Das Leben von Jean Eustache (1938-1981) hat sich in sein Werk hineingeschrieben wie bei nur wenigen Filmemachern: karg, verdichtet und schonungslos rekonstruiert Eustache in seiner autobiografischen Trilogie, den Spielfilmen „Le père Noël a les yeux bleus“ (1966), „Die Mama und die Hure“ (1973) und „Meine kleinen Geliebten“ (1974) die Zeit seiner Kindheit, Jugend und des frühen Erwachsenenlebens. Nach einer glücklichen Zeit bei der Großmutter auf dem Lande kommt der 15-jährige Daniel (Martin Loeb) zu seiner Mutter (Ingrid Caven) in die Kleinstadt, wo er in seinen Zukunftshoffnungen enttäuscht wird und seine ersten amourösen Abenteuer erlebt.
„Meine kleinen Geliebten“ ist mit einem für Eustache-Verhältnisse vergleichsweise hohen Budget ausgestattet. Auf hohem gestalterischem Niveau beschreibt der atmosphärisch dichte Film in kühl distanzierten Bildern und ohne nostalgische Wehmut die problematische Übergangsphase zwischen Kindheit und Erwachsensein. Dabei streicht Eustache die Prozesse der Reflexion, der Erkenntnis, der Reife, auch der Heilung, die das autobiografische Kino (und den Entwicklungsroman) in seinen vielfältigen Formen ausmachen, radikal aus. – Ab 16.