Familienfilm | Norwegen 2016 | 70 Minuten

Regie: Terje Rangnes

Ein norwegischer Tischler stürzt sich Jahr für Jahr enthusiastisch in die Weihnachtsvorbereitungen, stößt damit aber bei seiner Familie nicht nur auf Begeisterung. Als er dem echten Weihnachtsmann begegnet, handelt er mit ihm einen Freundschaftsdienst aus: Der Tischler besucht die Kinder des Weihnachtsmanns, der im Gegenzug der Familie des Tischlers ein frohes Fest bescheren soll. Liebevoll ausgestattete, sorgfältig erweiterte Verfilmung eines norwegischen Kinderbuchs. In der gemächlichen Erzählweise wie im Humor auf ganz junge Zuschauer zugeschnitten, lässt der Film Weihnachten als Familienfest hochleben. - Ab 6.
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Filmdaten

Originaltitel
SNEKKER ANDERSEN OG JULENISSEN
Produktionsland
Norwegen
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Fantefilm
Regie
Terje Rangnes
Buch
John Kåre Raake
Kamera
Philip Remy Øgaard
Musik
Magnus Beite
Schnitt
Elise Solberg
Darsteller
Trond Espen Seim (Tischler Andersen) · Anders Baasmo Christiansen (Weihnachtsmann) · Ingeborg Sundrehagen Raustøl (Frau Andersen) · Ella Lockert Postl (Tone) · Anders Myrland Pedersen (Sverre)
Länge
70 Minuten
Kinostart
16.11.2017
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 6.
Genre
Familienfilm | Komödie | Literaturverfilmung
Externe Links
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Liebevoll ausgestattete, sorgfältig erweiterte Verfilmung des norwegischen Kinderbuchs „Weihnachten beim Weihnachtsmann“ von Alf Prøysen

Diskussion
Der animierte Prolog ist im Illustrationsstil von Kinderbüchern gehalten: körnige Hintergründe, sorgsame Details im Vordergrund und weißer Raum, wo die Aufmerksamkeit den Figuren gehören soll. Eine gemütliche Erzählerstimme berichtet von dem kleinen Jungen Andersen, der Weihnachten heiß und innig liebt, über den Vorbereitungen aber vergisst, einen Wunschzettel zu schreiben. Unglücklich erwartet er den Abend, an dem ihm der Weihnachtsmann auch ohne vorherige Mitteilung das ersehnte Geschenk überreicht. Danach ist der Junge endgültig von dem Fest besessen, woran sich auch nichts geändert hat, als er Jahre später den Tischlerberuf erlernt hat und mit seiner Frau und ihren drei Kindern erneut auf ein Weihnachtsfest wartet. Nun wechselt der Film des Norwegers Terje Rangnes von der Animation zum Realfilm, bleibt in der Ästhetik aber nahe am Bilderbuch-Einstieg. Die hingetupften Schneeflocken und skizzierten Tannen prägen auch die „wirkliche“ Filmlandschaft mit Zuckerschnee und einem Wald voller Muster-Weihnachtsbäume. Es ist die passende Kulisse für den Enthusiasmus von Tischler Andersen, der einen Tag vor Weihnachten noch in den Planungen für das perfekte Fest steckt. Gerade darin aber trifft er auf Widerstand: Seinen älteren Kindern geht der väterliche Eifer auf die Nerven, zumal sie längst keinen Zweifel mehr an Andersens Anteil an den jährlichen Weihnachtsmann-Besuchen hegen. Der jüngste Sohn Karl ist mit sechs Jahren in einem schwierigen Alter und zwischen den widersprüchlichen Aussagen von Vater und Geschwistern hin- und hergerissen; hinzu kommt die Furcht, das Fest könne ganz abgesagt werden. Denn Frau Andersen platzt aus verständlichen Gründen der Kragen: Ihr Mann hat zwar viel Mühe auf Lichter und Kostüm verwandt, dabei aber das Festtagsmahl vergessen; das Wohnzimmer versinkt durch seinen Hang zum Ungeschick im Chaos, und anders als er weiß sie noch genau, wie er im Vorjahr von der Feuerwehr aus dem Kamin befreit werden musste. Beschwichtigend sagt der gutmütige Tischler zu, auf seine Paraderolle zu verzichten, schlüpft zum gegebenen Zeitpunkt aber doch in sein Kostüm. Dabei rutscht er auf dem eisglatten Weg aus und landet nach einer rasanten Rutschpartie weit entfernt von seinem Haus im Wald. Als er sich aufrappelt, steht ein weiterer Mann mit rotem Anzug, Zipfelmütze und weißem Rauschebart vor ihm – niemand anders als der echte Weihnachtsmann. Der überredet Andersen zu einem Handel. Während Andersen die Kinder des Weihnachtsmanns besuchen soll, die noch nie einen Tischler gesehen haben, will der Geschenkprofi bei Andersens Familie für ein freudenreiches Fest sorgen. Erst ab diesem Zeitpunkt greift „Plötzlich Santa“ auf Material aus seiner Vorlage zurück, einer kurzen Erzählung des Kinderbuch-Autors Alf Prøysen (1914-1970) aus dem Jahr 1957. Prøysen, der in Norwegen auch heute noch verehrt wird wie Astrid Lindgren und Sven Nordqvist im benachbarten Schweden, beschreibt in „Snekker Andersen og julenissen“ (dt. „Weihnachten beim Weihnachtsmann“) lediglich die Erlebnisse des Tischlers im moosbewachsenen Haus der Weihnachtsmann-Familie. Es spricht daher sehr für die Verfilmung, dass man keinerlei Bruch zwischen dem überschaubaren Ausgangsmaterial und den Ergänzungen wahrnimmt; wie aus einem Guss erscheint die Handlung um die beiden Weihnachten liebenden Männer, die das Fest einmal anders als gewohnt erleben. Regisseur Rangnes und Drehbuchautor John Kåre Raake richten sich ganz auf das Auffassungsvermögen der jüngsten Kinogänger ein. Der drohende Ausfall des Fests, gespiegelt durch den kleinen Karl, reicht als nachvollziehbarer Konflikt, der Humor speist sich neben Slapstick-Elementen vor allem aus der Begriffsstutzigkeit zunächst von Andersen, dann von seiner Familie, die in ihrem Gast partout den Tischler entlarven will. Erwachsene können sich bei dieser Hommage ans Familienfest Weihnachten vor allem an der liebevollen Ausstattung erfreuen sowie an kleinen Scherzen über die Rollenverteilung im Hause Andersen: Wirkt diese auf den ersten Blick traditionell, wird schnell klar, dass der Handwerker ohne das Organisationstalent seiner Frau heillos verloren wäre. Wenn die Kamera einmal zu einem Fernseher schwenkt, in dem „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ (fd 20 112) läuft, ist auch dieser Vergleich gar nicht so vermessen: So wie der tschechische Weihnachtsklassiker erfüllt auch „Plötzlich Santa“ alle Voraussetzungen, um sich bei kleinen Zuschauern einen großen Fan-Kreis zu erschließen.
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