Kundschafter des Friedens 2

Komödie | Deutschland 2024 | 96 Minuten

Regie: Robert Thalheim

Fortsetzung einer Agentenkomödie um eine Gruppe alternder Ex-DDR-Spione, die ein Spezialauftrag nach Kuba führt, wo sie den Verkauf einer kleinen Landzunge an die US-Amerikaner sabotieren wollen. Der mit zahllosen Versatzstücken einschlägiger Vorbilder von „Der rosarote Panther“ bis „Ocean’s Eleven“ gespickte Film verliert sich in Slapstick-Peinlichkeiten, Klamauk und abgedroschenen Klischees und funktioniert auch nicht als nostalgisch verklärtes Revolutionsmärchen, da er sich über die historischen Minenfelder keinerlei Rechenschaft gibt. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Kundschafter Filmprod./ZDF/arte
Regie
Robert Thalheim
Buch
Robert Thalheim · Peer Klehmet
Kamera
Henner Besuch
Musik
Uwe Bossenz · Anton Feist
Schnitt
Stefan Kobe
Darsteller
Henry Hübchen (Jochen Falk) · Winfried Glatzeder (Harry) · Thomas Thieme (Locke) · Corinna Harfouch (Helene ) · Katharina Thalbach (Tamara )
Länge
96 Minuten
Kinostart
23.01.2025
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
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Zweite Filmkomödie um die Ex-Auslandsspione der Stasi, die sich die Rechte an einer kubanischen Insel sichern sollen, die Castro einst der DDR geschenkt hat.

Veröffentlicht am
13.11.2025 - 00:00:00
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Wenn aus der Übung gekommene Ex-Geheimagenten in ihren alten Job zurückkehren, dann kommen sie wie in der Spionage-Komödie „Back in Action“ in Gestalt von Cameron Diaz und Jamie Foxx schon im Trailer mit Flammenwerfern, Fäusten, Schnellbooten, Motorrädern und Flugzeugabstürzen gleich zur Sache. Mit Mitte 50 ist man den Ansprüchen des Genres gerade noch gewachsen und meistert Elternschaft und Weltrettung mit einer Lawine an mehr oder weniger treffsicheren Pointen. Dass auch Rentner-Agenten eine gute Figur im Kampf gegen Killerkommandos machen, bewies die Actionkomödie „R.E.D. – Älter, Härter, Besser“ schon 2010 mit einem Star-Aufgebot von Bruce Willis bis Helen Mirren, die es sichtlich genossen, dass sich die Situationskomik aus der Thematisierung ihres Alters herleitete.

Dieses Grundrezept greift Robert Thalheim schon zum zweiten Mal auf und garniert die Fortsetzung von „Kundschafter des Friedens“ (2017) erneut mit einer spiegelverkehrten Setzung. Statt CIA-Agenten bekommt man es hier mit der ostdeutschen Spionage-Elite zu tun, die ihrer durch den Mauerfall pulverisierten Bedeutung nachtrauert. Aus ihrer Lethargie werden sie gerissen, als sie alten Genossen in Havanna zur Hilfe eilen sollen.

Klapprige Oldtimer anstelle von Trabis

Die kommunistisch regierte Karibikinsel musste zuletzt zwar beim Welternährungsprogramm um Unterstützung bitten und kämpft mit Stromausfällen und einer dramatischen Bevölkerungsabwanderung. Doch bei Thalheim ähnelt der sozialistische Staat dennoch einer sorgenfreien Touristenidylle, in der an jeder Ecke Cocktails, Salsa und revolutionäre Folklore für gute Stimmung sorgen; klapprige Oldtimer bedienen einen ähnlich niederschwelligen Humor wie einst Trabis in den Ostalgie-Filmen.

Die eingerostete Truppe der „Kundschafter des Friedens“, wie in der DDR die Auslandsagenten des Ministeriums für Staatssicherheit hießen, feiert beim Begräbnis ihres ehemaligen Chefs in Berlin ein Wiedersehen. Henry Hübchen, Thomas Thieme, Winfried Glatzeder und Katharina Thalbach verleihen ihnen ein mitunter schmerzhaft überzeichnetes Ex-DDR-Star-Gesicht. 1972 hatten sie mit ihrer analogen Expertise ein Attentat auf Fidel Castro verhindert, der nach Rostock kam, um dem Arbeiter- und Bauernstaat die Ernst-Thälmann-Halbinsel vor Kuba zu schenken. Corinna Harfouch spielt die Tochter des Chefs als durchtriebene Femme fatale, die den ideologisch weiterhin linientreuen Meistern ihres Fachs den Auftrag gibt, durch einen Testament-Tausch den Verkauf der Insel an die US-Amerikaner zu verhindern.

Lieber spät als nie

Beim Stichwort USA setzt bei den Wendeverlierern die analytische Kompetenz aus. Statt die Eigeninteressen der Auftraggeberin zu erkennen, sehen sie sich in ihre glorreiche Jugend zurückversetzt und nehmen dankbar die Rolle als „Retter des Sozialismus“ an, zumal nach erfolgreicher Mission ein All-inclusive-Urlaub winkt.

Der zahnlose Kern dieser mit optischen und musikalischen Versatzstücken von James Bond, „Ocean’s Eleven“ oder „Der rosarote Panther“ überdeutlich spielenden Komödie tarnt sich als harmlos-albernes Produkt für die ganze Familie, mit zahllosen Ausflügen in Slapstick-Peinlichkeiten, komatöse Verfolgungsjagden und sexuell „gewagte“ Konstellationen, wenn ausgerechnet der einstige Romeo-Agent auf Kuba lieber spät als nie seine Schwulheit auszuleben beginnt. Zahlenschlösser aus der DDR-Produktion werden in diesem märchenhaften Universum, in dem „alles noch so ist wie früher“, mit den Geburtstagsdaten von Erich Honecker und Markus Wolf geknackt. Ein kubanisches Revolutionsquiz absolvieren sie fehlerlos. Auftritte als „Stripper“ am Frauentag werden ohne zu meckern überstanden und die am Pool rebellierenden westdeutschen Touristen als immer noch von der Veränderung träumende 68er-Lehrer „enttarnt“.

Da all diese Charaktere im Klischeemorast steckenbleiben, vermögen sie keinerlei Emotionen hervorzurufen, es sei denn, man sympathisiert mit ihrer Verzückung beim Anblick von DDR-Devotionalien in einem Sozialismus-Museum oder erfreut sich an ihren opportunistischen Versuchen, endlich zu den Profiteuren des Systemwechsels zu gehören.

Nicht zu fassen

Gleichgültigkeit gegenüber den Figuren ist das Deprimierendste, was einem Film passieren kann, der vermutlich nur gut unterhalten will. Allerdings auf einem historischen Minenfeld, das die Inszenierung in keiner Weise zu fassen bekommt.

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