In the Lost Lands
Abenteuer | USA/Kanada/Deutschland 2024 | 102 Minuten
Regie: Paul W.S. Anderson
Filmdaten
- Originaltitel
- IN THE LOST LANDS
- Produktionsland
- USA/Kanada/Deutschland
- Produktionsjahr
- 2024
- Produktionsfirma
- Dream Bros. Entertainment
- Regie
- Paul W.S. Anderson
- Buch
- Paul W.S. Anderson · Constantin Werner
- Kamera
- Glen MacPherson
- Musik
- Paul Haslinger
- Schnitt
- Niven Howie
- Darsteller
- Milla Jovovich (Gray Alys) · Dave Bautista (Boyce) · Arly Jover (Ash) · Amara Okereke (Melange) · Fraser James (Patriarch Johan)
- Länge
- 102 Minuten
- Kinostart
- 06.03.2025
- Fsk
- ab 16; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Abenteuer | Action | Fantasy | Literaturverfilmung
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Endzeit-Abenteuer mit Milla Jovovich als Hexe, die eine Mission zusammen mit einem Revolverhelden in die gefährlichen "verlorenen Lande" führt.
Digital geht die Welt zugrunde. In einer Einöde aus verrosteten Kohlebaggern, ausrangierten Atomkraftwerken, stillgelegten Pumpjacks und verfallenen Windrädern hat sich der Rest der Menschheit zusammengefunden. Um sie herum ist nichts: Ruinen und Wüsten, denen Computeranimationen ein tristes Graubraun aufzwingen; eine postapokalyptische Einöde à la „Fury Road“. Anders als in der von George Miller erdachten „Mad Max“-Zukunft, weht in dieser Post-Apokalypse nicht der tiefrote Sand des Outbacks, sondern nur ein aus Pixeln gebastelte Staub, dem alle Farben ausgetrieben wurden. Erdacht hat diese Welt „Game of Thrones“-Autor George R.R. Martin. Fürs Medium Film neu erschaffen, oder eher neu gebaut, hat sie Paul W.S. Anderson.
Die Welt, die der B-Movie-Auteur aus der digitalen Asche zusammenzimmert, hat wenig aus dem eigenen Untergang gelernt. Noch immer gibt es einen Overlord, der die letzte, zwischen den Ruinen des Energiezeitalters gelegene Stadt der Menschheit beherrscht – zumindest auf dem Papier, denn eigentlich liegt er längst im Sterben und die etwa 40 Jahre jüngere Königin Melange (Amara Okereke) regiert in seinem Namen. Die letzten Reste von Glanz und Pomp, die dem Planeten geblieben sind, trägt sie am Leib. Ein anderer Patriarch greift danach. Johan (Fraser James) ist Anführer des Post-Armageddon-Klerus, der alle Klischees der Inquisitionszeiten auch nach dem Jüngsten Gericht auslebt.
Eine Magie begabte Fremde auf gefährlicher Mission
Die post-apokalyptische Obrigkeit kann nicht damit aufhören, sich Macht, Tod und Verderben zu wünschen. Wenn sie sich nicht untereinander bekriegt, steht sie früher oder später bei Gray Alys (Milla Jovovich) an. Die Hexe ist an einen Fluch gebunden, der es ihr verbietet, anderen einen Dienst zu versagen, solange er oder sie dafür bezahlt. Seit Jahrhunderten nimmt sie so am Ende der Welt teil, sichtbar länger, als ihr lieb ist. Jovovich spielt sie mit der abgewandten Empathie, die ein solches Schicksal fordert, ist überall fremd, wie nur eine fremd sein kann, die bereits alles gesehen hat. Nachdem sie sich selbst in der Eröffnungssequenz mit Magie, Klinge und Pistole vom Galgen der religiösen Fanatiker befreit hat, stehen bereits die Königin und ihr Leibwächter Jerais (Simon Lööf) an, um sich einen Wunsch erfüllen zu lassen. Melange wünscht sich die Kräfte eines Gestaltenwandlers. Gray Alys soll ihn fangen, ihm seine Kraft nehmen und sie auf die Königin übertragen. Ihr Leibwächter weiß um die Gefahr des Rituals und bezahlt die Hexe seinerseits, damit es scheitern möge. Beide Wünsche müssen erfüllt werden. Bevor „In The Lost Lands“ aber zu der dazugehörigen Märchenmoral zurückfindet, muss die Hexe ihre Reise in die Lost Lands antreten, um den Gestaltenwandler, einen Werwolf, zu finden.
Vom Western zur Dämonenjagd zur Endzeitparabel
Bevor die Reise überhaupt losgeht, ist „In The Lost Lands“ damit bereits durch diverse Genres und Genre-Spielarten gestapft. Der Roadtrip durch die postapokalyptischen Wüste bringt noch einige weitere hervor. Für die Reise rekrutiert Gray Alys den Revolverhelden Boyce (Dave Bautista), der seinen Lebensunterhalt mit der Jagd im verlorenen Land verbringt. Bis zum nächsten Vollmond muss das Duo, verfolgt von den Zeloten des Patriarchen, den Gestaltenwandler stellen. Bis dahin gibt es einiges an einfältiger Lagerfeuerromantik, die Jovovich und Bautista als platonisches Schicksalsduo fantastisch zu navigieren wissen, und den dazugehörigen abgedroschenen Politintrigen und Traumata. Doch es gibt eben auch das, was Paul W.S. Anderson mit schamloser Bildgewalt aus einer gestorbenen Welt macht: In Saloons, zu Pferd, auf der Flucht vor der Dampflok und am nächtlichen Lagerfeuer spielen Jovovich und Bautista Western, in den Kühltürmen alter Atomkraftwerke spielen sie Dämonenjagd, zwischen den Wolkenkratzern der toten Megacities spielen sie Mad Max und Furiosa, im Showdown spielen sie Fabelwesen in Zeitlupe. Fantasy und Mythos, Märchen und Endzeitparabel: „In The Lost Lands“ schmilzt alles zusammen.
Anderson baut sich seine Metamorphosen als B-Movie, das keinen Unterschied macht zwischen modernem Fantasie-Kitsch und erhabenem Mythos, das brennende Ölfelder neben den mit Totenschädeln gefüllten Fluss stellt, das gnadenlos moderne Malaise und alten Aberglauben verpanscht und alles mit Elektrobeats vollpumpt. „In The Lost Lands“ ist ein kompromissloser Blockbuster aus der zweiten Reihe, ein B-Entwurf, der ohne jegliche ästhetische Rücksicht eine gestorbene Welt radikal wieder aufbaut: aus alt und neu, aus 0 und 1.