Coming-of-Age-Film | USA 2024 | 89 Minuten

Regie: Megan Park

Eine 18-Jährige will endlich ihre Heimatstadt verlassen und ein wildes Leben in der großen, weiten Welt führen. Als sie jedoch zur Abschiedsfeier Halluzinogene einnimmt, sitzt plötzlich ihr 39-jähriges Ich neben ihr und warnt sie davor, sich in einen bestimmten Jungen zu verlieben. Doch plötzlich und unerwartet bahnt sich genau diese Sommerromanze an. Eine mit einem Schuss Magie versehene Coming-of-Age-Komödie in den Fußstapfen von Klassikern wie „Freaky Friday“, in der zwei Generationen einander helfen, die Welt zu verstehen. Dabei sind Muster und Moral zwar altbekannt, doch die authentischen Hauptdarstellerinnen und ein gutes Drehbuch schaffen es, enorm viel Charme und Herzlichkeit in die Geschichte zu bringen. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
MY OLD ASS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Indian Paintbrush/LuckyChap Entertainment/Scythia Films
Regie
Megan Park
Buch
Megan Park
Kamera
Kristen Correll
Musik
Jaco Caraco · Tyler Hilton
Schnitt
Jennifer Vecchiarello
Darsteller
Maisy Stella (Elliott mit 18 Jahren) · Aubrey Plaza (Elliott mit 39 Jahren) · Percy Hynes White (Chad) · Maddie Ziegler (Ruthie) · Kerrice Brooks (Ro)
Länge
89 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Coming-of-Age-Film | Fantasy | Komödie
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Skurrile Coming-of-Age-Komödie: Nur wenige Wochen, bevor es in die weite Welt gehen soll, trifft eine 18-Jährige via Drogentrip auf ihr 39-jähriges Ich.

Diskussion

Elliott (Maisy Stella) ist jung, queer, voller Energie und kann es kaum erwarten, der heimischen Farm Lebwohl zu sagen, um ein neues Leben in der Großstadt zu beginnen. Eigentlich hat sie wenig Gründe, um die Flucht zu ergreifen. In Kanada, direkt an einem malerischen See, lebt sie mit ihren Freundinnen, ihrer fürsorglichen Familie und ihrer momentanen Liebhaberin in die Tage hinein. Doch gerade diese gemütliche Routine gilt es zu durchbrechen. Ihre Lebenslust zieht sie in die Ferne, und in ihrem Kopf ist die Welt voller Möglichkeiten, für die sie bereit ist, ihr warmes Nest hinter sich zu lassen – denn zurückkehren kann man ja jederzeit.

Doch die letzten Tage in der Heimat nehmen eine unverhoffte Wendung, als ihr bei einem Drogentrip ihr 20 Jahre älteres Ich (Aubrey Plaza) erscheint und neben vielen schlagfertigen Sprüchen nur einen Tipp für die Zukunft hat: Verlieb’ dich nicht in Chad! Sollte eigentlich ein Kinderspiel sein, da sich Elliott bisher ohnehin nur in Frauen verguckt hat, doch als der seltsam unbeholfene, aber irgendwie sympathische Teenager (Percy Hynes White) am nächsten Tag tatsächlich auftaucht, beginnen ihre Überzeugungen zu bröckeln.

Ein Feuerwerk an Charme

Wer die Moral dieser Geschichte erahnen möchte, muss keine Zeitreise unternehmen: Sie wandelt in den Fußstapfen von magisch-realistischen Coming-of-Age-Filmen wie „Freaky Friday“ und „Big“. Etwas Magie hilft Jugendlichen und Erwachsenen, die Blickwinkel der jeweils anderen zu verstehen, und am Ende steht die selbstverständliche Lektion, dass unterschiedliche Generationen etwas voneinander lernen können. Genau wie in diesen Blaupausen dienen übernatürliche Kräfte auch hier als Initialzündung, verschwinden dann aber fast gänzlich von der Bildfläche. Bei „My Old Ass“ ist es beinahe bedauerlich, denn das erste Zusammentreffen zwischen der jungen und der älteren Elliott ist einer der besten Momente des Filmes. Die Chemie zwischen Aubrey Plaza und Maisy Stella ist ein Feuerwerk von Charme, Humor und Sympathie, und es spräche nichts dagegen, ein komplettes Buddy-Movie um Elliott & Elliott zu stricken.

Um jedoch den Weg für eine Geschichte über Abschied, Freundschaft und Sommerromanzen freizugeben, wird die ältere Version fast den kompletten Film auf Textnachrichten und Telefonate reduziert. Das gelungene erste Treffen reicht jedoch als Grundlage für die restliche Laufzeit gerade so aus. Der magische Moment ist vorüber, aber die Magie, die daraus entsprungen ist, ist nicht verschwunden, sondern summt leise im Hintergrund mit. Manchmal als böses Omen, manchmal als optimistischer Hoffnungsschimmer. Und als Ausgleich erhält man einen Film, der sich trotz seiner übernatürlichen Prämissen überraschend lebensnah anfühlt.

Wohlige Freundschaftsgefühle

Blickt man, wie die ältere Elliott, 20 Jahre in die Vergangenheit, ist man noch etwas zu früh dran, um „Juno“ im Kino zu sehen. Ein Film, der sich damals mit seinen schnippischen Dialogen und seiner schlagfertigen Protagonistin wie die Stimme einer Generation anfühlte. Oder zumindest, wie sich eine Generation ihre Stimme wünschen würde. Denn „Juno“ war in vielen Belangen so temporeich, popkulturell „State of the Art“ und aberwitzig, weil alle Gespräche auf den Punkt genau geschrieben wurden, um eine Art perfekte Millennial-Energie zu erzeugen. „My Old Ass“ entwickelt eine ähnliche Energie für die „GenZ“ und schafft es zugleich, allen Darstellerinnen eigene Stimmen zu geben, die sich erfrischend authentisch und ungeskriptet anfühlen. Häufig basiert der Humor nicht darauf, dass eine Pointe millimetergenau landet, sondern auf der Art und Weise, wie die Freundinnen miteinander umgehen. Der Spaß daran entsteht, weil es sich wie eine echte Freundschaft anfühlt. Und weil es unterhaltsam ist, diese Freundschaften, mit all ihren kleinen Sorgen und Nöten, mitzuerleben.

Nur an einigen wenigen Stellen verliert der Film diese Echtheit und möchte mit kleinen Monologen und emotionaler Musik etwas zu sehr auf die Tränendrüse drücken oder eine unnötige Popkultur-Referenz einbringen. Doch zwischen diesen typischen Hollywood-Momenten glänzt die aufrichtige Geschichte einer jungen Frau, die denkt, die Dinge, die ihr Leben lebenswert machen, würden für immer existieren, und einer erwachsenen Frau, die weiß, dass dem nicht so ist.

Dear Future Me …

Es gibt die Schreibübung, bei der man einen Brief an sein zukünftiges Selbst verfassen soll und ihn erst nach vielen Jahren öffnen darf. „My Old Ass“ ist die filmgewordene Version dieser Aufgabe und setzt sie mit viel Herzlichkeit und Wärme um. Ein Film für Heranwachsende ebenso wie für alle, die leicht amüsiert, aber dennoch voller Zuneigung auf sich selbst zurückblicken können und sich dabei wundern, was für ein anderer Mensch man einmal war. Dabei wird ein Generationsdialog eröffnet, in dem sich beide Seiten aufgehoben fühlen, weil er versöhnlich statt belehrend wirkt und kontroverse Themen vorsorglich ausblendet. Die progressive Energie der GenZ und die zynische Nostalgie der Millennials sind zwar nicht immer kompatibel, aber finden emotional einen gemeinsamen Nenner. Als sich die jüngere Elliott fragt, warum sie trotz allem, was sie hat, nicht zufrieden ist, erklärt die ältere Version „Das wird nicht das letzte Mal sein, dass du genau das bekommst, was du willst, und dann feststellst, dass es nicht das ist, was du wolltest.“ Bei „My Old Ass“ verhält es sich ähnlich: Es ist ein kurzweiliger Wohlfühlfilm, der mit einem energiegeladenen Ensemble, wunderschönen Landschaftsaufnahmen und kleinen Moralmomenten genau das liefert, was man erwartet. Die Frage ist nur, ob man es annimmt und damit zufrieden ist.

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