Home Before Dark
Drama | USA 2020 | (Staffel 1, 10 Folgen) Minuten
Regie: Rosemary Rodriguez
Filmdaten
- Originaltitel
- HOME BEFORE DARK (2020)
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2020
- Produktionsfirma
- Anonymous Content/Paramount Television
- Regie
- Rosemary Rodriguez · Kat Candler · Jon M. Chu
- Buch
- Dana Fox · Hillary Cunin · Dara Resnik · Thembi Banks
- Kamera
- François Dagenais · Alice Brooks · C. Kim Miles
- Musik
- Nathan Lanier
- Schnitt
- Tamara Luciano · Cedric Nairn-Smith · Melissa Remenarich-Aperlo
- Darsteller
- Brooklynn Prince (Hilde Lisko) · Jim Sturgess (Matt Lisko) · Kylie Rogers (Izzy Lisko) · Abby Miller (Bridget Jensen) · Joelle Carter (Direktorin Collins)
- Länge
- (Staffel 1, 10 Folgen) Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 12.
- Genre
- Drama | Mystery | Serie
Eine Serie um eine passionierte Jung-Journalistin, die über ungelöste Verbrechen in einem scheinbar idyllischen US-Küstenstädten stolpert.
Die Zeiten, in denen Joss Whedons „Buffy“ als nahezu einziges Supergirl unter den Schurken dieser Welt aufräumte, sind längst vorbei. Mittlerweile tummeln sich im Coming-of-Age- und Young-Adult-Genre eine Vielzahl starker Mädchen mit herausragenden Fähigkeiten. Hilde Lisko, von Brooklyn Prince mit unwiderstehlicher Intensität verkörpert, ist eine weitere dieser Figuren; allerdings sind es nicht magische oder superheldische, sondern ganz natürliche Kräfte, mit denen sie zu Werke geht.
„Home Before Dark“ beruht lose auf der Geschichte einer realen Figur, der 2006 geborenen Jungreporterin Hilde Lysiak, die die Online-Zeitung „Orange Street News“ gründete und es mit gerade mal zehn Jahren zum jüngsten Mitglied der amerikanischen „Society of Professional Journalism“ schaffte. Nach ihrem Vorbild ist auch der Protagonistin der Serie die investigative Spürnase als Tochter eines Journalisten in die Wiege gelegt. Schon als kleines Kind begleitete sie den Vater bei Recherchen und den Film „Die Unbestechlichen“ hat sie dutzende Male gesehen – und wenn man sie schneiden würde, würde sie Tinte bluten, wie sie von sich selbst gehauptet.
Ein Hohelied auf die vierte Gewalt
Die Serienverfilmung ist nicht zuletzt ein Hohelied auf den Investigativ-Journalismus, der mit dem Niedergang der Zeitungen in Bedrängnis geraten ist; die Premiere der ersten Staffel von "Home Before Dark" fiel in den April 2020, also noch in die Ära Trump mit ihren Fake-News-Angriffen auf die US-Presse. „Home Before Dark“ hält dem eine glühende Verteidigung der Bedeutung des Journalismus als vierter Gewalt im Staat entgegen; Gespräche zwischen Hilde und ihrem Vater kreisen immer wieder um journalistisches Ethos.
Die Serie, von der mittlerweile zwei Staffeln bei AppleTV+ zu sehen sind, beginnt mit dem Umzug der Liskos von New York ins beschauliche Küstenstädtchen Erie Harbour. Hildes Vater Matt (Jim Sturgess) hat seinen Job verloren; nun zieht die Familie in dessen Heimat, um in seinem Elternhaus neu anzufangen, wo bis vor Kurzem Matts dementer und jetzt ins Altersheim umgezogener Dad (Reed Birney) lebte.
Hildes Mutter (Abby Miller) eröffnet als Anwältin eine kleine Kanzlei, die Schwestern Izzy (Kylie Rogers) und Ginny (Mila Morgan) müssen sich in die neue Umgebung eingewöhnen, und Matt und Hilde beginnen alsbald mit den Schatten der Vergangenheit zu ringen, die Matt jahrelang abhielten, nach Erie Harbour zurückzukehren. Als er ein Junge war, wurde einer seiner besten Freunde vor seinen Augen in einen Van gezerrt, entführt und nie wieder gefunden. Damals verhaftete man Sam Gillis, einen indigenen Mitbürger, und verurteilte ihn als Mörder. Doch Matt war sich sicher, dass Gills unschuldig war; er nimmt es seinem Vater und der ganzen Stadt noch immer übel, dass ihm damals niemand glaubte.
Hilde, die keineswegs gewillt ist, in der Provinz ihre Reporter-Ambitionen fahren zu lassen, stürzt sich auf den alten Fall, der bald durch den Mord an Gillis‘ Schwester wieder aktuell wird. Ihre Ergebnisse publiziert die junge Journalistin in ihrem neu gegründeten digitalen „Magic Hour Chronicle“. Womit sie in ein Wespennest sticht, denn ein Großteil der Menschen in Erie Harbour würde die Vergangenheit am liebsten ruhen lassen.
Ein Fall, der immer weitere Kreise zieht
Staffel 1 rollt den Entführungs- und Mordfall als wendungsreiche Kriminalstory auf, in die bald sämtliche Mitglieder der Familie, Hildes neue Schulfreunde und zahlreiche Bürger der kleinen Stadt involviert sind. Das Staffel-Finale bringt eine erste, befriedigende Lösung, lässt aber auch Fragen offen, die dann in Staffel 2 prompt aufgegriffen werden und sich mit der Geschichte eines Umweltskandals verbinden, der Hilde und den Rest der Familie ins Visier eines machtvollen „Corporate Evil“ bringt.
In der dramaturgischen Strukturierung dieser Geschichte um kriminalistische Rätsel und den unbeugsamen Willen eines Mädchen, die Wahrheit ans Licht zu bringen, geht die Serie ähnlich vor wie „Stranger Things“, mit der „Home Before Dark“ eine gewisse atmosphärische Verwandtschaft teilt, inklusive einer 1980er-Nostalgie. Die verschiedenen Gruppen – ein Kinder-Trio um Hilde, Teens um die große Schwester Izzy und die Elterngeneration um Matt, Abby und Matts ehemalige Schulkameraden – bekommt es mit unterschiedlichen Facetten des Falls zu tun und arbeitet sich aus verschiedenen Perspektiven daran ab, bis zum Schluss alles ein stimmiges Bild ergibt.
Dabei fließen aktuelle Reizthemen mit ein: in Staffel 1 latenter Rassismus und die Dominanz eines Machtzirkels aus alten weißen Männern, gegen den irgendwann nicht nur kriminalistisch, sondern auch politisch vorgegangen wird (wenn Hilde sich auf die Agenda setzt, eine junge afroamerikanische Polizistin dabei zu unterstützen, sich zur Wahl fürs Amt des Sheriffs zu stellen); in Staffel 2 kommt das Thema der Umweltverschmutzung und des Einflusses mächtiger Konzerne auf Kommunen dazu, inklusiver einer kleinen Verbeugung vor der Fridays-for-Future-Bewegung.
Warmherziger Blick auf (Familien-)Beziehungen
Ähnlich wie in „Stranger Things“ treibt indes nicht nur der Suspense-Plot die Handlung voran, sondern es wird auch viel erzählerisches Gewicht auf die Ausmalung der zwischenmenschlichen Beziehungen gelegt. „Home Before Dark“ ist nicht zuletzt auch eine ungemein warmherzige Familien-Serie, die mit Feingefühl von Eltern-Kind- und Geschwisterbeziehungen inklusive vieler Reibungspunkte erzählt; zudem überzeugt die Serie durch vieldimensionale Nebenfiguren; etwa den Polizisten Frank Briggs (Michael Weston), einen ehemaligen Freund von Matt, der zunächst ein feindseliger Gegner von Hildes und Matts Bemühungen ist, sich bald aber vom schlichten Antagonisten zum spannenden Charakter entwickelt.
Als legitime Nachfolgerin von detektivischen Teen-Ikonen wie Nancy Drew (aus den Jugendbuch-Klassikern von Edward Stratemeyer) und Veronica Mars (aus der gleichnamigen Fernsehserie) ist die Hauptfigur selbst durchaus als Larger-than-Life-Heldin gezeichnet; Buch und Regie sowie die begabte Brooklyn Prince sorgen jedoch dafür, dass Hilde auch Ecken und Kanten bekommt und immer wieder die kindliche Verletzlichkeit hinter den frühreifen Reporterinnen-Ambitionen durchscheint. Eine wahrhaft fulminante Identifikationsfigur fürs junge Publikum, das sich von Hildes Passion für soliden Journalismus und ihrer Allergie gegen Verschleierung, Fake News und Vorurteile hoffentlich anstecken lässt.