Drama um einen jungen New Yorker Reporter, der Gott interviewt, aber nicht über sich und seine inneren Nöte reden möchte.
Drei Interviews, an drei aufeinander folgenden Tagen und an drei unterschiedlichen Orten lauten die Vorgaben des eleganten älteren Herrn (David Strathairn), der sich mitten in New York mit dem jungen Journalisten Paul (Brenton Thwaites) trifft und seinen Namen als „G-O-T-T“ buchstabiert. Der Reporter einer New Yorker Tageszeitung hält sich nicht lange mit dem Faktencheck auf; sein Gesprächspartner scheint ihm vertrauenswürdig genug, um ihn einer „Blitzrunde“ mit allen einschlägigen Fragen zu überschütten, die sich bei diesem Gegenüber unwillkürlich aufdrängen: etwa nach dem Sinn des Lebens, nach Tod und Teufel oder der menschlichen Freiheit.
Die Antworten fallen allerdings nicht so aus, wie Paul das erwartet hätte, obwohl sich das Gespräch äußerst kurzweilig und pointiert entwickelt. Denn Gott scheint den intellektuellen Schlagabtausch immer wieder zu unterlaufen, indem er mit verwirrenden Gegenfragen die Situation umkehrt, bis sich Paul energisch zur Wehr setzt: „Es geht hier nicht um mich.“
Bitte nichts Persönliches!
Das aber ist genau der springende Punkt der Konversation – und auch die Intention des „faith-based-movies“, wie das Genre in den USA genannt wird: ein wie auch immer gearteter Kontakt mit Gott geht nicht ohne persönliche Involvierung vonstatten. Der vor nicht allzu langer Zeit aus Afghanistan zurückkehrte Journalist hat allerdings keinerlei Interesse, über seine Glaubenszweifel zu sprechen, die sich seit seiner Reportage über US-Soldaten nicht mehr verdrängen lassen. Erst recht will er nicht über seine kriselnde Ehe reden. Sondern lieber über die Theodizee, warum guten Menschen Böses widerfährt oder was es mit der Erlösung auf sich hat.
Doch Gott unterläuft das Kreuzverhör schon dadurch, dass er den zweiten Termin auf die Bühne des „Kings Theatre“ in Brooklyn verlegt, wo Pauls Mutter lange gearbeitet hat. Die Irritationen des Journalisten steigern sich, als auf dem Tisch die gleichen giftgrünen Becher jenes Services stehen, das in Pauls Ehe jüngst zum Zankapfel wurde. Doch die Absicht des Drehbuchs, aus den verstreuten Hinweisen und der zwischen den drei langen Interviews rekapitulierten Beziehungskrise ein halbwegs plausibles Drama mit plastisch modellierten Protagonisten zu entwickeln, bleibt auf halber Strecke stecken, weil das Skript lieber auf überraschende Plot-Twists statt auf die Charaktere setzt.
Zwei Botschaften: „Liebe!“, „Lebe!“
Der solide und angesichts der Dominanz seiner recht theaterhaften Wortduelle überraschend kurzweilig inszenierte Film (Regie: Perry Lang) vollzieht seinerseits die Wendung ins Persönliche nicht mit: Über Glauben wird immer mal wieder gesprochen, in Gestalt von Ratschlägen, dass die Lektüre der Psalmen, ein Gebet oder Jesus geholfen habe; doch man sieht oder erlebt keine der Figuren bei Handlungen, die ansatzweise eine religiöse Dimension verraten würden; dafür fließen an den Rändern ultrakonservative Denkmuster ein, die eine Erlösung nur dem Christentum zuerkennen oder Selbstmord als Sünde betrachten, die nicht vergeben werden kann.
Am Ende des Dramas, wenn Gott wenig aufregend in gleißendem Lichterglanz entschwindet, bleiben zwei „Botschaften“: dass man das, worum man in Gebeten bittet, als eigene Verantwortung begreifen und gegen Missbrauch, Hunger, Krieg und Elend angehen soll, dass es beim Glauben also auf das „Lieben“ und „Leben“ (und mitunter auch das Verzeihen) und weniger auf theoretische Überzeugungen ankommt, und dass die Welt voller Zeichen und Wunder ist, die eine helfende und unterstützende Gegenwart Gottes nahelegen. Für einen frommen US-amerikanischen Film ist das auf seine Art ganz schön viel Welthaltigkeit.