Ich bin dein Vater! - George Lucas

Am 14. Mai 1944 wurde der vielleicht einflussreichste Producer-Director der Filmgeschichte im kalifornischen Modesto geboren; 2024 feiert er 80. Geburtstag und wird beim Filmfestival in Cannes mit einer Goldenen Palme für sein Lebenswerk geehrt. Porträt eines Filmemachers, der zu den großen Regie-Hoffnungen des „New Hollywood“ zählte, mit „Star Wars“ das Blockbuster-Kino mit Hyperantrieb aufrüstete und in einer weit weit entfernten Galaxis seine künstlerischen Ambitionen verlor.

Von Jens Hinrichsen

Zeit ist eine Fiktion - Lisandro Alonso

Der argentinische Regisseur Lisandro Alonso hat sich schon früh in der Welle innovativer Filmemacher seines Landes hervorgetan. Seine Arbeiten spielen in Räumen mit fließenden Grenzen und lösen auch feste Zeitstrukturen auf. Nach dem abstrakten Minimalismus seiner ersten Filme weisen seine Werke mittlerweile konkretere Erzählungen auf. Sein jüngster Film „Eureka“ (jetzt im Kino) handelt von Ausbeutung, Kolonialismus und der Plünderung von Ressourcen. Das Porträt eines Künstlers, der sich allen einengenden Verbindlichkeiten widersetzt.

Von Esther Buss

Mister Lucky: Henry Mancini

Am 16. April 2024 wäre Henry Mancini (1924-1994) 100 Jahre alt geworden. Der US-amerikanische Filmkomponist hat insbesondere in den 1960er-Jahren Melodien geschrieben, die zu den bekanntesten der Kinogeschichte gehören, von „Frühstück bei Tiffany“ über „Der rosarote Panther“ bis zu „Hatari!“. Die eingängigen, vom Jazz beeinflussten Kompositionen entsprachen den Bedürfnissen der Epoche und könnten aus heutiger Sicht aus der Zeit gefallen wirken. Doch Mancinis Musik zündet noch immer. Eine Würdigung.

Von Jörg Gerle

Anleitung zum Verschwinden - Marlon Brando

Mehr als das Image jedes anderen Hollywoodstars ist das von Marlon Brando von einer großen Fallhöhe gezeichnet: Von den Höhen der kultisch verehrten New-Hollywood-Ikone zu den tragischen Tiefen des Maßlos-Monströsen. Anlässlich des 100. Geburtstags des am 3. April 1924 geborenen US-Schauspielers taucht Patrick Holzapfel in dessen schillernde Rollengeschichte ein und liest sie als faszinierenden Gegenentwurf zu Star-Kult und Verweigerung an die Erwartung, zum Helden einer Generation zu werden.

Von Patrick Holzapfel

Martin Scorsese - Der Größte

Bei der Berlinale 2024 wurde Martin Scorsese mit einem "Ehrenbär" für sein Lebenswerk geehrt. Wie wenige andere Regisseure hat er sich mit seiner Persönlichkeit, seinen virtuosen Arbeiten und seiner schieren Leidenschaft fürs Kino in die Filmgeschichte eingeschrieben. Vor allem den Gangsterfilm hat er geprägt und von existenzieller Verlorenheit erzählt, doch in seinem Oeuvre war stets Raum für mehr: für Familienauftritte, italo-amerikanische Kultur, Musik, Mode, Geld, Autos, Essen und immer wieder das Kino selbst. Eine Hommage in 80 Beobachtungen.

Von Patrick Holzapfel

Widerstand und Kontrolle - Yorgos Lanthimos

Gesellschaftliche Macht wird in den Filmen des griechischen Regisseurs Yorgos Lanthimos regelmäßig angegriffen und oft auch überwunden. Sein neuer Film „Poor Things“ ist nur das jüngste Beispiel seiner Emanzipationsgeschichten, die umfassend das Ansinnen bekämpfen, kontrolliert und eingeschränkt zu werden. Bei aller Groteske und Tragik führen Lanthimos’ komplexe Werke vor, wie sozialer Wandel möglich wird. Ein Essay über bislang zu wenig gewürdigte Aspekte im Œuvre des Regisseurs.

Von Sebastian Seidler

Königinnen unter sich - Sofia Coppola

Rund 25 Jahre, nachdem sie mit „The Virgin Suicides“ erstmals von sich reden machte, sorgt Sofia Coppola derzeit mit ihrem neuen Film „Prisiclla“ für Aufsehen. Einmal mehr setzt sich die Filmemacherin darin mit einer weiblichen Coming-of-Age-Geschichte auseinander und blickt aus weiblicher Perspektive auf ein Stück Popkultur. Mit ihren Arbeiten ist sie zur Wegbereiterin für eine neue Generation von Filmemacherinnen mit eigenen Perspektiven, Visionen und Ausdrucksweisen geworden.

Von Sofia Glasl

Das Unsagbare - Tatsuya Nakadai

Vor allem seine Rollen für Akira Kurosawa haben den japanischen Schauspieler Tatsuya Nakadai weltbekannt gemacht, vom schusswaffenverliebten Jungspund in „Yojimbo“ bis zum greisen Fürsten in „Ran“. Der am 13. Dezember 1932 geborene Darsteller hatte seinen Durchbruch mit dem dreiteiligen Antikriegsfilm „Barfuß durch die Hölle“ und bewährte sich in Samurai-Filmen, Genreparodien und ernsten Gesellschaftsdramen. Gemeinsam ist all seinen klassischen Rollen die Betonung seiner beredten Augen, in denen sich Tragik wie dämonische Züge abbilden können.

Von Karsten Munt

Die Logik des Kino-Traumwandelns - Timm Kröger

Mit „Die Theorie von allem“ lief 2023 endlich mal wieder ein deutscher Film im Wettbewerb von Venedig – und zwar einer, der es in sich hat: Regisseur Timm Kröger legte mit dieser in Schwarz-weiß gedrehten Mystery-Geschichte über seltsame Begebenheiten bei einem Physiker-Kongress in den Graubündner Alpen des Jahres 1962 einen der außergewöhnlichsten Beiträge des Festivals vor und ist nun der deutsche Regie-Shooting-Star der Stunde. Ein Porträt.

Von Rüdiger Suchsland

In weiter Ferne, so nah - Wim Wenders, der Künstlerfilm und 3D

Mit seinem Film „Anselm – Das Rauschen der Zeit“ (ab 12.10. im Kino) wirft Filmemacher Wim Wenders einen poetischen Blick auf die Werke und Gedanken seines Freundes Anselm Kiefer. Ein weiterer Film, in dem sich Wenders dem Schaffen eines anderen Künstlers widmet, und zwar in 3D, einer Technik, die mittlerweile schon wieder aus der Mode ist, von Wenders aber einmal mehr kongenial genutzt wird.

Von Daniel Kothenschulte