Disziplin & Kontrolle (X): „Lippenbekenntnisse“

In dem Liebesthriller „Lippenbekenntnisse“ (2001) von Jacques Audiard werden eine fast taube Sekretärin und ein junger Kleinkrimineller zu einem unerwarteten Duo, das einen Nachtclubbesitzer ausrauben will. Im zehnten Beitrag zum Blog „Disziplin & Kontrolle“ geht es um einen Film, in dem die Rollenbilder des Heist-Movies unter den Bedingungen einer von Sehnsucht und Begehren geprägten Beziehung neu verhandelt werden.

Verteidigung des Originals

Jean-Pierre Melville war als Regisseur in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg eine Ausnahmegestalt. Seine fatalistischen Filme über Gangster und andere Parias stießen auf Unverständnis bei der breiten Masse der Kinokultur. So wurden seine Arbeiten für ihre deutschen Kinopremieren regelmäßig gekürzt und teilweise im Sinn verfälscht. Der Vergleich dieser Rumpfversionen mit den Originalfassungen erlaubt bemerkenswerte Erkenntnisse über die Komplexität von Melvilles Filmen.

Von Josef Nagel

Disziplin & Kontrolle (IX): „Sexy Beast“

In Heist Movies sind Raubzüge und Überfälle oft der Inbegriff von Disziplin, da diese ohne akribische Planung kaum durchführbar wären. Anders verhält es sich in „Sexy Beast“ (2000) von Jonathan Glazer, in dem ein Safeknacker im Ruhestand von einem psychopathischen Kollegen zu einem letzten Coup gezwungen werden soll. Der neunte Beitrag zum Blog „Disziplin & Kontrolle“ behandelt einen Film, der nicht der Logik der Disziplinargesellschaft folgt, sondern von Räubern zwischen Affekten und Getriebenheit erzählt.

Von Leo Geisler

Aha-Momente - Das Internationale Roma-Filmfestival AKE DIKHEA?

In der Kunst- und auch in der Kinogeschichte waren Roma und Sinti lange nur als „Zigeuner“ – mal als Feindbild, mal als romantische Projektion – präsent. Die alten antiziganistischen Klischees in den Köpfen mit neuen, vielfältigen Geschichten zu konterkarieren, ist das Ziel des internationalen Filmfestivals AKE DIKHEA?, das Filme von und mit Roma und Sinti zeigt. Ein Gespräch mit Hamze Bytyçi, dem künstlerischen Leiter, zur achten Festivalausgabe.

Das Gespräch führte Thomas Klein.

Letterboxd: Cinephilie-Segen oder Albtraum?

Die Online-Plattform Letterboxd, auf der Filme bewertet, kommentiert und in Listen verarbeitet werden, hat einen rasanten Aufstieg erfahren. Längst werden Letterboxd-Einträge für die Filmwerbung genutzt, Kritiker und Filmmagazine nutzen die Plattform und in den Nischen gedeiht der Austausch. Doch während sich die Website als Streiterin für die Filmkultur inszeniert, ist ihr Hang zu populären, emotionalen Meinungsäußerungen nicht weniger problematisch als bei anderen Online-Foren.

Von Patrick Holzapfel

Momente der Wahrheit: Aus der SIGNIS-Jury von San Sebastián

Bei fast allen großen Filmfestivals der Welt gibt es immer noch kirchliche Jurys, die wichtige Filme aus dezidiert christlichen Augen heraus würdigen. Beim 72. Festival in San Sebastián diskutierte die SIGNIS-Jury am Ende über vier Filme, die auf packende Weise von menschlichen Nöten, Sorgen und Hoffnungen erzählen.

Von Thomas Kroll

Hinaus ins Offene

Der US-amerikanische Filmemacher Robert Kramer bewegte sich zeitlebens an der Grenze zwischen Dokumentarischem und Fiktion, thematisierte aber auch die eigenen Befindlichkeiten und Zweifel und machte diese reiseartigen Selbstbefragungen zu seinem Grundprinzip. Sein Werk ist als Speicher von Erfahrungen und Geschichte eine Zeitkapsel, die es immer wieder zu öffnen lohnt, wie aktuell bei der „Viennale“. Dort ist eine umfassende Robert-Kramer-Retrospektive zu sehen.

Von Ralph Eue

Leders Journal: Raum für Vieles

Ein Jahrzehnt lang schienen die Streamer und das lineare Fernsehen geborene Todfeinde zu sein, die sich wechselseitig das Publikum abspenstig machen wollten. Inzwischen nivellieren sich die Gegensätze, und auch der Konkurrenzkampf hat sich modelliert. Das ist für Filme und Serien durchaus von Vorteil, wie die aktuelle dritte Staffel von „The Bear“ vor Augen führt.

Von Dietrich Leder