ist nun sogar zur Heldin einer Graphic Novel geworden: Das Duo Catel & Bocquet widmete ihr eine Comic-Biografie.

Von Felicitas Kleiner

Der Comic "Blood of the Virgin" über das Exploitationkino der 1970er-Jahre

In den 1970ern feierte das Exploitationkino von Filmemachern wie Roger Corman fröhliche Urstände. Mit der Graphic Novel „Blood of the Virgin“ lässt Comiczeichner Sammy Harkham diese Ära wiederauferstehen. Das Buch kreist um einen fiktiven Antihelden namens Seymour, der in Los Angeles vom großen künstlerischen Durchbruch in der Filmindustrie träumt, während er in einem Studio für trashige B-Movies schuftet.

Von Christian Meyer-Pröpstl