© ZDF ("Fossil" von Henning Beckhoff)

Fossil (ZDF)

Milieudrama um einen Arbeiter im Kohletagebau - am 7.4., 00.40-02.15 Uhr, im ZDF

Aktualisiert am
04.04.2025 - 14:35:51
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Seit Wochen schon steht der riesige Tagebau-Bagger still, den Michael (Markus Hering) seit über vierzig Jahren technisch instandgehalten hat. Dort, wo seit Menschengedenken Kohle abgebaut und der Boden umgewühlt wurde, soll in den kommenden Jahren eine idyllische Seenlandschaft entstehen. 

Doch die Arbeit im Tagebau war für den 62-jährigen Mann mehr als nur ein Beruf. Sie gab ihm Identität und einen Lebensinhalt. Deshalb versucht er seine Kolleginnen und Kollegen vom Protest gegen den schnellen Wandel zu überzeugen. Er kann das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, nicht akzeptieren und stemmt sich in einem Don Quichote-artigen Kampf gegen die übermächtige Zeitenwende. In seiner Verbissenheit verliert er jedoch zunehmend die Realität aus dem Blick und droht allen Rückhalt zu verlieren, auch den in seiner Familie.

Das sorgfältig entfaltete Milieudrama von Henning Beckhoff kreist um eine Hauptfigur, deren Verhalten oft vor den Kopf stößt. Ihr Starrsinn besitzt aber auch eine tragische Komponente. Die sachliche Inszenierung meidet alles Sentimentale und malt realistisch das unausweichliche Verschwinden einer Welt aus.

„Fossil“ bleibt stets nahe bei der Hauptfigur und ihrem Gefühl, alleingelassen zu werden, ohne dass der Film polemisch gegen „die da oben“ austeilen würde. Als sorgfältiges Porträt setzt er auf eine Ambivalenz, um die andere Filme oft einen Bogen machen. Man muss den Protagonisten nicht mögen. Ihn in seinen widersprüchlichen Gefühlen und seinem Verhalten ernst nehmen, sollte man jedoch sehr wohl. - Sehenswert ab 14.

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