Es gab nicht wenige Puristen, die im Vorfeld der Spielfilm-Adaptionen von „Pettersson und Findus“ arge Zweifel hegten, ob man den Charme, die Skurrilität und die Warmherzigkeit der wunderbar illustrierten Geschichten von Sven Nordqvist auch nur annähernd auf die Leinwand übertragen könne. Spätestens jetzt, wo nach „Kleiner Quälgeist – große Freundschaft“
(fd 42 257) und „Das schönste Weihnachten überhaupt“
(fd 44 259) mit „Findus zieht um“ der letzte Teil der Kinderfilmtrilogie ansteht, dürften die letzte Kritiker verstummt sein. Denn was Regisseur Ali Samadi Ahadi mit seinem Team in den vergangenen Jahren geleistet hat, kommt einer Quadratur des Kreises gleich: Die Vorlage in ihren Wesenszügen zu erhalten, neue Aspekte mit einzuarbeiten und dabei die Möglichkeiten des modernen Filmemachens voll auszuschöpfen.
Wie bei den Vorgängern lehnt sich auch der dritte Teil an zwei Buchvorlagen von Nordqvist an, nämlich „Petterson zeltet“ und „Findus zieht um“. Darin werden weniger stringente Storys erzählt, als vielmehr Momentaufnahmen aus dem (Zusammen-)Leben des übermütigen Katers und des gemütlich-lebenslustigen, sehr erfindungsreichen Landwirts mit Riesenschlapphut und Rauschebart entfaltet. Ein durchgehender Handlungsstrang existiert dennoch: Findus hat das Hüpfen für sich entdeckt und tut dies ausgiebig und vornehmlich nachts, was den unter Schlafdefizit leidenden Petterson veranlasst, seinem Kater eine Hüpfbude zu zimmern. Der alte Mann kann ja nicht ahnen, dass Findus an dem neuen Zuhause so sehr Gefallen findet, dass er ein großer Kater sein will, der selbstständig und allein leben kann. Ohne seinen besten Freund und Weggefährten fällt Pettersson in ein emotionales Loch, das nur einer wieder schließen kann: nämlich Findus selbst.
Dass der sonst so gut gelaunte Pettersson, der sich durch rein gar nichts aus seiner nordischen Ruhe bringen lässt, auch mal Gefühle zeigt und sogar den Tränen nahe zu sein scheint, ist eine der drei Veränderungen gegenüber den Vorgängerfilmen. Die zweite besteht darin, dass den Mucklas deutlich mehr Platz eingeräumt wird. Die in einer kuriosen Zwischenwelt hausenden Wesen amüsieren mit ihren Streichen, dem seltsamen Kauderwelsch und den Musikeinlagen, die zum Gute-Laune-Finale in einem irrwitzigen „Muckstock“-Mini-Rockfestival zu den Klängen des „Sister Sledge“-Ohrwurms „We Are Family“ gipfeln. Und drittens ist mehr Slapstick im Programm. „Hauptleidtragender“ ist Petterssons schusseiliger Nachbar Gustafsson, der mit schlafwandlerischer Sicherheit in jedes Fettnäpfchen tritt.
Alles andere hat Regisseur Ahadi sorgfältig nach dem Prinzip „never change a running system“ angelegt. Das beginnt bei den Schauspielern. Neben Max Herbrechter, der als Gustafsson mit seinen amüsanten Wortverdrehern ein ums andere Mal punktet, und Marianne Sägebrecht als knuddelig-mütterlich Beda ist es vor allem Stefan Kurt, der Nordqvists Vorgaben auf ganzer Linie entspricht und mit seiner Pettersson-Darbietung aus Lebensspaß, Unbekümmertheit und Liebenswürdigkeit den Vorgänger Ulrich Noethen aus dem ersten Teil endgültig vergessen macht. Stark ist auch die Arbeit der Trickabteilung, die ihre technischen Möglichkeiten voll ausschöpfte, ohne den Figuren, insbesondere der realitätsnah aus dem CGI-Computer stammendem Katze, ihre Authentizität oder ihre Seele zu rauben.
Neben einem Höchstmaß an Detailverliebtheit wurde erneut viel Wert auf ausgewogene Unterhaltung gelegt. So dürfen sich die ganz kleinen Besucher über eine Fuchsabwehranlage freuen, in die im Lauf des Films nahezu jeder Protagonist einmal tappt, während Erwachsene eher über die köstlich-komischen Dialoge der Hühner schmunzeln. Und wenn Findus am Ende um mindestens eine Erfahrung reicher zurück in die Pettersson-WG zieht, ist man beinahe geneigt, sich eine Trilogie aus vier Teilen zu wünschen.