Überflieger - Das Geheimnis des großen Juwels

Abenteuer | Deutschland/Norwegen/Belgien 2022 | 85 Minuten

Regie: Mette Tange

Da ein von Storchen adoptierter Spatz keine Chance bekommt, den Vogelverband beim Rückflug von Afrika in die europäische Heimat anzuführen, schließt er sich beleidigt einer von einer taffen Vogeldame angeführten Spatzengang an. Diese wird von einem Pfau erpresst, ein wertvolles Juwel zu stehlen, geht aber mit ihrem neuen Freund daran, den größeren Vogel auszutricksen. Zweiter Teil des Animationsfilms um ungewöhnliche Vogelpartnerschaften, der allenfalls lose an die originelle Ausgangssituation anknüpft. In erster Linie erzählt er eine lärmende Abenteuergeschichte, die ihr Heil in actionreichen Oberflächenreizen und allenfalls angerissenen Musikeinlagen sucht. - Ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
RICHARD THE STORK 2 | RICHARD THE STORK AND THE MYSTERY OF THE GREAT JEWEL
Produktionsland
Deutschland/Norwegen/Belgien
Produktionsjahr
2022
Produktionsfirma
Knudsen Pict./Den siste skilling/Senator Film/Walking the Dog
Regie
Mette Tange · Benjamin Quabeck
Buch
Philip LaZebnik · Reza Memari
Musik
Eric Neveux
Schnitt
Martin Wichmann Andersen · Benjamin Quabeck
Länge
85 Minuten
Kinostart
23.03.2023
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 8.
Genre
Abenteuer | Animation | Familienfilm | Fantasy | Kinderfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die BD-Edition enthält eine Audiodeskription für Sehbehinderte.

Verleih DVD
EuroVideo (16:9, 1.78:1, DD5.1 dt.)
Verleih Blu-ray
EuroVideo (16:9, 1.78:1, dts-HDMA dt.)
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Fortsetzung des Animationsfilms um einen kleinen Spatzen, der seiner Storchen-Adoptivfamilie nach Afrika gefolgt ist und sich dort einer Vogelgang anschließt, die einen Edelstein finden soll.

Aktualisiert am
22.03.2023 - 14:15:18
Diskussion

Storche sind schön, erhaben, ein wenig hochmütig und sehr bedächtig. Spatzen hingegen klein, frech, forsch, hektisch und landläufig ein wenig dreckig. In Fabeln gibt es kaum Vogelarten, die weniger kompatibel scheinen. Doch Gegensätze ziehen sich bekanntlich an, hat man sicherlich auch bei der Konzeption des Kinderanimations-Films „Überflieger - Kleine Vögel, großes Geklapper“ gedacht, in dem 2017 ausgerechnet ein kleiner verwaister Spatz von einem Storchenpaar adoptiert wurde. Die sich aus dieser ungewöhnlichen Gemeinschaft ergebenden Reibungspunkte ließen sich trefflich in eine Abenteuergeschichte um die große Reise in die südlichen Winterquartiere der Störche verpacken, die einen kleinen Spatzen eigentlich überfordern müsste. Aber ein jeder (Spatz) wächst mit den Herausforderungen und ist trotz unscheinbarem Äußeren nie zu unterschätzen. Das gilt für Spatzen genauso wie für Kinder, die die Botschaft der Fabel leicht auf eigene Prüfungen des Lebens übertragen sollten.

Die Rückreise steht an

Nun, sechs Jahre später, gibt es den zweiten Teil des Computer-Animationsfilms, und was liegt thematisch mehr auf der Hand als die Rückreise? Spatz Richard ist zusammen mit seinem großen Storchenbruder Max ein unschlagbares Team. Zusammen machen sie Afrikas Lüfte unsicher und lassen sich weder durch dichte Wälder noch enge Häuserschluchten aus der Flugbahn bringen. Typisch jugendlich eben, wo der halsbrecherische Klippensturzflug die viel größere Herausforderung darstellt als die Verantwortung, die es innerhalb des Storchen-Clans zu übernehmen gilt. Denn Vater und Mutter Storch kündigen es in gebührend elterlicher Besonnenheit an: Es ist Zeit, in die nordeuropäische Heimat zurückzufliegen. Das allein wäre bekanntlich bereits Herausforderung genug. Doch zudem wird noch ein neues Leittier gesucht, das den Verband auf der beschwerlichen Reise anführen soll.

Eine Prüfung steht an, und Richard und Max wollen sie bestehen. Doch da Richard ist, wie Spatzen eben sind, vertraut er ganz auf sein draufgängerisches Ego und wird prompt disqualifiziert. Beleidigt und neidisch, dass nun Max die Ehre zuteilwird, verlässt er seine Familie und sucht in der Stadt Zerstreuung. Die findet er unter seinesgleichen. Samia heißt die Anführerin der afrikanischen Spatzengang, die sich einen permanenten Spaß macht, für Chaos und Aufregung zu sorgen. Chaos und Aufregung? Genau das Richtige für den frustrierten Richard. Und außerdem hat er an der taffen Vogeldame einen Narren gefressen. Sich gegenseitig zu necken, macht unter Spatzen eben viel mehr Spaß als mit dem viel zu großen, viel zu bedächtigen Storchenbruder.

Die Störche stören das eigentliche Abenteuer

Hier spätestens hätte das Drehbuch-Team, in dem sich mit Reza Memari auch wieder der Co-Regisseur des ersten Teils befindet, die Reißleine ziehen können, um die ungewöhnliche Partnerschaft zwischen Storch und Spatz zu lösen und neue abenteuerliche Konstellationen zu entwickeln. Doch man lässt (wie im Tierreich eigentlich üblich) nicht einfach so seine (vermenschlichte) Familie im Stich. Daher macht sich Bruder Max auf die Suche nach seinem Bruder, denn der Reisetermin rückt näher.

Hiermit beginnen auch endgültig die dramaturgischen Probleme des zweiten Teils, denn eigentlich haben die Störche in „Überflieger - Das Geheimnis des großen Juwels“ nichts mehr zu suchen und auch zu tun. Das Abenteuer, das erzählt werden will, ist das von Richard und Samia. Letztere muss nämlich für den versnobten und cholerischen Palastpfau Zamano ein riesiges Juwel finden, ansonsten will dieser die ganze Spatzengang an seine gefräßigen Marabu-Bediensteten Biba und Bubo verfüttern. Natürlich haben Samia und Richard schnell einen Plan, wie man dem Pfau ordentlich ein Schnippchen schlagen kann. Dabei helfen das Spatzennesthäkchen Federball, die permanent mit sich selbst sprechende Zwergeule Olga und der chronisch überdrehte rappende Wellensittich Kiki, während die auf Abreise pochenden Störche eigentlich nur nerven.

HipHop in Einminuten-Clips

Den Machern gelingt es nicht, beide Erzählstränge zu einem befruchtenden Ganzen zusammenzufügen, sodass der Film eigentümlich zerfasert und überladen wirkt. Hinzu kommt noch die Direktive, den Kinderfilm mit kindgerechten Gesangsnummern aufzupeppen. Die werden zumeist vom Wellensittich eingeleitet, dürfen aber nur angerissen werden, weil man die junge Zielgruppe nicht mit ausgewachsenen Musical-Nummern überfordern will. Also wird nur in lärmbunten Einminuten-Clips gehipt und gehopt, was der Handlung zudem keine Stringenz, dafür aber weitere Hektik verleiht.

Erschwerend hinzu kommt, dass die recht günstig produzierte europäische Produktion eher auf dem kreativ-technischen Stand von vor sechs Jahren verharrt und gegenüber dem gängigen Hollywood-Standard auch optisch allenfalls Durchschnitt bietet. Wie kreativ der Animationsstil hätte sein können, wird allenfalls in den Traumsequenzen deutlich, in denen man im Design der Figuren wohltuend von der sonst vorherrschenden, aalglatten 3D-Computerästhetik abrückt. Letztendlich wirkt die sicher wieder kindgerechte und pädagogisch wertvolle Botschaft, dass das Geheimnis des Erfolgs in der Diversifizierung liegt, eher als schwaches Argument dafür, ein in erster Linie lärmendes, auf Oberflächenreize bauendes Abenteuer als tiefgründig zu goutieren.

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