Der weiße Tiger

„Der weiße Tiger“ von Regisseur Ramin Bahrani erzählt keine Aufsteigergeschichte, sondern eine Geschichte über Aufsteigergeschichten. Jene Mythen also, die ohnehin in der Luft liegen und als zischende Stimme in den Hinterköpfen ihr Recht einfordern. Die von Werbe- und Wahlplakaten herab den Status Quo verteidigen, weil angeblich immer noch Tellerwäscher zu Millionären oder einfache Dorfbewohner zu erfolgreichen Unternehmern werden können. Das Drama „Der weiße Tiger“ will derartige Geschichten als Lügen entlarven, als Instrumente der Mächtigen. Dabei verschmelzen allerdings ironische Verzerrung und Paraphrase, bis nicht mehr klar ist, ob hier dekonstruiert oder vielleicht doch nur wiederholt wird.

Die Adaption des gleichnamigen Romans von Aravind Adiga ist nie ganz bei sich. Schon die Struktur hält auf Distanz zu den Ereignissen. Der mittels Voice-over omnipräsente Erzähler ist der erfolgreiche Geschäftsmann Balram Halwai (Adarsh Gourav), der in einer E-Mail an den chinesischen Premierminister seine eigene Erfolgsgeschichte ausbreitet. Mit den hart erkämpften Siegen seiner Vergangenheit bewirbt er sich für die der Zukunft. Er beginnt