Authentische Nachrichten informieren über die „Weathermen“, jene radikalen Vietnamkriegsgegner, die in den frühen 1970er-Jahren in verschiedenen Städten der USA Attentate verübten. In einem zweiten Bericht geht es um einen Banküberfall in Michigan, der ebenfalls von den „Weathermen“ verübt wurde und bei dem ein Sicherheitsmann getötet wird. Dann springt der Film in die Gegenwart. Sharon Solarz, eine Hausfrau aus Vermont, stellt sich im Staat New York dem FBI, nachdem sie über 30 Jahre unter falscher Identität gelebt hat. Ben Shepard, ein junger, ehrgeiziger Reporter aus Albany, geht der Geschichte nach. Nach einigen Hinweisen von einer Bekannten beim FBI und Recherchen in örtlichen Archiven stellt sich heraus, dass Jim Grant, ein Anwalt aus Albany und seit dem Unfalltod seiner Frau alleinerziehender Vater, niemand anderer ist als Nick Sloan, wie Solarz einer der Bankräuber von Michigan. Mit einem Mal sitzt Grant das FBI auf den Fersen. Nur mit großer Mühe gelingt es ihm, seine elfjährige Tochter Isabel in einem Hotel in die Obhut seines Bruders Daniel zu geben, um dann, allein auf sich gestellt, zu fliehen. Doch es ist keine Flucht im eigentlichen Sinn. Grant will sich mit Mimi Lurie treffen, seiner ehemaligen Geliebten und Mitstreiterin. Sie ist die einzige Person, die ihn entlasten könnte. Auf der Suche nach ihr spricht er mit ehemaligen Weggefährten, was zu kurzen, aber sehr intensiven Auftritten von Nick Nolte als Holzfabrikant, Richard Jenkins als arriviertem College-Professor und Brendan Gleeson als ermittelndem Beamten des damaligen Banküberfalls führt. Am Schluss laufen alle Fäden in einer einsamen Hütte in Michigan zusammen, wo Grant nicht nur Mimi trifft, sondern auch Shepard.
Robert Redford, als Schauspieler, Regisseur, Produzent und Festivalmacher einer der einflussreichsten Kreativen innerhalb der US-Filmbranche, hatte mit „Von Löwen und Lämmern“
(fd 38 419) seinen bislang politischsten Film gedreht. Redford formulierte darin seinen Unmut über die US-Administration und legte die Mechanismen der Politik bloß. Mit „The Company You Keep“ knüpft er daran nahtlos an und spinnt den Themenkreis weiter. Er greift ein wenig erschlossenes Kapitel der jüngeren US-Geschichte auf und beschreibt die Folgen für die Gegenwart. Als deutscher Zuschauer ist man zunächst überrascht: Viel zu wenig hat man aus Hollywood-Filmen bisher über Linksterrorismus in Amerika erfahren, allenfalls Sidney Lumets „Die Flucht ins Ungewisse“
(fd 27 177), in dem sich ein Ehepaar mit zwei Kindern vor dem FBI versteckt, kommt in den Sinn. „The Company You Keep“, der in seiner angenehm altmodischen Art die Geschichte über präzise Dialoge und genau umrissene, bis in die Nebenrollen hervorragend gespielte Figuren vorantreibt, diskutiert die Folgen der Gewalt, die Kompromisse, die die „Weathermen“ eingingen, und die Konsequenzen der Entscheidung, im Untergrund zu leben.
Redford und sein Drehbuchautor Lem Dobbs beleuchten die Geschichte, die auf dem gleichnamigen Roman von Neil Gordon basiert, aus drei Perspektiven. Anstoß der Handlung und treibende Kraft des Films ist Shepards journalistische Recherche (die nebenbei die aktuelle Medienkrise reflektiert), während das FBI mit seinen bundespolizeilichen Ermittlungen immer einen Schritt hinterher hinkt. Grant hingegen verfolgt eine persönliche Agenda: Er will sein Leben zurück. Zum Reichtum der Geschichte, zu ihrer Bedeutung und Durchdachtheit, gehört auch eine menschliche Dimension, die sich vor allem in der Figur von Osbornes Tochter Rebecca manifestiert. Sie birgt ein Geheimnis, das sie zum Bindeglied zwischen Vergangenheit und Gegenwart macht und die ganze Tragik eines Lebens im Untergrund enthüllt. Zur zentralen Szene wird dabei ein Interview, dass Shepard mit Sharon Solarz im Gefängnis führt und Redfords vielleicht etwas zu romantische Sympathie für die „Weathermen“ und ihre Ziele umschreibt. „Wir haben Fehler gemacht, aber wir waren im Recht“, sagt sie. Das Bedauern, Schuld auf sich geladen zu haben, bedeutet keineswegs, dass man seine Überzeugungen preisgibt.