Der Himmel ist blau, der Sand fast schon gelb, und am meisten Spaß macht es immer noch, Sandburgen kaputt zu machen. Endlich sind Sommerferien, und endlich fährt der kleine Nick mit seinen Eltern einmal nicht in die Berge, sondern ans Meer. „Der kleine Nick macht Ferien“ ist nach „Der kleine Nick“
(fd 40 011) die zweite Verfilmung des Kinderbuchklassikers von René Goscinny und dem Illustrator Jean-Jacques Sempé. Inzwischen ist der kleine Nick älter geworden, deshalb gibt es mit Mathéo Boisselier einen neuen Hauptdarsteller. Lustvoll schwelgen Kostüme und Ausstattung in den Moden und Farben der 1960er-Jahre: Das Meer ist ebenso blau wie das Unterhemd von Nicks Vater. Dann sind da die rot gestreiften Bonbontüten von Oma, die rot gestreiften Sonnenstühle und monströs wattierten Blümchenbadekappen, die, so wird der Vater von der Mutter belehrt, im Verbund mit dem Badeanzug ein Ensemble darstellen. Auch die Musik, Schlager der Zeit, ist liebevoll ausgewählt, es gibt sogar eine bezaubernde Musical-Einlage zu „Perhaps, Perhaps, Perhaps“ von den „The Pussycat Dolls“.
Der kleine Nick findet am Strand recht schnell Anschluss; es formiert sich eine Bande von Jungen mit unterschiedlichsten Merkmalen und kreativen Ideen für Streiche aller Art. Ein unheimliches Mädchen tritt auf den Plan, das sich aber bald nicht nur als umgänglich und ballsicher, sondern auch als Nicks neue Dame der Wahl herausstellt. Für sie schreibt er sogar seiner ehedem Auserwählten, der Nachbarstochter zu Hause, einen Abschiedsbrief. Die Eltern lassen sich selbst ein wenig seitwärts amourös ablenken, von einer schweizerischen Nudistin und einem italienischen Filmproduzenten. Sehr zum Missfallen von Nicks Vater ist auch die Schwiegermutter mit von der Partie und schwärmt ihrerseits von den guten Partien, die ihre Tochter einst hätte machen können.
Neben dem Geist der 1960er-Jahre gelingt es dem Film, den Humor der Vorlage einzufangen, und damit den Humor der Zeit. Mit viel Slapstick zitiert Laurent Tirard „die Art von Kino, mit der ich aufgewachsen bin und die mich geprägt hat“. Jacques Tati taucht auf, überholt einen Trupp Rennfahrer und radelt wie in „Das Schützenfest“
(fd 12 552) in einen Heuhaufen (hier im Affenkostüm); Louis de Funès wird mit dem Versuch zitiert, durch bizarre Geräusche wie in „Die große Sause“
(fd 24 629) einen Bettnachbarn vom Schnarchen abzubringen (hier prustet der Vater mit der Schwiegermutter um die Wette), und die zunächst so unheimliche Isabelle taucht mit starrem Blick überraschend in den Hotelfluren auf, als wandelte sie durch Stanley Kubricks „Shining“
(fd 22 670). Mit einem ausschweifenden Kostümball verabschieden sich die Gäste des Hotels Beau Rivage schließlich vom Sommer – wieder zu Hause werden dann sorgsam die Schonbezüge von den Möbeln entfernt.