In die Vorfreude aufs neue (Kino-)Jahr mischt sich die Trauer um die Filmschaffenden, die 2024 verstorben sind. Die Erinnerung an sie ist auch eine Passage durch Jahrzehnte der Filmgeschichte, in die sie sich auf die ein oder andere Weise eingeschrieben haben, vor oder hinter der Kamera. Neben großen Stars wie Maggie Smith, Donald Sutherland oder Alain Delon werden dabei auch Künstler:innen gewürdigt, die weniger prominent sind, die Entwicklung des Mediums aber mitgeprägt haben.
Glynis Johns (5.10.1923-4.1.2024)
Die Waliserin aus einer Schauspieler-Familie trat bereits als Kind im Theater und bald auch im Film auf. Zu ihren Starrollen gehörten eine Meerjungfrau in „Miranda“ (1948), die geldorientierte Tanzlehrerin in „Der Unwiderstehliche“ (1952) und die mittelalterliche Rebellin neben Danny Kaye in „Der Hofnarr“ (1955). Ihre leicht heisere Stimme kam auch in prägnanten Nebenrollen zur Geltung, wie „Oscar“-nominiert als quirlige Witwe in „Der endlose Horizont“ (1960) und als Suffragetten-Mutter in „Mary Poppins“ (1964).
Georgina Hale (4.8.1943-4.1.2024)
Die Domäne der sensiblen britischen Darstellerin war das Theater, doch trat sie auch immer wieder vor die Kamera. Dankbare Rollen boten ihr vor allem die Filme von Ken Russell ab „Die Teufel“ (1970), insbesondere als Gattin von Gustav Mahler in der exzentrischen Komponisten-Biografie „Mahler“ (1974).
Sigi Rothemund (14.3.1944-13.1.2024)
Der deutsche Regisseur startete unter dem Pseudonym Siggi Götz mit Lederhosen-Sexfilmen und seichten Komödien wie „Piratensender Powerplay“ (1981) im Kino. Meriten erwarb er sich im Fernsehen mit Mehrteilern wie „Timm Thaler“ (1979) oder „Der Ochsenkrieg“ (1988) und zahlreichen Krimis von „Peter Strohm“ bis „Donna Leon“.
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Elisabeth Trissenaar (13.4.1944-14.1.2024)
Rainer Werner Fassbinder setzte die österreichische Theatermimin ab den 1970er-Jahren in seinen Filmen wie „In einem Jahr mit 13 Monden“ (1978) ein. Denkwürdige Hauptrollen spielte sie als Jüdin, die im Zweiten Weltkrieg bei einem polnischen Bauern unterschlüpft, in „Bittere Ernte“ (1985) und als schwerkranke Arztfrau in „Franza“ (1986). Später erschien sie neben ihrer regen Bühnenarbeit in pointierten Nebenrollen wie in der Ensemblekomödie „Lügen und andere Wahrheiten“ (2013).
Norman Jewison (21.7.1926-20.1.2024)
Der kanadische Regisseur Norman Jewison scheute Zeit seines Lebens nie vor „heißen Eisen“ zurück, die ihm am Herzen lagen. So wurde der Südstaaten-Krimi „In der Hitze der Nacht“ (1967) zu seinem berühmtesten Werk. Weitere Erfolge mit sozialen Themen waren das Musical „Anatevka“ (1971) und die Science-Fiction-Dystopie „Rollerball“ (1975). Als profilierter Filmemacher setzte er aber ebenso überzeugend auch Liebeskomödien wie „Mondsüchtig“ (1987) oder den Pokerfilm „Cincinnati Kid“ (1965) um.
Ein Nachruf auf Norman Jewison findet sich hier.
Henri Lanoë (16.9.1929-27.1.2024)
Der französische Editor gehörte in seiner Heimat zu den bekanntesten Vertretern seines Berufsstandes, der Komödien, Actionfilme und Thriller gleichermaßen zu schneiden verstand. Vor allem Philippe de Broca und Jacques Deray setzten regelmäßig auf Lanoë, aber auch Joseph Losey („Monsieur Klein“, 1976) oder Henri Verneuil („I wie Ikarus“, 1979). Bei einigen Filmen der 1960er-Jahre komponierte er auch die Musik oder schrieb am Drehbuch mit.
Sandra Milo (11.3.1933-29.1.2024)
Die italienische Schauspielerin wurde nach Model-Anfängen zuerst wegen ihrer Schönheit besetzt, zeigte aber durch die Arbeit mit Roberto Rossellini („Der falsche General“, 1959), Antonio Pietrangeli („Adua und ihre Gefährtinnen“, 1960) und besonders als Geliebte von Marcello Mastroiannis Regisseur in „Achteinhalb“ (1963) auch ihr darstellerisches Talent. Nachdem sie ab Ende der 1960er-Jahre ihre Karriere weitgehend auf Eis gelegt hatte, feierte sie im Alter ein Comeback und belebte Filme wie die Ensemble-Komödie „Zu Hause ist es am schönsten“ (2018).
Carl Weathers (14.1.1948-2.2.2024)
Der vormalige Football-Spieler gab sein Schauspieldebüt in Blaxploitation-Filmen und wurde vor allem als Rocky Balboas Lieblingsgegner Apollo Creed in der Boxerfilm-Saga „Rocky“ (1976-85) bekannt. Daneben war er tougher Held vieler Actionfilme wie „Predator“ (1987) und „Action Jackson“ (1988) und zuletzt ein Weltraum-Kopfgeldjäger in der Serie „The Mandalorian“ (2019-23).
Don Murray (31.7.1929-2.2.2024)
Der gutaussehende Schauspieler durfte gleich in seinem ersten Filmauftritt als naiver Cowboy in „Bus Stop“ (1956) um Marilyn Monroe werben und erhielt eine „Oscar“-Nominierung. Weitere fordernde Rollen folgten als zurückhaltender Buchhalter in „Die Junggesellenparty“, drogenabhängiger Kriegsveteran in „Giftiger Schnee“ (beide 1957) sowie als Senator, der wegen einer homosexuellen Affäre in den Tod getrieben wird, in „Sturm über Washington“ (1962). Nach dem Wechsel ins Nebenrollen-Fach war er als Vater der Titelheldin in „Peggy Sue hat geheiratet“ (1986) zu sehen.
Johanna von Koczian (30.10.1933-10.2.2024)
Im bundesdeutschen Nachkriegskino war die österreichisch-deutsche Darstellerin eine lebhafte Erscheinung, die mit der Rolle der sich als Mann ausgebenden Tänzerin im „Viktor und Viktoria“-Remake (1957) debütierte. Sehenswert war sie auch in der Satire „Wir Wunderkinder“ (1958) und als Gattenmörderin in „Die Ehe des Herrn Mississippi“ (1961). Ab Mitte der 1960er-Jahre kehrte sie der Leinwand den Rücken, blieb auf der Bühne, im Fernsehen, als Sängerin und Schriftstellerin aber präsent.
Wolfgang Klaue (6.8.1935-16.2.2024)
Der Filmarchivar war bereits mit Anfang zwanzig Mitarbeiter des Staatlichen Filmarchivs der DDR und wurde 1969 dessen Direktor. Bis 1990 blieb er auf diesem Posten und sicherte das ostdeutsche Filmerbe, inklusive verbotener Schlüsselwerke wie „Das Kaninchen bin ich“ und „Spur der Steine“. Nach der Wende setzte er diese filmgeschichtliche Erinnerungsarbeit fort, wirkte an den Vorbereitungen der DEFA-Stiftung mit und war nach deren Gründung von 1999 bis 2003 ihr erster Vorstand.
Roland Bertin (16.11.1930-20.2.2024)
Der voluminöse französische Theatermime wurde im Kino von renommierten Regisseuren wie Patrice Chéreau, Benoît Jacquot und Joseph Losey in zahlreichen Nebenrollen eingesetzt, die er markant interpretierte. So spielte er etwa einen Impresario in „Diva“ (1981), einen älteren Freier in „Der verführte Mann“ (1983) und den dichtenden Bäcker in „Cyrano de Bergerac“ (1990).
Micheline Presle (22.8.1922-21.2.2024)
Die französische Aktrice gab ihr Filmdebüt schon als Jugendliche und wurde als Interpretin selbstbewusster Frauen wie als widerspenstige Mätresse eines Modeschöpfers in „Falbalas“ (1944), als verheiratete Geliebte eines Schülers in „Teufel im Leib“ (1947) oder als Ärztin in „Die Liebe einer Frau“ (1953) berühmt. Vielseitig und differenziert spielte sie in Unterhaltungsfilmen wie „Liebhaber für fünf Tage“ (1961) ebenso wie für Regisseure aus dem Umkreis der Nouvelle Vague (Rivette, Resnais, Demy). Gastauftritte hatte sie im Kino bis ins hohe Alter, insbesondere in Regiearbeiten ihrer Tochter Tonie Marshall („Schöne Venus“, 1998).
Paolo Taviani (8.11.1931-29.2.2024)
Mit seinem älteren Bruder Vittorio (1929-2018) fand der italienische Filmemacher seine Wurzeln im Neorealismus, den sie mit gesellschaftskritischen Werken weiterentwickelten. Zum Muster ihrer eigenen Filmsprache wurde das Schäferfamilien-Drama „Padre Padrone“ (1977), in „Die Nacht von San Lorenzo“ (1982) thematisierten sie den Zweiten Weltkrieg, in „Good Morning, Babylon“ (1986) die Filmgeschichte, außerdem drehten sie viele Literaturverfilmungen. Im Alleingang inszenierte Paolo Taviani noch „Leonora addio“ (2022) nach und über Luigi Pirandello.
David Bordwell (23.7.1947-29.2.2024)
Der US-amerikanische Filmhistoriker schrieb, teils gemeinsam mit seiner Frau Kristin Thompson, zahlreiche Werke zur Filmtheorie, einzelnen Filmschaffenden wie Dreyer und Ozu sowie Einführungen in die Kinogeschichte, die zu akademischen Standardwerken wurden.
Percy Adlon (1.6.1935-10.3.2024)
Der Abkömmling der bekannten Hotelier-Familie begann als Regisseur mit kurzen Fernsehdokus, sein Spielfilmdebüt war 1981 „Céleste“ über die Haushälterin von Marcel Proust. Erfolgreich war er mit seinem Sophie-Scholl-Kammerspiel „Fünf letzte Tage“ (1982) sowie mit einer Reihe unkonventioneller Liebesfilme wie „Out of Rosenheim“ (1987) mit Marianne Sägebrecht als Hauptdarstellerin. Später widmete er sich mit der Doku „In der glanzvollen Welt des Hotels Adlon“ (1996) seiner Familienhistorie und mit „Mahler auf der Couch“ (2010) einer Begegnung zwischen Gustav Mahler und Sigmund Freud.
Ein Nachruf auf Percy Adlon findet sich hier.
David Seidler (4.8.1937-16.3.2024)
Der britische Drehbuchautor arbeitete ab den 1980er-Jahren in Hollywood und schrieb an Francis Ford Coppolas Unternehmer-Biografie „Tucker“ (1988) und dem Zeichentrickabenteuer „Das magische Schwert“ (1998) mit. Als Kind selbst von Stottern betroffen, arbeitete er bereits ab den 1970er-Jahren an einem Drehbuch über seinen Leidensgenossen, den britischen König Georg VI., das 2010 schließlich als „The King’s Speech“ verfilmt wurde und Seidler den „Oscar“ und zahlreiche weitere Preise einbrachte.
M. Emmet Walsh (22.3.1935-19.3.2024)
Der schwergewichtige US-Schauspieler war ein geschätzter Charakterdarsteller, der rund sechs Jahrzehnte als hartgesottener Schurke, Politiker, Militärangehöriger, Polizist oder Familienvater von „Serpico“ (1973) über „Blade Runner“ (1982) bis „Knives Out“ (2019) zahllose Nebenrollen interpretierte. Denkwürdig gelang ihm auch sein zentraler Part als hinterhältiger Privatdetektiv im Neo-Noir „Blood Simple“ (1983).
Fritz Wepper (17.8.1941-25.3.2024)
Der Münchner war bereits als Jugendlicher in Kinofilmen zu sehen und wurde mit Bernhard Wickis Antikriegsfilm „Die Brücke“ (1959) als Schüler, der am Ende des Zweiten Weltkriegs eine unwichtige Brücke verteidigen muss, international bekannt. Sein darstellerisches Talent zeigte der gutaussehende Jungschauspieler auch im Kriegsdrama „Kennwort: Reiher“ (1964) und im Musical „Cabaret“ (1972). Als Dauer-Ermittlerassistent in den Serien „Der Kommissar“ (1969-74) und „Derrick“ (1974-98) sowie als intriganter Bürgermeister in „Um Himmels Willen“ (2002-2021) erwarb er Fernsehruhm.
Louis Gossett jr. (27.5.1936-29.3.2024)
Der durch Körpergröße und eine tiefe Stimme respekteinflößende afroamerikanische Schauspieler wurde in den 1970er-Jahren durch die Miniserie „Roots“ (1977), in Krimis, Abenteuerfilmen und Komödien bekannt. Sein knallharter Militärausbilder in „Ein Offizier und Gentleman“ (1982) trug ihm den „Oscar“ und Rollen in vielen anspruchsarmen Söldner-Actionfilmen ein, aber auch immer wieder lohnende Aufgaben wie im Antirassismus-Drama „Ein Aufstand alter Männer“ (1987). Unter seinen Altersauftritten stach sein mysteriöser greiser Rächer in der Miniserie „Watchmen“ (2019) heraus.
Barbara Rush (4.1.1927-31.3.2024)
Die US-Schauspielerin spielte in den 1950er-Jahren eigensinnige oder kultivierte junge Frauen, die mit dem Weltuntergang („Der jüngste Tag“, 1951), einer Außerirdischen-Landung („Gefahr aus dem Weltall“, 1953) oder einem unter Medikamenteneinfluss zur Bedrohung werdenden Ehemann („Eine Handvoll Hoffnung“, 1956) konfrontiert wurden. Mehrfach setzte sie auch Douglas Sirk ein. Später spielte sie auch eine Femme fatale in „Sieben gegen Chicago“ (1963) und die Frau eines betrügerischen Indianeragenten in „Man nannte ihn Hombre“ (1966).
Veljko Bulajic (22.3.1928-2.4.2024)
Mit aufwändigen Partisanenfilmen über den Zweiten Weltkrieg setzte der Filmemacher einige der international meistgesehenen jugoslawischen Filme um, am bekanntesten wurde die starbesetzte „Schlacht an der Neretva“ (1968). „Der Tag, der die Welt veränderte“ (1975) thematisierte das Attentat von Sarajevo, „Der Mann, den man töten sollte“ (1979) war ein fantasievolles Spektakel um den montenegrinischen Herrscher Scepan den Kleinen.
Vera Tschechowa (22.7.1940-3.4.2024)
Wie andere Mitglieder der Tschechow-Künstlerfamilie wurde auch die gebürtige Berlinerin Schauspielerin und spielte zuerst in Komödien, Krimis und Melodramen, aber auch der eigenwilligen Böll-Adaption „Das Brot der frühen Jahre“ (1962). Nach der Heirat mit ihrem Kollegen Vadim Glowna unterstützte sie diesen bei seinen ambitionierten Regiearbeiten („Desperado City“, 1981) als Co-Produzentin und Darstellerin, gewann reifere Rollen wie in Rudolf Thomes „Tarot“ (1986) und inszenierte ab den 1990er-Jahren Fernseh-Doku-Porträts.
Peter Sodann (1.6.1936-5.4.2024)
In seiner Frühzeit hatte der sächsische Schauspieler wegen kabarettistischer Programme Probleme in der DDR, konnte aber dann eine Theaterkarriere starten und gehörte ab den 1980er-Jahren auch zu den gesuchten Kinodarstellern, etwa als Lehrer im Jugendfilm „Erscheinen Pflicht“ (1984) oder als Märchenkönig in „Gritta vom Rattenschloß“ (1985). Nach der Wiedervereinigung wurde er erster ostdeutscher „Tatort“-Kommissar (1992-2007), arbeitete in Historienstücken wie „Deutschlandspiel“ (2000) die DDR- und Wendezeit auf und ließ sich 2009 als Bundespräsidenten-Kandidat der Linken aufstellen.
Eckart Dux (19.12.1926-9.4.2024)
Der Berliner Darsteller spielte in jungen Jahren unter anderem einen Prinzen in „Das singende, klingende Bäumchen“ (1957) und einen Polizisten im TV-Sechsteiler „Das Halstuch“ (1962). Seine markante, in zunehmendem Alter immer eindrücklichere Stimme machte ihn zum vielbeschäftigten Hörspiel- und Synchronsprecher, der Anthony Perkins und Audie Murphy, aber auch Ian McKellen in der „Hobbit“-Trilogie (2012-14), George Peppard als Leiter des „A-Teams“ (1983-87) und Jerry Stiller als extravaganten Schwiegervater in der Sitcom „King of Queens“ (2001-2007) sprach.
Jaime de Armiñán (9.3.1927-9.4.2024)
Der spanische Regisseur tat sich durch sensible Charakterstudien mit exzellenter Schauspielerführung hervor. Auch internationales Ansehen brachten ihm vor allem „Mein geliebtes Fräulein“ (1971) über eine alte Jungfer, die erkennt, dass sie eigentlich ein Mann ist, die Geschlechtersatire „Im Dienste der spanischen Frau“ (1978) und „Eine unmögliche Liebe“ (1980) über die Zuneigung eines Witwers zu einem frühreifen Schulmädchen.
Gustav Ehmck (12.1.1937-18.4.2024)
Der in Garmisch-Partenkirchen geborene Regisseur empfahl sich mit „Spur eines Mädchens“ (1967), einer realitätsnahen Spielfilmstudie einer psychischen kranken Studentin, als Nachwuchsfilmer. Weitere Filme über die Probleme junger Hauptfiguren waren weniger erfolgreich, beim Publikum reüssierte immerhin seine Kinderbuch-Adaption „Der Räuber Hotzenplotz“ (1974). Mit „Mein Onkel Theodor“ (1975) und „Ein Schweizer namens Nötzli“ (1988) drehte er auch Komödien um populäre Darsteller wie Gert Fröbe und Walter Roderer.
Michael Verhoeven (13.7.1938-22.4.2024)
Der Sohn zweier Schauspieler war als Jugendlicher neben Heinz Rühmann in „Der Pauker“ (1958) zu sehen. Nach einem Intermezzo und einer Arzt-Ausbildung wurde er Regisseur und bewirkte mit dem experimentellen Anti-Vietnamkriegsfilm „o.k.“ (1970) den Abbruch des Berlinale-Wettbewerbs. Konservative Proteste löste er auch mit „Die weiße Rose“ (1982) und der politischen Komödie „Das schreckliche Mädchen“ (1990) über die mangelhafte Aufarbeitung der NS-Vergangenheit aus. Daneben inszenierte er unverfänglichere Komödien, präzise Dramen und den Dokumentarfilm „Der unbekannte Soldat“ (2006) über die Verbrechen der Wehrmacht.
Ein Nachruf auf Michael Verhoeven findet sich hier.
Laurent Cantet (11.4.1961-25.4.2024)
Mit seinen intensiven Studien über die menschliche Kälte der modernen Arbeitswelt, „Der Jobkiller“ (1999) und „Auszeit“ (2001), machte der französische Regisseur auf sich aufmerksam und belegte seinen Ruf als Filmemacher von dokumentarischer Genauigkeit mit seinem in Cannes geehrten Schuldrama „Die Klasse“ (2008). Gute Beobachtungsgabe zeichneten auch das Haiti-Drama „In den Süden“ (2005) und die clevere Kunst/Wirklichkeit-Reflexion in „L’atelier“ (2017) aus.
Arianne Borbach (30.5.1962-29.4.2024)
Die Brandenburger Schauspielerin gehörte im letzten DDR-Jahrzehnt zu den bevorzugten jungen DEFA-Miminnen und glänzte als Begleiterin zweier Puppenspieler in der Tragikomödie „Fariaho“ (1983) und als selbstbewusste Arbeiterin in „Liane“ (1987). Schon damals übernahm sie erste Synchronaufgaben, was nach der Wiedervereinigung ihr berufliches Hauptstandbein wurde. Stammsprecherin war sie unter anderem von Catherine Zeta-Jones, Diane Lane und Michelle Yeoh.
Paul Auster (3.2.1947-30.4.2024)
Für seine kunstvollen postmodernen Romane wurde der US-Schriftsteller von der Kritik gefeiert und vielfach ausgezeichnet. Anerkennung erntete er auch für das gemeinsam mit dem Regisseur Wayne Wang realisierte Filmprojekt „Smoke“ (1994) über Geschehnisse in einem Tabakladen in Brooklyn. Nach dem unmittelbaren Nachfolger „Blue in the Face“ (1995) inszenierte Auster noch zwei mäßig aufgenommene Werke im Alleingang, bevor er ganz zur Literatur zurückkehrte.
Bernard Hill (17.12.1944-5.5.2024)
Der untersetzte britische Charaktermime erreichte erste Bekanntheit mit Rollen als Arbeiter in Fernsehspielen. Im Kino spielte er tragende Parts als Gerichtsmediziner in „Verschwörung der Frauen“ (1988), treuloser Ehemann in „Shirley Valentine“ (1989) und Kapitän in „Titanic“ (1997). Royale Gravitas steuerte er als König Théoden zu Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Filmen bei.
Roger Corman (5.4.1926-9.5.2024)
Als unabhängiger Filmemacher kultivierte der US-Amerikaner das B-Movie wie kein anderer, ließ auf billige Horrorfilme stilvolle Poe-Verfilmungen wie „Das Pendel des Todes“ (1962) folgen und orientierte sich mit dem Biker-Film „Die wilden Engel“ (1966) und der LSD-Vision „The Trip“ (1967) am Zeitgeist. Mit seinen stets kostengünstigen Produktionen blieb er bis ins hohe Alter hinein eine Ausnahmeerscheinung im Filmgeschäft, daneben gab er zahlreichen später berühmt gewordenen Regisseuren (Coppola, Scorsese, Bogdanovich) erste Bewährungschancen.
Ein Nachruf auf Roger Corman findet sich hier.
Dabney Coleman (3.1.1932-16.5.2024)
Der texanische Schauspieler hatte zunächst eine Karriere in mehr oder weniger unscheinbaren Nebenrollen, bis er mit knapp 50 Jahren durch die Rolle eines fiesen Firmenbosses in „Warum eigentlich … bringen wir den Chef nicht um?“ (1980) zum gefragten Charakterdarsteller wurde. Oft mit markantem Schnurrbart hinterließ er Eindruck als arroganter Regisseur in „Tootsie“ (1982), selbstgefälliger TV-Moderator in der Sitcom „Buffalo Bill“ (1983-84), Kontra gebender Schwiegersohn in spe im Melodram „Am goldenen See“ (1981) und Millionärsvater in „E-m@il für Dich“ (1998).
Jan A.P. Kaczmarek (29.4.1953-21.5.2024)
Der polnische Komponist arbeitete ab den 1980er-Jahren in den USA und bewies seine Vielseitigkeit in historischen Melodramen („Total Eclipse“, 1995) ebenso wie in Gegenwartsdramen („Ein Sommer in New York“, 2007). Einen „Oscar“ gewann er für „Wenn Träume fliegen lernen“ (2004) über die Entstehung des Bühnenstücks „Peter Pan“.
Morgan Spurlock (7.11.1970-23.5.2024)
Die Spezialität des US-Dokumentaristen waren unterhaltsame Filme, in denen er sich selbst auf experimenteller Suche inszenierte. So testete er in „Super Size Me“ (2003) die Auswirkungen von Fast-Food-Konsum, griff in „Where in the World is Osama Bin Laden?“ (2008) den Kampf gegen den Terrorismus auf und nahm sich in „The Greatest Movie Ever Sold“ (2011) die Verflechtung von Kino- und Werbebranche vor.
Richard M.Sherman (12.6.1928-25.5.2024)
Der US-Songwriter komponierte mit seinem Bruder Robert B. Sherman zahlreiche einprägsame Lieder. Eine lange Zusammenarbeit verband sie mit dem Disney-Studio, dessen Zeichentrickfilme („Das Dschungelbuch“, 1967) und Musicals („Mary Poppins“, 1964) sie zuverlässig mit Songs bereicherten. Daneben trugen sie auch zur Musikalität des Wunderauto-Märchens „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“ (1968) und der Aschenputtel-Variante „Cinderellas silberner Schuh“ (1976) bei.
Albert S. Ruddy (28.3.1930-25.5.2024)
Der gebürtige Kanadier hatte als Hollywood-Produzent ersten Erfolg mit der Sitcom „Ein Käfig voller Helden“ (1965-71) und setzte auch bei Spielfilmen zuerst auf komödiantische Stoffe. Einen Meilenstein der Kinogeschichte setzte er als Produzent von „Der Pate“ (1972), daneben verantwortete er ein Gefängnisdrama wie „Die härteste Meile“ (1974) genauso wie den Straßenklamauk „Auf dem Highway ist die Hölle los“ (1980). Aus seinem Spätwerk ragt Clint Eastwoods Box-Drama „Million Dollar Baby“ (2004) heraus.
Thomas Heise (22.8.1955-29.5.2024)
Der Berliner Dokumentarist hatte mit seinen ersten Filmen in der DDR erhebliche Probleme und konnte die verbotenen Werke wie „Das Haus“ (1984) über die Ost-Berliner Stadtverwaltung erst nach der Wende herausbringen. Ab den 1990er-Jahren drehte er eher assoziative als analytische Filme über Außenseiter und Theaterleute, Stasi-Mitarbeiter und Rechtsradikale, die stets als Individuen voller Widersprüche erschienen. Viel Anerkennung erhielt er für die Erkundung seiner eigenen Familiengeschichte in „Heimat ist ein Raum aus Zeit“ (2019).
Ein Nachruf auf Thomas Heise findet sich hier.
Tom Bower (3.1.1938-4.6.2024)
Der schroff wirkende US-Charakterdarsteller hatte eine lange Karriere in Independent-Filmen, etwa als auf fatale Weise unzureichender Übersetzer in „Die Ballade von Gregorio Cortez“ (1983), Bergarbeiter in „Wildrose“ (1984) oder Vater von Nicolas Cages Polizist in „Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen“ (2009). Auch zu größeren Hollywood-Produktionen steuerte er bodenständige Figuren wie den hilfreichen Hausmeister in „Stirb langsam 2“ (1990) bei.
Philippe Leroy (15.10.1930-1.6.2024)
Schlank, athletisch und distinguiert debütierte der französische Schauspieler in Jacques Beckers Gefängnisdrama „Das Loch“ (1960), fand dann aber vor allem in Italien Beschäftigung, wo er in Filmen von Luigi Zampa, Liliana Cavani, Sergio Sollima eine breite Palette von Charakteren darstellte. Im reiferen Alter besetzten ihn Regisseure wie Luc Besson („Nikita“, 1990) und Richard Attenborough („In Love and War“, 1996) als Respektspersonen.
Ruth Maria Kubitschek (2.8.1931-1.6.2024)
Die aus Böhmen stammende Schauspielerin war zunächst in DDR-Filmen wie „Der schweigende Stern“ (1959) zu sehen, bevor sie in die Bundesrepublik wechselte. Für ihre schon früh entwickelte Aura der „großen Dame“ gab es im Kino nur wenig Bedarf, auch wenn sie in Filmen von „Sperrbezirk“ (1966) bis „Frau Ella“ (2013) Eindruck hinterließ. Zum Star wurde sie im Fernsehen von der Durbridge-Adaption „Melissa“ (1966) über die Serien „Monaco Franze“ (1983) und „Kir Royal“ (1986) bis zu „Das Erbe der Guldenburgs“ (1986-89).
Janis Paige (16.9.1922-2.6.2024)
Als Sängerin und Tänzerin belebte die rothaarige US-Amerikanerin Musicals wie „Zaubernächte in Rio“ (1948) und „Seidenstrümpfe“ (1957). Außerdem war sie in Komödien („Meisterschaft im Seitensprung“, 1959) und gelegentlich auch Dramen („Frauen, die nicht lieben dürfen“, 1962) zu sehen.
Tony Lo Bianco (19.10.1936-11.6.2024)
Der energiegeladene italo-amerikanische Schauspieler spielte einen skrupellosen Serienmörder in seinem Filmdebüt „The Honeymoon Killers“ (1969) und wurde in seiner Laufbahn von „Brennpunkt Brooklyn“ (1971) bis „Bulletproof Gangster“ (2010) immer wieder als Mafioso besetzt. Harte Macho-Allüren demonstrierte er auch als Polizist in „Die Seven-Ups“ (1973) und als hitzköpfiger Bauarbeiter und Patriarch in „Heißes Blut“ (1978).
Rinaldo Smordoni (5.2.1933-14.6.2024)
Der gebürtige Römer wurde für Vittorio de Sicas neorealistisches Nachkriegsdrama „Schuhputzer“ (1946) von der Straße weg gecastet und spielte den jüngeren von zwei befreundeten Jungen, die sich mit kleinen Diebstählen durchzuschlagen versuchen, mit großer Natürlichkeit. Nach zwei weiteren kleinen Filmrollen beendete er seine Schauspielkarriere.
Anouk Aimée (27.4.1932-18.6.2024)
Die französische Schauspielerin verstand sich auf das Spiel mit Sonnenbrillen, hinter denen ihre rätselhafte Schönheit stets ein Hauch von Melancholie umgab. Zum Star wurde sie schon als 17-Jährige mit der Romeo-und-Julia-Variante „Die Liebenden von Verona“ (1949), zur Geltung kam ihre filigrane Aura bei Jacques Becker und Julien Duvivier, aber auch bei Fellini als Millionenerbin in „Das süße Leben“ (1959) und Regisseurs-Ehefrau in „Achteinhalb“ (1963). Sensibel interpretierte sie auch die Nachtclubsängerin in „Lola“ (1960) und von „Ein Mann und eine Frau“ (1966) bis „Die schönsten Jahre eines Lebens“ (2019) zahlreiche Rollen für Claude Lelouch.
Ein Nachruf auf Anouk Aimée findet sich hier.
Anthea Sylbert (6.10.1939-18.6.2024)
Als Kostümdesignerin fand die Amerikanerin den passenden Kleidungslook für den Teufelsthriller „Rosemary’s Baby“ (1968), den Noir „Chinatown“ (1974) und das biografische Drama „Julia“ (1977). Von den Kostümen wechselte sie zur Produktion und ging eine Partnerschaft mit der Schauspielerin Goldie Hawn bei mehreren Komödien der 1980er-Jahre ein, zudem produzierte sie die Steve-Martin-Komödie „My Blue Heaven“ (1991) und das Rührstück „Power of Love“ (1995).
Donald Sutherland (17.7.1935-20.6.2024)
Der kanadische Schauspieler besaß keine herkömmliche Attraktivität, aber eine einzigartige Ausstrahlung, der er eine lange Leinwandkarriere verdankte. Zum Star wurde er als Einzelgänger oder Außenseiter, die er linkisch, sarkastisch und eiskalt gestalten konnte, sei es als Chirurg im Koreakrieg in „M.A.S.H.“ (1970), als Casanova für Fellini (1976) oder Nazi-Spion in „Die Nadel“ (1980). Seine präzise Darstellungskunst machte ihn bis ins hohe Alter gesucht für Vaterfiguren oder für Schurken wie in „Die Tribute von Panem“ (2012-15).
Ein Nachruf auf Donald Sutherland findet sich hier.
Walter Beck (19.9.1929-23.6.2024)
Im DDR-Kino war der Regisseur einerseits für seine stilisierten Märchenverfilmungen bekannt, die wie „König Drosselbart“ (1965) und „Der Prinz hinter den sieben Meeren“ (1982) durch ihre sorgfältige und kindgerechte Gestaltung auffielen. Ein junges Zielpublikum hatten auch seine politischen Kinderfilme wie „Als Martin 14 war“ (1964) oder „Des Henkers Bruder“ (1979), die Bauernkriege, Weimarer Republik und Nationalsozialismus aufgriffen.
Robert Towne (23.11.1934-1.7.2024)
Das Drehbuch des Kaliforniers für „Chinatown“ (1974) wurde zu einem der meistgeschätzten in der Geschichte Hollywoods und machte ihn zum Star des „New Hollywood“-Kinos. Auch die Skripte zu Hal Ashbys Filmen „Das letzte Kommando“ (1973) und „Shampoo“ (1975) fanden Anklang, während eigenen Regie-Arbeiten mit Ausnahme von „Tequila Sunrise“ (1988) kein Erfolg beschieden war. Tom Cruise sicherte sich die Dienste Townes bei „Tage des Donners“ (1990), „Die Firma“ (1993) und „Mission: Impossible“ (1996).
Ein Nachruf auf Robert Towne findet sich hier.
Jerzy Stuhr (18.4.1947-9.7.2024)
Sein sensibles, warmherziges Spiel machte den polnischen Darsteller in den 1970er-Jahren zur Idealbesetzung für die subversiven Filme von Krzysztof Kieslowski („Der Filmamateur“, 1979) und Feliks Falk („Die Chance“, 1979). Kieslowski setzte ihn auch weiterhin ein, etwa als Friseur in „Drei Farben: Weiß“ (1993), daneben bewies sich Stuhr auch als Komödiant in der Satire „Sexmission“ (1983) und inszenierte selbst einige Filme. In seiner späten Karriere zog er nochmal alle schauspielerischen Register als verzweifelnder päpstlicher Pressesprecher in „Habemus Papam“ (2011).
Shelley Duvall (7.7.1949-11.7.2024)
Die magere, großäugige Schauspielerin prägte mit ihren Auftritten die 1970er-Komödien von Robert Altman, in denen sie exzentrische Charaktere bis hin zur Comic-Figur Olive Oyl in „Popeye“ (1980) spielte, aber vor allem in „3 Frauen“ (1977) auch in vielen Facetten ausschöpfen konnte. Daneben war sie die zu Tode geängstigte Ehefrau eines durchdrehenden Schriftstellers in „Shining“ (1980) und Freundin des langnasigen Feuerwehrmanns in „Roxanne“ (1987). Später spielte sie kleinere Charakterparts und produzierte Fernsehserien.
James B. Sikking (5.3.1934-13.7.2024)
Scharfe Gesichtszüge, Hakennase und dichte Augenbrauen des kalifonischen Darstellers verhalfen ihm zu einer langen Laufbahn in Hollywood. Nach seinem Durchbruch als Auftragskiller in „Point Blank“ (1967) spielte er viele Respektspersonen und war ein Favorit des Regisseurs Peter Hyams, der ihm in Filmen wie „Outland“ (1980) und „Narrow Margin“ (1990) markante Rollen verschaffte. Im Fernsehen spielte er einen psychisch angeknacksten Polizei-Spezialeinheit-Leiter in der bahnbrechenden Serie „Polizeirevier Hill Street“ (1981-87).
Jacques Boudet (15.4.1935-15.7.2024)
Als sanguinischer Charakterdarsteller bereicherte der Franzose etliche Filme von Regisseuren wie Volker Schlöndorff, Bertrand Tavernier und Claude Chabrol mit feinen Porträts auch in Kleinstauftritten. Ab den 1980er-Jahren war er vierzig Jahre Stammschauspieler in den Werken des Marseiller Sozialrealisten Robert Guédiguian.
Cheng Pei-Pei (6.1.1946-17.7.2024)
Die chinesische Schauspielerin wurde im Hong-Kong-Kino zur ersten Actionheldin, insbesondere im einflussreichen Wuxia-Film „Das Schwert der gelben Tigerin“ (1966). Mitte der 1970er-Jahre beendete sie vorerst ihre Karriere als Leinwand-Schwertkämpferin, wurde aber von King Hu („Alle Männer des Königs“, 1983) und Ang Lee („Tiger & Dragon“, 2000) effektvoll wieder vor die Kamera geholt. Eine eindrucksvolle Charakterrolle fand sie als Altersheim-Bewohnerin, die nach dem Tod ihres Sohns mit dessen Homosexualität konfrontiert wird, in „Lilting“ (2014).
Bob Newhart (5.9.1929-18.7.2024)
Der verschroben und streng wirkende Komiker war eine Ausnahmeerscheinung im US-Comedy-Geschäft, der mit skurrilen Geschichten statt simplen Gags, Dead-Pan-Humor und einem charakteristischen Stottern auf der Bühne und auf Schallplatten reüssierte. Das Kino bot ihm meist nur Nebenrollen wie als Major Major in „Catch 22“ (1970) oder Papa Elf in „Buddy - Der Weihnachtself“ (2003), zum beliebten Star wurde er als Sprecher der Zeichentrick-Maus in „Bernard und Bianca“ (1977) und im Fernsehen mit den maßgeschneiderten Sitcoms „The Bob Newhart Show“ (1972-78) und „Newhart“ (1982-90).
Thomas Reiner (29.10.1926-27.7.2024)
Der Stuttgarter Darsteller war in kleinen Rollen im bundesdeutschen Unterhaltungskino zu sehen, spielte einen Kommissar im Proto-Giallo „Blutige Seide“ (1963) und einen Adjutanten in der deutschen Science-Fiction-Serie „Raumpatrouille Orion“ (1966). Dauerpräsent in Kino und Fernsehen war er mit seiner nasalen, für Snobs prädestinierten Stimme, die er Vincent Price ebenso lieh wie dem dauergeprüften Psychiater in der Sitcom „Bezaubernde Jeannie“ (1965-70) und dem exzentrischen Professor in der Zeichentrickserie „Futurama“ (2000-2014).
Roberto Herlitzka (2.10.1937-31.7.2024)
Der Schwerpunkt des vielseitigen italienischen Darstellers war die Bühne, auch wenn er im Kino zu den bevorzugten Schauspielern von Lina Wertmüller („Reich und gnadenlos“, 1986) und Marco Bellocchio („Buongiorno notte - Der Fall Aldo Moro“, 2003) gehörte. Auch Paolo Sorrentino setzte ihn, etwa als Kardinal in „La grande bellezza“ (2013), mehrfach ein, in „Der Lieblingssohn“ (1994) der Französin Nicole Garcia überzeugte er als gebrechlich gewordener früherer Boxer und verschlossener Vater.
Rainer Brandt (19.1.1936-1.8.2024)
Als junger Schauspieler war der Berliner im bundesdeutschen Kino in Komödien, Krimis und Heimatfilmen zu sehen und begann bereits zu dieser Zeit als Synchronsprecher, zum Beispiel von Elvis Presley. Ab den 1960er-Jahren widmete er sich fast gänzlich der Sprecharbeit und war regelmäßig die deutsche Version von Jean-Paul Belmondo, Tony Curtis und zahlreichen Italo-Western-Helden. Auch etliche Synchronbücher stammten von ihm, Kultstatus erlangten seine Blödelversionen zur Krimiserie „Die 2“ (1971-1972) und für diverse Prügelkomödien mit Bud Spencer und Terence Hill.
Margaret Ménégoz (21.4.1941-7.8.2024)
Die gebürtige Ungarin war die Produzentin vieler Filme von Eric Rohmer und Michael Haneke und unterstützte als langjährige Direktorin der Firma Les Films du Losange (1975-2021) auch die Ambitionen von Andrzej Wajda, Wim Wenders und Agnieszka Holland. 2003-2009 leitete sie überdies das französische Film-Export-Zentrum Unifrance.
Sergio Donati (13.4.1933-13.8.2024)
Im meist wenig komplexen Italowestern-Genre verdiente sich der italienische Drehbuchautor seine ersten Sporen und ersann mit Regisseuren wie Sergio Leone und Sergio Sollima einige der besten Werke wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ (1968) und „Der Gehetzte der Sierra Madre“ (1966). Daneben tat er sich auch mit Politkrimis hervor, unter seinen rund 70 Arbeiten finden sich aber ebenso Horrorfilme, Abenteuerstoffe, Komödien und Literaturverfilmungen.
Gena Rowlands (19.6.1930-14.8.2024)
Die US-Darstellerin bildete mit ihrem Mann John Cassavetes ein Paar, das wie kein anderes im US-Kino für die Auflehnung gegen Konventionen stand. In seinen Filmen gelangen ihr erschütternde Studien („Eine Frau unter Einfluss“, 1974) und denkwürdige Porträts („Gloria, die Gangsterbraut“, 1980), in eine ähnliche Richtung zielten auch Paul Schrader („Light of Day“, 1986) und Woody Allen („Eine andere Frau“, 1988). Ironisch besetzte sie Jim Jarmusch in „Night on Earth“ (1991) als Hollywood-Casterin, während sie unter der Regie ihres Sohnes Nick Cassavetes und für andere Filmemacher auch viele (Groß-)Mütter interpretierte.
Ein Nachruf auf Gena Rowlands findet sich hier.
Norman Spencer (13.8.1914-16.8.2024)
Als Produktionsleiter und Regieassistent begleitete der Brite den Aufstieg seines Landsmanns David Lean in den 1940er-Jahren, schrieb bei „Herr im Haus bin ich“ (1954) auch am Drehbuch mit und hatte auch an den Großproduktionen „Die Brücke am Kwai“ (1957) und „Lawrence von Arabien“ (1962) Anteil. Danach arbeitete er weiter im Produktionsbereich, beim Road-Movie-Thriller „Fluchtpunkt San Francisco“ (1970) und beim Anti-Apartheid-Drama „Schrei nach Freiheit“ (1987).
Alain Delon (8.11.1935-18.8.2024)
Mit einer einzigartigen Ausstrahlung von Einsamkeit und Attraktivität, Unerreichbarkeit und Kälte, Melancholie und Disziplin wurde der französische Schauspieler schon in jungen Jahren zur Kinolegende. Ikonisch waren vor allem seine kaltblütigen Schurken in „Nur die Sonne war Zeuge“ (1959) und „Der eiskalte Engel“ (1967), ebenso bewies er sich aber auch in einer Familiensaga wie „Rocco und seine Brüder“ (1960), als Mantel-und-Degen-Held in „Die schwarze Tulpe“ (1963) und in der komplexen Rolle eines Profiteurs der deutschen Okkupation, der als vermeintlicher Jude ins Visier der Gestapo gerät, in „Monsieur Klein“ (1976).
Ein Nachruf auf Alain Delon findet sich hier.
John Amos (27.12.1939-21.8.2024)
Der hünenhafte afroamerikanische Schauspieler hinterließ vor allem in der Rolle des zum Sklavendasein gezwungenen Kunta Kinte in der Miniserie „Roots“ (1977) Eindruck und war in den 1970er-Jahren als Wetteransager in „The Mary Tyler Moore Show“ (1970-73) und hart arbeitender Familienvater in „Good Times“ (1974-76) auch in Sitcoms erfolgreich. Im Kino gab er einen Fast-Food-Restaurant-Besitzer in der Komödie „Der Prinz aus Zamunda“ (1988) und den obersten Wärter im Gefängnisdrama „Lock up“ (1989).
Peter Rabenalt (16.7.1937-25.8.2024)
Der deutsche Filmkomponist vertonte ab Mitte der 1960er-Jahre etliche DDR-Spielfilme von Komödien über Märchen bis zu Historienfilmen und mit „Zille und ick“ (1983) auch eines der seltenen DEFA-Musicals. Auch Dokumentar- und Lehrfilme umfasste sein Portfolio, außerdem unterrichtete er lange an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“.
Lutz Hachmeister (10.9.1959-26.8.2024)
Der hoch geschätzte Journalist und Kommunikationswissenschaftler inszenierte Dokumentarfilme über Hanns Martin Schleyer, Marcel Reich-Ranicki oder Joseph McCarthy, die durch die Fülle sorgfältig zusammengestellten Materials beeindruckten. Daneben leitete er das Grimme-Institut (1989-95) und das von ihm selbst gegründete Kölner Film- und Fernsehfestival Cologne Conference (1991-2001).
Jean-Charles Tacchella (23.9.1925-29.8.2024)
Nach Anfängen als Filmjournalist und Mitgründer des Avantgarde-Filmclubs „Objectif 49“ neben André Bazin, Alexandre Astruc und anderen, schrieb der aus der Normandie stammende Franzose zuerst Drehbücher für Komödien wie „Gesetz ist Gesetz“ (1958) oder das Kriegsdrama „Die vor die Hunde gehen“ (1960). Hintergründige Komödien gelangen ihm als Regisseur mit „Cousin, Cousine“ (1975) und „Die Kunst, verliebt zu sein“ (1984), detailreich setzte er mit „Schnittwunden“ (1987) einen autobiografischen Film über seine ersten cinephilen Schritte in Szene.
Jacques Breuer (20.10.1956-5.9.2024)
Als gutaussehender, sanftmütig wirkender Jungschauspieler zog der Münchner die Titelrolle in der Eichendorff-Verfilmung „Taugenichts“ (1977) an Land und spielte einen wohlmeinenden Tierarzt im Kolonialdrama „Morenga“ (1984). Neben Bühnen- und Fernsehauftritten war er auch Synchronsprecher für Sergi López, Mads Mikkelsen und insbesondere Viggo Mortensen.
Laurent Tirard (18.2.1967-5.9.2024)
Zuerst Filmkritiker, wechselte der Franzose zu Regie und Drehbuch und debütierte mit der Beziehungskomödie „Lügen & lügen lassen“ (2004). Eine historisch frei spekulierende, amüsante Biografie von Frankreichs Nationalautor bot er in „Molière“ (2007), Charme hatten auch seine zwei Filme um den „Kleinen Nick“ (2009/14) und die Comic-Adaption „Asterix & Obelix - Im Auftrag Ihrer Majestät“ (2012).
James Earl Jones (17.1.1931-9.9.2024)
Es war vor allem seine tiefe, kraftvoll tönende Stimme, die den US-Schauspieler im Kino berühmt machte. Kultstatus erreichten seine Interpretationen des „Star Wars“-Schurken Darth Vader (ab 1977) und des Savannen-Herrschers Mufasa im Zeichentrickfilm „Der König der Löwen“ (1994). Daneben überzeugten aber auch die Kraft, emotionale Vielseitigkeit und schiere Präsenz des wuchtigen afroamerikanischen Darstellers, ob in Hauptrollen wie als Boxer in „Die große weiße Hoffnung“ (1970) oder in prägnanten Nebenparts von „Feld der Träume“ (1989) bis zum „Prinz aus Zamunda“ (1988).
Ein Nachruf auf James Earl Jones findet sich hier.
Klaus Kreimeier (8.11.1938-18.9.2024)
Der deutsche Filmpublizist verfasste mit Sachverstand und präzisem Blick zahlreiche Monografien und Artikel über Regisseure von Murnau und Lang bis Tarkowski und Wenders. Außerdem widmete er sich der Geschichte des Ufa-Konzerns, dem Fernsehen und der Vielfalt des Dokumentarfilms, etwa in der kontroversen „Kreimeier-Wildenhahn-Debatte“ mit dem „Direct Cinema“-Befürworter Klaus Wildenhahn und als Mitautor eines dreiteiligen Monumental-Buchprojekts zur deutschen Dokumentarfilm-Geschichte von 1895 bis 1945.
Ein Nachruf auf Klaus Kreimeier findet sich hier.
Pierre-William Glenn (31.10.1943-24.9.2024)
Erste Bekanntheit erlangte der französische Kameramann durch die Herzensprojekte „Out 1 – Noli me tangere“ (1971) von Jacques Rivette und „Die amerikanische Nacht“ (1973) von François Truffaut. Daneben verschaffte er in den 1970er- und 1980er-Jahren Filmen von Bertrand Tavernier, Maurice Pialat und Alain Corneau ihren kühlen Look, später fotografierte er den stimmungsvollen Thriller „Im Schatten der Wälder“ (2003) von Guillaume Nicloux.
Maggie Smith (28.12.1934-27.9.2024)
Die gefeierte britische Theatermimin startete auch im Film der 1960er-Jahre schnell durch und zeigte ihre außergewöhnliche Begabung und Vielseitigkeit. Sowohl für das Drama „Die besten Jahre der Miss Jean Brodie“ (1969) als auch für die Komödie „Das verrückte California-Hotel“ (1978) wurde sie mit einem „Oscar“ geehrt. Auch das Rollenfach exzentrischer alter Frauen füllte sie nuancenreich aus. Mit den Filmen um Jungzauberer Harry Potter (2001-11) prägte sie ein ganzes Jahrzehnt magischen Kinos mit, und durch die Serie „Downton Abbey“ (2010-15) wurde sie im hohen Alter noch zur Fan-Ikone.
Ein Nachruf auf Maggie Smith findet sich hier.
Klaus Manchen (1.12.1936-27.9.2024)
Der vielseitige Charakterkopf aus Breslau war in herausragenden Produktionen des DDR-Kinos wie „Ich war neunzehn“ (1965), „Der Dritte“ (1971) oder „Grüne Hochzeit“ (1988) zu sehen, aber auch in Publikumsstoffen wie als Gegenspieler von Gojko Mitic im Western „Der Scout“ (1983). Auch im wiedervereinten Deutschland zählten Regisseure wie Dominik Graf, Matti Geschonneck und David Wnendt auf den Darsteller, 2010-20 spielte er in der Krimireihe „Polizeiruf 110“ den berufskriminellen Vater von Ermittler Bukow.
Kris Kristofferson (22.6.1936-28.9.2024)
Der US-amerikanische Singer-Songwriter wurde mit seinen teils selbst interpretierten, teils für andere Künstler geschriebenen Liedern zur Country-Legende. Der charismatische Vollbartträger hatte auch eine lange Schauspielkarriere, die viele Western wie „Pat Garrett jagt Billy the Kid“ (1972) und „Heaven’s Gate“ (1980) umfasste, aber auch Rollen als Farmer („Alice lebt hier nicht mehr“, 1974), Trucker („Convoy“, 1978) oder Mentor eines Vampir-Kriegers in der „Blade“-Trilogie (1998-2004).
Michel Blanc (16.6.1952-3.10.2024)
Der schon in frühen Jahren fast, später gänzlich kahlköpfige französische Schauspieler war in den 1970er-Jahren Teil der Theatergruppe „Le Splendid“, die mit Komödien wie „Die Strandflitzer“ (1978) auch im Kino (Kassen-)Erfolge feierte. Als permanent erniedrigter Loser in „Abendanzug“ (1985) und einsamer Voyeur in „Die Verlobung des Monsieur Hire“ (1989) meisterte er den Übergang ins Charakterfach, das er mit Rollen wie als Stabschef in „Der Aufsteiger“ (2012) weiter bediente. Daneben kultivierte er in Komödien den Typus des Griesgrams und führte mitunter auch selbst Regie.
Véra Plívová-Simková (29.5.1934-13.10.2024)
Die tschechische Regisseurin war eine Spezialistin für Kinderfilme, die ihr Zielpublikum jederzeit ernst nahmen, der kindlichen Fantasie Respekt zollten und auch anspruchsvolle Themen altersgemäß zugänglich machten. Nach ihrem Durchbruch mit „Katja und das Krokodil“ (1965), inszenierte sie alltagsnahe Geschichten wie „Weine nicht, Eichhörnchen“ (1988) um ein Mädchen, das gegen neugeborene Zwillingsbrüder rebelliert, verlegte Mark Twain nach Mähren in „Die Herren Buben“ (1975) und drehte eine Hommage an ihr Metier mit „Eine Hauptrolle für Rosmaryna“ (1977).
Mitzi Gaynor (4.9.1931-17.10.2024)
Die lebhafte US-amerikanische Tänzerin und Sängerin zeigte erfrischende Präsenz in Hollywood-Musicals wie „Rhythmus im Blut“ (1954), „Die Girls“ (1957) und „South Pacific“ (1958). Auch für Komödien wie „Ehegeheimnisse“ (1959) bewies sie Talent, beendete aber bereits 1962 ihre Filmkarriere und wandte sich Theater-, Fernseh- und Nachtclub-Auftritten zu.
Dick Pope (3.8.1947-21.10.2024)
Der britische Kameramann war der bevorzugte Bildgestalter der kollaborativ erarbeiteten Filme von Mike Leigh, für den er bodenständige Sozialdramen und Komödien ebenso stimmungsvoll umsetzte wie die aufwändigen Historienfilme „Topsy-Turvy“ (1999) und „Mr. Turner“ (2014). Auch Richard Linklater („Ich & Orson Welles“, 2008), Neil Burger („The Illusionist“, 2006) und Edward Norton („Motherless Brooklyn“, 2019) profitierten von Popes Sinn für Atmosphäre.
Eckhart Schmidt (31.10.1938-24.10.2024)
Als Teil der Neuen Münchner Gruppe realisierte der gelernte Journalist sein zeitgeistiges Debüt „Jet Generation“ (1967) und weitere skurrile Filme zwischen Popkomödie, Melodram und Kolportage („Der Fan“, 1982; „Das Wunder“, 1985). Ab den 1980er-Jahren drehte der auch als Schriftsteller, Maler und Fotograf rege Schmidt zahlreiche filmhistorische Dokumentarfilme vor allem über das Hollywood-Kino.
Paul Morrissey (23.2.1938-28.10.2024)
Anfang der 1960er-Jahre suchte der New Yorker Regisseur Anschluss an den US-Undergroundfilm und wurde in die Gruppe um Andy Warhol aufgenommen. Für diesen inszenierte er tabubrechende Filmpamphlete wie „Flesh“ (1968) und Horror-Trashversionen von „Frankenstein“ und „Dracula“, in „Hollywood“ (1972) sezierten sie das US-Showgeschäft. Mit der mehr um autoritäre Erziehung als um Musik kreisenden Verhaltensstudie „Beethoven“ (1984) und der Boxerkomödie „Brooklyn Kid“ (1988) probierte er aber auch andere filmische Spielarten aus.
Suzanne Osten (20.6.1944-28.10.2024)
Als Pionierin des Kindertheaters und feministische Künstlerin wurde die schwedische Regisseurin und Dramatikerin ab den 1970er-Jahren berühmt. Ihr Filmdebüt „Mamma“ (1982) verarbeitete negative Erfahrungen ihrer Mutter, der Filmkritikerin Gerd Osten. In Schweden vielfach prämiert wurde die Komödie „Mozart Brothers“ (1985) um eine Operninszenierung, bei der ein fortschrittlicher Regisseur und traditionell denkende Sänger aneinandergeraten. Weitere Kino-Arbeiten griffen politischen Terrorismus und Neonazismus auf.
Teri Garr (11.12.1944-29.10.2024)
Die aufgeweckte US-Schauspielerin ließ zuerst als Helferin des Frankenstein-Enkels in der Parodie „Frankenstein Junior“ (1974) und als Mutter einer vom Kontakt mit Außerirdischen betroffenen Familie in „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ (1977) aufmerken. Anspruchsvolle Aufgaben boten ihr das eigensinnige Musical-Drama „Einer mit Herz“ (1981) und ihr „Oscar“-nominierter Part als strauchelnde Schauspielerin in „Tootsie“ (1982). Komödien blieben weiterhin ihr bevorzugtes Genre, wobei sie gelegentlich wie bei „Mom and Dad save the World“ (1991) auch eine Hauptrolle abstauben konnte.
Quincy Jones (14.3.1933-3.11.2024)
Als Komponist, Arrangeur, Bandleader und Plattenproduzent war der Musiker aus Chicago eine Institution im Showgeschäft, organisierte zusammen mit Michael Jackson den Wohltätigkeitssong „We Are the World“ und heimste unzählige Auszeichnungen ein. Als Filmkomponist war er vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren vielbeschäftigt und hinterließ Spuren mit den Scores zu „In der Hitze der Nacht“ (1967), „Kaltblütig“ (1967) und „Die Farbe Lila“ (1985).
Walter Heynowski (20.11.1927-6.11.2024)
Gemeinsam mit seinem Kollegen Gerhard Scheumann (1930-1998) hatte sich der Dokumentarist im DDR-Filmschaffen die „Entlarvung des ideologischen Gegners“ vorgenommen. Dazu holten sie, teils unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, einen westdeutschen Afrika-Söldner in „Der lachende Mann“ (1966) vor die Kamera oder widmeten sich in mehreren teils analytischen, teils polemischen Arbeiten Vietnam während des Krieges und danach, Chile nach dem Pinochet-Putsch und Kambodscha unter Pol Pot.
Tony Todd (4.12.1954-6.11.2024)
Mit fast zwei Metern Körpergröße und einer sonoren Baritonstimme war der US-Schauspieler für Sprecheraufgaben in Filmen und Computerspielen sowie für bedrohliche Rollen prädestiniert. Dies spielte er insbesondere in der „Candyman“-Horrorfilmreihe (1992-2021) als untoter Hakenhand-Mörder und als Experte für die Gesetze des Todes in der „Final Destination“-Reihe (2000-11) aus.
Timothy West (20.10.1934-12.11.2024)
Mit robustem Körperbau und respekteinflößender Stimme war der britische Schauspieler eine logische Wahl für Autoritätspersonen. So spielte er mehrfach Winston Churchill, außerdem Könige und Richter. Im Kino prägte er sich vor allem als Erpresser in „Hedda Gabler“ (1975), rassistischer südafrikanischer Polizeichef in „Schrei nach Freiheit“ (1987) und Bischof Cauchon in Luc Bessons „Johanna von Orleans“ (1999) ein.
Jürgen Thormann (12.2.1928-21.11.2024)
Der Bühnenschauspieler aus Rostock wurde vor allem wegen seiner Stimme berühmt, die alle Register zwischen autoritär und sanftmütig auszudrücken verstand. Neben zahlreichen Hörspielen und Hörbüchern war er ab den 1960er-Jahren ein gefragter Synchronsprecher, der sich insbesondere als Stammstimme von Michael Caine einprägte. Daneben sprach er Peter Sellers in „Willkommen, Mr. Chance“ (1979) ebenso wie den geplagten Vater in den „Immer dieser Michel“-Filmen (1971-73), Max von Sydow, Jean Rochefort und den Gourmetkritiker Anton Ego in „Ratatouille“ (2007).
Earl Holliman (11.9.1928-25.11.2024)
Der kernige US-Schauspieler startete in den 1950er-Jahren im Hollywood-Kino durch und bewährte sich neben Stars wie Burt Lancaster und Katharine Hepburn als schüchterner Rancher-Sohn in „Der Regenmacher“ (1956) oder neben John Wayne im Western „Die vier Söhne der Katie Elder“ (1965). Mit Lee Van Cleef bildete er im Film noir „Geheimring 99“ (1955) ein brandgefährliches wie deutlich homophiles Gangsterduo, zumeist aber strahlte er Standhaftigkeit und Verlässlichkeit aus wie auch in späteren Fernsehrollen („Die Dornenvögel“, 1982).
Karin Baal (19.9.1940-26.11.2024)
Als weibliches Mitglied der „Halbstarken“ im gleichnamigen Jugenddrama (1956) wurde die 16-jährige Berlinerin schlagartig berühmt. Rebellisch oder verführerisch war sie auch in weiteren Werken wie „Der Jugendrichter“ (1959) und „… und so was nennt sich Leben“ (1961), in Edgar-Wallace-Filmen stellten ihr mehrfach ruchlose Mörder nach. Aber auch der Neue deutsche Film fand Verwendung für die spröde wirkende Darstellerin, sodass ihr Fassbinder („Lili Marleen“, 1980) oder Thomas Brasch („Engel aus Eisen“, 1980) dankbare Aufgaben zuteilten.
Jim Abrahams (10.5.1944-26.11.2024)
Der US-Drehbuchautor reüssierte beginnend mit der episodischen Satire „Kentucky Fried Movie“ (1977) im Verein mit den Brüdern David und Jerry Zucker als Spezialist für gagüberladene, nicht immer geschmackssichere Parodien. „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ brachte ihnen 1980 auch den Durchbruch als Regie-Trio und setzte den Start für eine Reihe einflussreicher Genreparodien. Auch ohne die Zuckers inszenierte und schrieb Abrahams bei Filmen wie „Hot Shots!“ (1991) im selben Stil weiter.
Ein Nachruf auf Jim Abrahams findet sich hier.
Silvia Pinal (12.9.1931-28.11.2024)
In Mexiko stieg die Schauspielerin bereits in den 1950er-Jahren zum Kinostar auf, internationalen Ruhm erntete sie aber vor allem als Darstellerin in drei Werken des Spaniers Luis Buñuel: „Viridiana“ (1961), „Der Würgeengel“ (1962) und „Simon in der Wüste“ (1965). In späteren Jahren spielte sie Theater und in Telenovelas.
Marshall Brickman (25.8.1941-29.11.2024)
Der US-Drehbuchautor begann in den 1960er-Jahren, für Late-Night-Shows zu schreiben, erweckte die Aufmerksamkeit von Woody Allen und wurde von diesem mehrfach als Co-Autor herangezogen, darunter für die stilbildende Komödie „Der Stadtneurotiker“ (1977). In den 1980er-Jahren setzte er drei Filme in Eigenregie um, später adaptierte er für die „Four Seasons“-Musical-Verfilmung „Jersey Boys“ (2014) sein eigenes Bühnen-Libretto.
Niels Arestrup (8.2.1949-1.12.2024)
Als Sohn eines Dänen und einer Französin brachte der schwergewichtige Schauspieler eine nordische Rohheit in seine Rollen mit ein. In jüngeren Jahren hauptsächlich in den Filmen von Auteur-Persönlichkeiten wie Chantal Akerman, Claude Lelouch oder Yves Boisset zu sehen, gab er lange dem Theater den Vorzug. Tiefen Eindruck hinterließ er in seinen brutalen, aber dennoch gebrochenen (Ersatz-)Väterrollen in „Der wilde Schlag meines Herzens“ (2005) und „Ein Prophet“ (2009), aber auch als General von Choltitz in „Diplomatie“ (2014) und Präsident in der ersten Staffel von „Baron Noir“ (2016).
Christel Bodenstein (13.10.1938-5.12.2024)
Die ausgebildete Ballett-Tänzerin wechselte noch als Jugendliche zur Schauspielerei, debütierte in „Das tapfere Schneiderlein“ (1956) und wurde populär als hochmütige Prinzessin in „Das singende, klingende Bäumchen“ (1957). Im DDR-Kino hatte sie weitere Erfolge mit Revuefilmen („Revue um Mitternacht“, 1962), aber auch in Dramen wie „Beschreibung eines Sommers“ (1962), eine Charakterrolle spielte sie in „Grüne Hochzeit“ (1988).
Wolfgang Becker (22.6.1954-12.12.2024)
Der Regisseur aus Westfalen setzte in seiner Karriere nur sechs Spielfilme um, gehörte aber zu den profiliertesten deutschen Filmemachern. Schon sein Debüt „Schmetterlinge“ (1988) gewann in Locarno den „Goldenen Leoparden“. „Das Leben ist eine Baustelle“ (1997) wurde als geglückte deutsche Variante britischen realistischen Alltagskinos aufgenommen, „Good Bye, Lenin!“ (2003) als außergewöhnlich hintersinnige Komödie national wie international gefeiert. Weniger sichtbar, aber sehr ertragreich war auch seine Arbeit für die Produktionsfirma „X-Filme“, die er 1994 mit auf den Weg brachte.
Ein Nachruf auf Wolfgang Becker findet sich hier.
Marisa Paredes (3.4.1946-17.12.2024)
Die spanische Schauspielerin wurde über ihre Zusammenarbeit mit Pedro Almodóvar von der Groteske „Das Kloster zum heiligen Wahnsinn“ (1983) bis zum Rachethriller „Die Haut, in der ich wohne“ (2011) bekannt. Vor allem ihre Auftritte als ikonische, elegante wie geheimnisvolle Darstellerin in „Alles über meine Mutter“ (1999) und als Trivialautorin in „Mein blühendes Geheimnis“ (1995) definierten ihr Image. Daneben trat sie für weitere Landsleute wie Fernando Trueba und Agustí Villaronga vor die Kamera, aber auch für Roberto Benigni („Das Leben ist schön“, 1997) und Petra Volpe („Traumland“, 2013).
Ein Nachruf auf Marisa Paredes findet sich hier.
Hannelore Hoger (20.8.1940-21.12.2024)
Die Schauspielerin aus Hamburg begann ihre Filmkarriere als Zirkusdirektorin in „Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos“ (1968) und war auch in weiteren der gesellschaftskritisch-intellektuellen Arbeiten von Alexander Kluge dessen bevorzugte Darstellerin. Selbstbewusste Frauen spielte sie auch als Klatschreporterin in „Rossini“ (1997) und als Katharina von Medici in „Henri 4“ (2009), ihre Einfühlsamkeit demonstrierte sie als Kleists Geliebte in „Heinrich“ (1976) und als Fernsehkommissarin Bella Block (1994-2018).
Shyam Benegal (14.12.1934-23.12.2024)
Als einer der Hauptvertreter des „New Indian Cinema“ brachte der Regisseur ab den 1970er-Jahren realitätsnahe und gesellschaftskritische Filme wie „Tränen auf heißem Sand“ (1973) und „Die Schauspielerin“ (1977) auf die Leinwand. Zusehends widmete er sich auch Historienstoffen, inszenierte eine Filmtrilogie über indisch-muslimische Frauen und würdigte seinen Kollegen Satyajit Ray ebenso mit einer Doku-Biografie wie Gandhi und Nehru.
Charles Shyer (11.10.1941-27.12.2024)
Der US-amerikanische Komödien-Spezialist arbeitete sich als Drehbuchautor von Sitcoms zu Filmen wie „Hausbesuche“ (1977) und „Schütze Benjamin“ (1980) vor. Ab „Triple Trouble“ (1983) übernahm er meist auch die Regie und hatte mit „Baby Boom“ (1986) und den Remakes von „Vater der Braut“ (1991) und „Ein Zwilling kommt selten allein“ (1998) Erfolge mit familienfreundlicher Unterhaltung.
Olivia Hussey (17.4.1951-27.12.2024)
Bereits als Jugendliche konnte die britische Schauspielerin die Hauptrolle in Franco Zeffirellis „Romeo und Julia“-Adaption (1967) an Land ziehen und an einer der besten Shakespeare-Verfilmungen teilhaben. Für Zeffirelli spielte sie auch Maria, die Mutter Jesu, in „Jesus von Nazareth“ (1976), außerdem war sie Teil des Star-Ensembles in „Tod auf dem Nil“ (1978) und Mitwirkende in diversen Horrorfilmen, etwa als Mutter von Norman Bates in „Psycho IV“ (1990).