The Good Place
Komödie | USA 2016-2020 | 301 (13 Folgen) Minuten
Regie: Dean Holland
Filmdaten
- Originaltitel
- THE GOOD PLACE
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2016-2020
- Produktionsfirma
- Fremulon/3 Arts Ent./Universal Television
- Regie
- Dean Holland · Beth McCarthy-Miller · Morgan Sackett · Drew Goddard · Michael Schur
- Buch
- Michael Schur · Andrew Law · Daniel Schofield · Cord Jefferson · Kassia Miller
- Kamera
- David J. Miller · Barry Peterson
- Musik
- David Schwartz
- Schnitt
- Eric Kissack · Matthew Freund · Matthew Barbato · Colin Patton · Keith Mahoney
- Darsteller
- Kristen Bell (Eleanor Shellstrop) · William Jackson Harper (Chidi Anagonye) · Jameela Jamil (Tahani Al-Jamil) · D'Arcy Carden (Janet) · Ted Danson (Michael)
- Länge
- 301 (13 Folgen) Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Genre
- Komödie | Serie | Sitcom
Heimkino
Irrwitzige Jenseitsreise: Eine brillante Sitcom um eine junge Frau, die das Zeitliche segnet und im Himmel landet - durch ein Versehen. Sich dort einzufügen und das mit dem Gutsein hinzubekommen, entpuppt sich als höllisch anstrengend.
Im Neuen Testament gibt es schöne Gleichnisse dafür, wie es mit dem Himmelreich sei. Darüber hinaus konkrete transzendentale Aussichten auf das auszumalen, was uns nach dem Tod erwartet, verkneifen sich die christlichen Kirchen heutzutage lieber: Schön plastisch Auskunft zu geben über Himmel und Hölle mag im Mittelalter gang und gäbe gewesen sein; moderne Theologen reden sich dagegen auf redliche, aber etwas farblose Umschreibungen von der Hölle als „Zustand endgültiger Gottesferne“ und dem Himmel als „Gemeinschaft mit Gott“ heraus. Die Kunst hat es da besser und wird nicht müde, in den Fußstapfen von Dante und Hieronymus Bosch theologisch vielleicht hanebüchene, dafür aber umso unterhaltsamere Jenseitsreisen zu unternehmen.
Das gilt auch für Serien, in denen mittlerweile ein bunter Strauß an Himmel- und Höllenimaginationen kursiert, sei es im Fantasy-Dauerbrenner „Supernatural“, in „Chilling Adventures of Sabrina“, „Good Omens“, „Forever“oder „Miracle Workers“. Die in den USA 2017 gestartete Sitcom „The Good Place“, die in Deutschland beim Streamingdienst Joyn+ Premiere feierte (wo sie mittlerweile in allen vier Staffeln vorliegt) und nun auch auf DVD und Blu-ray erscheint, ist darunter die wohl komischste und auch cleverste. Die Serie kombiniert ein irrwitziges Jenseitsszenario, in dem, passend fürs digitale Zeitalter, ein gutes Stück „Matrix“ mitschwingt, mit moralphilosophischen Gedankenspielen.
Ein Kuckucksei im idyllischen himmlischen Kleinstadt-Nest
Im Mittelpunkt: Eine junge Frau namens Eleanor Shellstrop (Kristen Bell), die gleich zu Beginn der ersten Folge von Staffel 1 vorzeitig durch einen blöden Unfall das Zeitliche gesegnet hat und sich nun in einer Art Büro wiederfindet, in der ihr ein freundlicher älterer Herr namens Michael (Ted Danson) die frohe Botschaft kundtut, dass ihre Lebensbilanz ausreicht, um ihr einen Platz im Himmel zu sichern. Und das will etwas heißen, denn dieses Privileg wird in der von Michael Schur ersonnenen Serienwelt nur einigen wenigen besonders lauteren Seelen zuteil, während das Gros der Menschheit – zum Beispiel sämtliche Künstler und sämtliche Franzosen – in der Hölle schmort.
Der Haken dabei: Offensichtlich hat es eine Verwechslung gegeben, denn Eleanor ist keineswegs die hingebungsvolle Altruistin, für die Michael sie hält, sondern eine ganz normale arme Sünderin, die im Leben meistens erst an sich und dann an die anderen gedacht hat. Was sie auch nach dem Tod noch tut und deswegen natürlich keineswegs bereit ist, ihren Platz im Himmel durch ein Übermaß an Ehrlichkeit zu gefährden. Und so verschweigt sie Michael seinen Irrtum und geht daran, sich an diesem himmlischen „guten Ort“ einzuleben. Was sich allerdings als höllisch anstrengend entpuppt.
Das Himmelreich als Spießer-Idylle
Denn mit dem Himmelreich ist es in „The Good Place“ wie mit einem Spießer-Idyll: Das überschaubare Paradies, in dem Eleanor landet und das Michael höchstselbst designt hat, erinnert in seiner sterilen Kleinstadt-Biederkeit an die künstliche Enklave der „Truman Show“ und ist bevölkert mit penetrant freundlichen Menschen, die sich gegenseitig an moralischer Makellosigkeit – und an Langweiligkeit – überbieten. Eleanor gelingt es nur mit Mühe, sich da unauffällig einzufügen: Zwar hat der „good place“ selbst eine Art Zensur-Funktion – wenn Eleanor ein frustriertes „What the Fuck“ über die Lippen gehen will, wird nur ein lasches „What the Fork“ daraus – doch ganz neutralisieren lässt sich ihre Tendenz nicht, vom Pfad der Tugend abzukommen, was zu kuriosen Glitches im System führt. Damit sie deswegen nicht irgendwann auffliegt, braucht Eleanor Nachhilfe darin, tatsächlich gut zu sein. Wobei es sich bestens trifft, dass jede Seele im „Good Place“ einen Seelenverwandten zugeteilt bekommt und Eleanors Partner sich als Ethikprofessor namens Chidi (William Jackson Harper) entpuppt, der – zumindest theoretisch! – bestens für diese Aufgabe gewappnet ist.
Der Beginn einer moralischen Odyssee, bei der Eleanor und Chidi bald Gesellschaft bekommen von einem anderen Pärchen, bei dem Michael eine weitere Verwechslung unterlaufen ist: Die bildschöne Socialite und Charity-Queen Tahani (Jameela Jamil) geht Eleanor zwar zunächst in ihrer Streberhaftigkeit mächtig auf die Nerven, als sich jedoch herausstellt, dass Tahanis Seelenpartner mitnichten der verklärte buddhistische Mönch ist, als der er sich ausgibt, sondern ein Kleinkrimineller namens Jason (Manni Jacinto), schweißt das die beiden mit Eleanor und Chidi zu einer Art Schicksalsgemeinschaft zusammen. So kommen sie schließlich auf den Trichter, dass etwas faul ist an diesem guten Ort…
Ein großes moralphilosophisches Spiel um Gut und Böse
In dreizehn absurd-komischen, im knappen Sitcom-Format von ca. 22 Minuten gehaltenen Folgen steuert die Serie in Staffel 1 auf ein Finale zu, das in einen der schönsten Plot-Twists der jüngeren Seriengeschichte mündet, und gibt der Jenseitsreise des chaotischen Quartetts in weiteren drei Staffeln immer wieder neue, überraschende Richtungen. Dabei kreuzen sich alte Himmel/Hölle-Vorstellungen aufs Köstlichste mit einer klassischen Sitcom-Ästhetik (der „good place“ als knallbunte Studiokulisse) und den Themen des digitalen Zeitalters: Das Jenseits ist hier sozusagen der virtuelle Raum eines großen moralphilosophischen Spiels um Gut und Böse, bei dem die Figuren von Staffel zu Staffel auf ein anderes „Level“ geraten. Und die Spielregeln entpuppen sich als ziemlich tückisch. Bei aller Meta-Verspieltheit bleibt die Serie dabei fest und warmherzig geerdet in zeitlosen, sehr irdischen Fragen nach dem, was Gut-Sein bedeutet und ausmacht – und in all den kleinen und großen Dilemmata, in die die Suche nach lebbaren Antworten mündet.