Als die vierteilige US-Fernsehserie „Holocaust“ von Marvin J. Chomsky 1979 erstmals im deutschen Fernsehen, beim WDR, ausgestrahlt wurde, war das ein Politikum. Über 54 Aktenordner voller Drohbriefe gegen die „Hetzserie“, aber auch skeptische Anfragen von Politikern aus allen Lagern, die Befürchtungen und ästhetische Bedenken äußerten, sammelten sich bereits vor der Ausstrahlung beim Sender. Die Kritik von linker und rechter Seite traf sich in ihrem unbeabsichtigt geteilten Anti-Amerikanismus. Während die einen befürchteten, es könne wegen des melodramatischen Zugangs der Serie zu einer Kommerzialisierung und „Warenförmigkeit“ des Erinnerns an die Verbrechen der NS-Zeit kommen, in dem intellektuelle Ansprüche untergehen, protestierten die anderen schon allein gegen den Umstand, dass deutsche Geschichte von US-Amerikanern erzählt werden sollte. Trotzdem: Die Serie wurde ausgestrahlt und war eine medienhistorische Zäsur, weil die Judenvernichtung durchs NS-Regime bis dahin noch nie so breitenwirksam in den Medien thematisiert worden war.
Formal kommt der Mehrteiler als berührende Familientragödie
daher, angereichert mit Dokumentarmaterial aus der Zeit. Es geht um die
jüdische Familie Weiss, die an unterschiedlichen Orten und zu verschiedenen
Zeiten der Vernichtung des Nazi-Regimes zum Opfer fällt. Im Zentrum stehen der
junge Karl Weiss (James Woods) und seine nichtjüdische Frau Inga (Meryl
Streep), deren Ehe von Beginn an von den politischen Ereignissen
überschattet wird. Die Weiss‘ betreiben seit langem eine angesehene Arztpraxis
in Berlin und ist gesellschaftlich bestens integriert. Doch mit der
Machtergreifung durch die Nazis beginnen sich die Verhältnisse zu ändern, erst
langsam, dann drastisch, dann mörderisch.
Phoenix zeigt am 26.4. ab 20.15 alle vier Folgen der Serie am Stück.