Eine ganz heiße Nummer (2011)

Komödie | Deutschland 2011 | 95 Minuten

Regie: Markus Goller

Um ihren Tante-Emma-Laden in einem Dorf in der bayerischen Provinz vor dem Aus zu retten, eröffnen drei ebenso resolute wie unbedarfte Frauen eine Telefonsex-Hotline, womit Konflikte im erzkonservativen Dorfmilieu vorprogrammiert sind. Wenig originelle Komödie, die das bekannte Sujet der braven Normalbürger bedient, die sich aus finanzieller Not auf schlüpfrige Pfade wagen. Ohne sozialen Biss bedient der Film nur platte Gemeinplätze und enttäuscht trotz seiner drei guten Hauptdarstellerinnen. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
tfn telenormafilm/ATrack Film/ZDF
Regie
Markus Goller
Buch
Andrea Sixt
Kamera
Ueli Steiger
Musik
Peter Horn · Andrej Melita · Martin Probst
Schnitt
Simon Gstöttmayr · Markus Goller
Darsteller
Gisela Schneeberger (Waltraud Wackernagel) · Bettina Mittendorfer (Maria Brandner) · Rosalie Thomass (Lena) · Monika Gruber (Gerti Oberbauer) · Sigi Zimmerschied (Pfarrer Gandl)
Länge
95 Minuten
Kinostart
27.10.2011
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Diskussion
Dass die Grundzüge der Geschichte zur Genüge bekannt sind, wäre nicht unbedingt ein Problem: Ganz „normale“ Menschen tun aus einer finanziellen Notlage heraus „unnormale“, sprich „sündige“ Dinge – ziehen sich für einen Aktkalender aus, strippen oder eröffnen eine Reizwäsche-Boutique. So gesehen in den britischen Komödien „Kalender Girls“ (fd 36 307) und „Ganz oder gar nicht“ (fd 32 818) oder dem Schweizer Film „Die Herbstzeitlosen“ (fd 37 818). In „Eine ganz heiße Nummer“ nun, der bayerischen Version, greifen Maria, Waltraud und Lena zum Hörer: Telefonsex! Damit wollen sie ihren Tante-Emma-Laden retten, ein Lebensmittelgeschäft in einem Provinzkaff im Bayerischen Wald, dessen Einwohner größtenteils arbeitslos sind und sich nur noch das Einkaufen bei Aldi leisten können. Als den drei Frauen von der Bank der Kredit gekündigt wird, fassen sie ihren tollkühnen Plan, üben laszives Stöhnen, fahren zur Animation in einen Regensburger Sexshop und verteilen die Rollen: Maria ist die Liebevolle, Waltraud gibt die Domina, Lena nennt sich Lolita. Der Skandal in dem erzkatholischen Dorf ist damit vorprogrammiert. Als die ersten Anrufe eingehen, findet der Film zu einigen amüsanten Momenten: Wenn die unbedarften Frauen zunächst so viel falsch wie möglich machen, sich Waltraud mit einem forschen „Wie hätten Sie’s denn gerne?“ als jene Fleischfachverkäuferin zu erkennen gibt, die sie ist, und sich Maria in harmlosen Smalltalk zu retten versucht, statt endlich zur Sache zu kommen. Dann aber aber bleibt es bei dieser Hand voll witziger Szenen. Aufwiegen können sie nicht, dass sich der Film weitgehend auf platte Klischees verlässt und kaum eine Spur von Hintersinn entwickelt. Das Dorf ist bevölkert von völlig überholten Abziehbildern; da hilft es auch nichts, dass der großartige Kabarettist Sigi Zimmerschied den bigotten Pfarrer gibt. So hinterwäldlerisch und plump geht es heute in keinem bayerischen Dorf mehr zu. Aber selbst abgesehen vom realistischen Gehalt dieser dörflichen Strukturen: Es ist einfach öde, wie hier auf der angeblichen Unvereinbarkeit von Sex und Kirche, körperlicher und geistlicher Liebe herumgeritten wird, um auch noch den letzten komödiantischen Tropfen aus dem ausgelutschten Gemeinplatz zu pressen. Es fehlt der Komödie und ihren Figuren an einer zweiten Ebene, einem Geheimnis, einer Geschichte hinter der Geschichte – der Pfarrer ist nur geldgeil und bigott, die Bürgermeistergattin (mit Monika Gruber ebenfalls „kabarettistisch besetzt“) nur eifersüchtig und intrigant. Wieso die Figuren sind, wie sie sind, erfährt man nicht, sie dienen nur als dramaturgisches Schmieröl. Bei den drei Hauptcharakteren sieht die Sache etwas anders aus: Maria, Waltraud und Lena bringen durchaus Leben in die Bude, vor allem dank ihrer gut besetzten Darstellerinnen. Da blitzt dann auch mal der Hauch eines nicht nur vordergründigen Einfalls auf, darf Gisela Schneeberger schön beiläufig ihre legendäre Rolle in der Fernsehserie „Monaco Franze“ zitieren. Dennoch: Gegen die dünne Handlung und die uninspirierte Regie, die kaum einen Gag zünden lässt, kommen auch sie, Bettina Mittendorfer und Rosalie Thomass nicht an.
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