Träume in schnee-weiß
Winter ohne Schnee ist kein Winter. Auch wenn Schnee nicht immer nur Grund zur Freude ist, lässt er niemanden kalt. Schon gar nicht, wenn Filme ihn markant in Szene setzen.
Noch immer ist Schnee gefühlsmäßig die Wettererscheinung, an der sich ein Winter messen lassen muss, wenn er seinen Namen zu Recht tragen will. Und das, obwohl Schnee vielerorts in der kalten Jahreszeit längst zum seltenen Gast geworden ist. Das scheint ihn aber nur umso kostbarer zu machen und auch die Erinnerungen an fröhliche Schneepartien oder Schlittenfahrten mit einer ganz besonderen Nostalgie einzuhüllen. Was zu anderer Zeit unfreundlich wirkt, kann unter einer Schneedecke weihnachtlich verzaubert erscheinen, genauso wie Vertrautes durch die weiße Pracht mit einem Mal fremd wird.
Das Kino ist sich der vielfältigen Wirkungsweisen des Schnees sehr bewusst und vermag schneeweiße Bilder von enormer Eindrücklichkeit zu erschaffen. Romantische Faszination prägt diese Schneefilme oft ebenso wie das Bewusstsein, dass zwischen kindlicher Freude und erstickenden Schneemassen oft nur wenige Flocken liegen. Doch es eint die unbeschwerten wie die warnenden Schneefilme, dass ihre überraschenden und umfänglichen Verwandlungen der Welt niemand kaltlassen.
Kanada 2001 | R: Zacharias Kunuk | Mit: Natar Ungalaaq
Atanarjuat - Die Legende vom schnellen Läufer
Ein Schamane stört in der kanadischen Arktis das harmonische Gleichgewicht unter den Eskimos. Der Kampf um die Führung des Nomadenstammes und eine Generation später um eine schöne Frau entzweit sogar zwei Brüder. Der eine, der schnelle Läufer, überlebt und versucht, den Teufelskreis der Rache zu durchbrechen. Bilderstark und episch wird eine universelle Inuit-Legende erzählt, die stellenweise als behutsam nachgestellte Dokumentation der Sitten und Gebräuche einer vergangenen Zeit fasziniert. - Sehenswert ab 16.
USA 1996 | R: Joel Coen | Mit: Frances McDormand
Fargo
In einem verschlafenen Provinznest in Minnesota ereignen sich mehrere Morde, was die bodenständigen Provinzler zwar nicht aus der Ruhe bringt, aber zu einigen Turbulenzen um zwei überforderte Kidnapper führt. Ein spannender Thriller mit perfekt eingesetzten Zutaten des Genres, aber ebenso viel Gespür für Komik und Absurditäten. Darüber hinaus ein geradezu anrührendes Porträt von Land und Leuten. - Sehenswert ab 18.
USA 1992 | R: Harold Ramis | Mit: Bill Murray
Und täglich grüßt das Murmeltier
Ein zynischer Menschenfeind und Fernseh-"Wetterfrosch" gerät am "Murmeltiertag" in eine Zeitfalle, die ihn den Tag seiner Live-Reportage in einem Provinznest immer wieder erleben läßt. Während Personen und Umgebung sich nicht verändern, sammelt der zunächst verzweifelte, dann resignierende Mann Erfahrungen, die ihn läutern und ihn die Liebe entdecken lassen. Eine auf einer höchst originellen Idee basierende Komödie, die die tragische Komponente zwar außer acht läßt, dafür aber zahlreiche hübsche Gags bietet. - Ab 12.
USA 1924 | R: Charles Chaplin | Mit: Charles Chaplin
Goldrausch
1898 ist Alaska im Goldfieber, und der kleine Vagabund Charlie steckt mittendrin, auch er ist auf der Suche nach Reichtum und Glück. Erst nach vielen Enttäuschungen, Gefahren und Entbehrungen und nachdem er sich gegen die rauhen Sitten der anderen Schürfer durchgesetzt hat, wird sein unbeirrbares Streben durch Gold und die Liebe einer Sängerin belohnt. Realität und Traum, Action und Poesie in einem Stummfilm, den Chaplin selbst für seinen besten hielt und der seinen Weltruhm begründete. - Sehenswert ab 10.
Kanada 1997 | R: Atom Egoyan | Mit: Ian Holm
Das süße Jenseits
Ein kleiner Ort in British Columbia verfällt in Agonie, als 14 Kinder bei einem Busunglück ihr Leben verlieren. Ein aus der Stadt angereister Anwalt versucht, das Leid der Eltern durch einen Musterprozeß in bare Münze zu verwandeln. Durch unermüdliche Überzeugungsarbeit gelingt es ihm, die meisten Betroffenen auf seine Seite zu bringen, doch bei der Vorbereitung des Prozesses scheitert er an der Lüge eines überlebenden Mädchens. Ein intensiver, eindringlicher Film über Verlust und Leid, der als Lehrbuch in Sachen überlebenswichtiger Trauerarbeit verstanden werden kann. - Sehenswert ab 16.
USA 1965 | R: David Lean | Mit: Omar Sharif
Doktor Schiwago (1965)
Die wildbewegte Lebensgeschichte des Arztes und Dichters Schiwago vor dem Hintergrund der Russischen Revolution. Das individuelle Schicksal des Helden berührt sich mit den politischen und militärischen Ereignissen seiner Zeit, wobei die privaten Leidenschaften deutlich im Vordergrund stehen. David Leans äußerst publikumswirksame Inszenierung schwelgt in monumentalen Stimmungsbildern und beeindruckt durch ihren langen Atem in der Abfolge lyrischer und dramatischer Momente. - Ab 16.
USA 2013 | R: Chris Buck
Die Eiskönigin - Völlig unverfroren
Eine nordische Prinzessin kann alles in Eis und Schnee verwandeln, doch als ihre Kräfte ein Eigenleben entfalten, erstarrt ihr Reich zur Schneelandschaft. Erschrocken flieht sie aus dem Palast, verfolgt von ihrer jüngeren Schwester, die sie zurückzuholen will, wobei auch sie einen Reifeprozess durchmacht. Temporeicher, amüsanter Animationsfilm auf den Spuren des Märchens von Hans Christian Andersen mit locker-leichten Songs. - Ab 8.
USA 1998 | R: Sam Raimi | Mit: Bill Paxton
Ein einfacher Plan
Ein abgestürztes Sportflugzeug und vier Mio. Dollar werden für drei Kumpels aus einem verschneiten Provinzfleck in den Südstaaten zum alles verändernden Ereignis. Der sozial und intellektuell seinen Mitstreitern Überlegene erliegt der materiellen Verlockung, verwickelt sich immer tiefer in Widersprüche und geht schließlich über Leichen. Parabel um Schuld und Sühne, Versuchung und Integrität, getragen von der differenzierten Zeichnung der Hauptfiguren und ihrer darstellerischen Verkörperung. - Sehenswert ab 16.
USA 1970/71 | R: Robert Altman | Mit: Julie Christie
McCabe & Mrs. Miller
Südkorea 2013 | R: Bong Joon-ho | Mit: Chris Evans
Snowpiercer
In einer nicht allzu fernen Zukunft ist die Erde von einem Eispanzer überzogen. Die wenigen Überlebenden rasen in einer Art Zug unentwegt durch die Eiswüste. Innerhalb des futuristischen Gefährts herrscht eine strikte Klassengesellschaft. Doch unter den Arbeitssklaven macht sich eine explosive Stimmung breit. Der außergewöhnliche Science-Fiction-Film nach einer französischen Comic-Vorlage verbindet visuellen Einfallsreichtum, Action auf engstem Raum und viel Revolutionspathos zu einem dystopischen Epos. - Ab 16.
Schweden 2014 | R: Ruben Östlund | Mit: Johannes Bah Kuhnke
Höhere Gewalt (2014)
Als beim Skiurlaub in den französischen Alpen Lawinengefahr droht, ergreift ein Mann instinktiv die Flucht statt seiner Frau und seinen beiden Kindern beizustehen. Die familiäre Einheit bekommt dadurch tiefe Risse: Das Vertrauen der Ehefrau ist zerrüttet, die Position des Manns als Familienoberhaupt in Frage gestellt. Ein formal brillantes Drama als von satirischen Tönen durchdrungene Bestandsaufnahme der Kleinfamilie und ihrer Rollenbilder. - Ab 16.
Spanien 1998 | R: Julio Medem | Mit: Najwa Nimri
Die Liebenden des Polarkreises
Die Liebe zweier junger Menschen, die sich bereits als Kinder kennen lernen, sich dann aus den Augen verlieren, sich wiederbegegnen und am finnischen Polarkreis zueinander finden. Ein schillernder Film, erdacht als emotionales Puzzle, das durch die verschiedenen Blickwinkel der beiden Protagonisten eine ambivalente Doppelbödigkeit erhält. Getragen von spröder Poesie, feiert er die Liebe sowie den Zufall und meidet trotz seiner märchenhaften Form stets folkloristische Gemeinplätze. - Sehenswert ab 16.
Schweden 2008 | R: Tomas Alfredson | Mit: Kåre Hedebrant
So finster die Nacht
Ein Junge, der von seinen Mitschülern terrorisiert wird, begegnet auf dem Hof seines Wohnblocks einem seltsamen Mädchen. Die neue Nachbarin erweist sich als Vampir, dem ein älterer "Beschützer" menschliche Nahrung beschafft. Zwischen ihr und dem Jungen entwickelt sich eine Beziehung. Düsteres Horror-Drama, das trotz der jugendlichen Protagonisten keine kindgerechte Schauerromantik, sondern eine Fabel für Erwachsene erzählt und um Opfer-Täter-Dynamik, Wut und Einsamkeit kreist. - Ab 16.
USA 2005 | R: Andrew Adamson | Mit: Georgie Henley
Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia
Vier Geschwister geraten während des Zweiten Weltkriegs in eine Parallelwelt. Im winterlichen Reich von Narnia, das von einer bösen weißen Hexe beherrscht wird, schlagen sie sich auf die Seite des Löwen Aslan, der eine Entscheidungsschlacht zwischen Gut und Böse herbeiführt. Verfilmung des ersten Teils der "Chroniken von Narnia" von C.S. Lewis, die vor allem Kenner der Romane für sich einnimmt. Das fantasievolle Kinoabenteuer erzählt von Krieg und Frieden mit unterschwelligen religiösen Bezügen. - Ab 10.
Italien 1968 | R: Sergio Corbucci | Mit: Jean-Louis Trintignant
Leichen pflastern seinen Weg
1898, in den Schneebergen von Utah: Eine Gruppe Verlorener, die unter dem Druck der sozialen Verhältnisse zu Räubern geworden sind, wird von Kopfgeldjägern aus schnöder Geldgier erbarmungslos verfolgt. Ein Revolvermann, Personifikation des Racheengels, stellt sich gegen die Kopfgeldjäger. Mit zwingender Konsequenz inszenierter Italo-Western, der mit seinen exzesshaften Brutalitäten durchaus vorhandene sozialkritische Bezüge in Frage stellt. - Ab 18.
USA 1982 | R: John Carpenter | Mit: Kurt Russell
Das Ding aus einer anderen Welt (1982)
Eine Gruppe amerikanischer Wissenschaftler am Südpol wird durch ein in immer neuer Gestalt auftretendes außerirdisches Ungeheuer dezimiert. Der seine Science-Fiction- und Horroreffekte perfekt setzende Film ist in erster Linie ein Ausstellungsstück für die verblüffenden Möglichkeiten der Trick- und Spezialtechniken des Hollywood-Kinos. - Ab 18.