© MK2 (Jean-Pierre Léaud als Antoine Doinel)

Antoine und Colette

Ein Kurzfilm, mit dem François Truffaut 1962 die Geschichte seines Protagonisten Antoine Doinel aus "Sie küssten und sie schlugen ihn" fortsetzte - bis 2.11. in der arte-Mediathek

Veröffentlicht am
20. Oktober 2024
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Das Porträt seines Protagonisten und filmischen Alter Egos Antoine Doinel (Jean-Pierre Leaud), dem man zum ersten Mal 1958 als Junge im Debütfilm „Sie küssten und sie schlugen ihn“ begegnete, baute Regisseur François Truffaut nicht nur in drei weiteren Spielfilmen („Geraubte Küsse“, 1968, „Tisch und Bett“, 1970, „Liebe auf der Flucht“, 1970) zum schillernden Lebensbild aus. Schon 1962 schrieb er in dem ca. 30-minütigen Kurzfilm „Antoine und Colette“ die Geschichte der Figur weiter. Die Vignette, die den in „Sie küssten und sie schlugen ihn“ noch minderjährigen Antoine nun als Teenager an der Schwelle zum jungen Mann zeigt, erschien seinerzeit als Teil des Omnibusfilms „Liebe mit zwanzig“, einem von Truffaut angestoßenen Gemeinschaftsprojekt, zu dem neben ihm unter anderem Andrzey Wajda und Marcel Ophüls Episoden beisteuerten.

Wie der Titel andeutet, steht eine Romanze im Mittelpunkt. Antoine, der mittlerweile auf eigenen Beinen steht, in einer Schallplattenfirma jobbt und die Musik so sehr liebt, dass morgens nach dem Weckerklingeln einer seiner ersten Handgriffe darin besteht, eine neue Platte auf seinen Plattenspieler zu legen und anzuschalten, besucht mit einem Freund nach der Arbeit ein Konzert. Dort lenkt ihn aber bald ein Blick quer über den Mittelgang von den Orchesterklängen ab: Schräg vor ihm sitzt eine grazile Schöne mit hochgestecktem Haar, die seine Augen wie magisch anzuziehen scheint. Antoine ist sofort hingerissen – die Fremde sei „genau sein Typ“, sagt er seinem Freund. Doch der jungen Frau nahe zu kommen, erweist sich als ziemlich schwierig…

Truffaut liefert mit dieser atmosphärischen Fingerübung eine heiter-tragikomische Momentaufnahme, in der er mit doppelbödiger Ironie und unaufdringlicher Eleganz die Geschichte seines Helden fortschreibt.

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