Könige des Sommers
Drama | Frankreich 2024 | 92 Minuten
Regie: Louise Courvoisier
Filmdaten
- Originaltitel
- VINGT DIEUX!
- Produktionsland
- Frankreich
- Produktionsjahr
- 2024
- Produktionsfirma
- Ex Nihilo/France 3 Cinéma/Auvergne-Rhones-Alpes
- Regie
- Louise Courvoisier
- Buch
- Louise Courvoisier · Théo Abadie · Marcia Romano
- Kamera
- Elio Balézeaux
- Musik
- Charlie Courvoisier · Linda Courvoisier
- Schnitt
- Sarah Grosset
- Darsteller
- Clément Faveau (Totone) · Luna Garret (Claire) · Mathis Bernard (Jean-Yves) · Dimitry Baudry (Francis) · Maïwène Barthelemy (Marie-Lise)
- Länge
- 92 Minuten
- Kinostart
- 06.02.2025
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Genre
- Drama | Komödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Jugenddrama aus der französischen Provinz, in der ein Heranwachsender plötzlich elternlos dasteht und sich um seine kleine Schwester kümmern muss.
Es läuft nicht gut an diesem Abend für Totone (Clément Faveau). Das Mädchen, auf das er ein Auge geworfen hat, lässt ihn abblitzen. Später provoziert er eine Schlägerei mit seinem Nebenbuhler. Obendrein ist sein alleinstehender Vater auf dem Dorffest mal wieder sturzbetrunken. Kurzerhand setzt er ihn ins Auto und lässt ihn nachts allein nach Hause fahren. Totone neigt zu unüberlegten Entscheidungen - und nicht allen sind gut. Wenige Stunden später steht der 18-Jährige allein da – mit einem heruntergewirtschafteten Hof und einer siebenjährigen Schwester, die morgens zur Schule gebracht werden muss.
Totone ist ein Hallodri, der von jetzt auf gleich erwachsen werden muss. Er steht im Mittelpunkt von „Könige des Sommers“, der im Original „Vingt Dieux“ heißt, ein etwas rüder Ausruf des Erstaunens, den Totone öfters hören lässt. Die Regisseurin Louise Courvoisier siedelt ihren Film im französischen Jura an und holt Menschen auf die große Leinwand, die dort immer noch selten zu sehen sind: junge und ernstzunehmende Bewohner der Provinz.
Kühe und Kälber, 24/7
Courvoisier kennt die Welt von Totone gut, denn sie selbst ist in der Region Bourgogne-Franche-Comté aufgewachsen. Sie weiß, dass viele Jugendliche dort auf dem Hof der Eltern mitarbeiten oder mit schwierigen familiären Situationen zurechtkommen müssen. Alle Rollen sind mit Laiendarstellern besetzt, die im französischen Original im Tonfall dieses Landstrichs sprechen, was in der deutschen Synchronfassung komplett verloren geht.
Das Leben auf dem Lande hat wenig mit großstädtischen Träumereien von einem Dasein im Einklang mit der Natur zu tun, wenngleich die Kamera immer wieder die Schönheit der Landschaft einfängt. Vor allem gibt es viel harte Arbeit. Die Kühe müssen auf die Weide gebracht, gemolken und beim Kalben betreut werden, und zwar 24/7. Aber es gibt auch Dorffeste, spontanes Tanzen in der Küche, Knutschen in der Scheune oder waghalsige Stockcar-Rennen.
Gänzlich unsentimental, aber mit großer Zärtlichkeit und viel Humor folgt der Film den Protagonisten, die, wenn überhaupt, Klartext reden, schnell zur Sache kommen (auch in Liebesdingen) und sich keine Trauer oder gar Sentimentalitäten leisten. Nach dem Tod des Vaters tut Totone, was getan werden muss: die Beerdigung regeln, den Traktor zu Geld machen, sich um die kleine Claire (Luna Garret) kümmern und sich einen Job suchen, den er aber nicht lange ausüben kann.
Doch als er mitbekommt, dass beim jährlichen Wettbewerb für den besten Comté-Käse ein Preisgeld von 30.000 Euro winkt, steht sein Entschluss fest: Er will Jahressieger in Sachen Käse werden. So schwer kann das ja nicht sein!
Jeder Käse braucht Zeit zum Reifen
Seine Freunde Jean-Yves (Mathis Bernard) und Francis (Dimitry Baudry) zweifeln am Erfolg seines Plans, stürzen sich aber begeistert mit ihm zusammen in das Abenteuer. Und weil Totone für den besten Käse auch die beste Milch braucht, umgarnt er die junge Milchbäuerin Marie-Lise (Maïwène Barthelemy), die ein entschlossenes Kinn und ein bezauberndes Lächeln hat. Aus dem eigennützigen Techtelmechtel wird mehr, was Totone in eine Zwickmühle bringt. Denn er hintergeht Marie-Lise und muss sich plötzlich fragen, was wichtiger ist: Milch oder Liebe.
Der Comté-Käse, Spezialität dieser Region, spielt die zweite große Rolle im Film und verankert die Geschichte in der Realität, etwa wenn eine Expertin einer Gruppe Touristen recht detailliert die Herstellung des berühmten Hartkäses erklärt. Das hat fast schon etwas von Fremdenverkehrswerbung in einem ansonsten hinreißend charmanten Film. Vor allem aber ist der Käse ein erzählerisches Instrument, das den Kontext liefert, damit Totone in der ihm eigenen jugendlichen Unbedarftheit sein Ziel verfolgen kann und dabei lernt, Verantwortung zu übernehmen und für Fehler geradezustehen. Der Käse sei ungenießbar, heißt es einmal bei einem Testessen. „Aber die Textur ist gut, er ist einfach noch zu jung.“ Und das gilt auch für Totone, der wie ein guter Käse Zeit braucht, um zu einem richtig coolen Typen heranzureifen.