Komödie | Deutschland/Österreich 2017 | 90 Minuten

Regie: Marie Kreutzer

Ein geschiedener Mann will die Geburtstagsfeier seiner Mutter dazu nutzen, um sie über die Trennung von seiner Frau zu informieren und seine neue Freundin vorzustellen. Aus Sorge um die seelische Gesundheit der alten Frau verheimlicht er ihr dann aber kurzerhand die Wahrheit und bringt seine Freundin, die Ex-Frau und deren neuen Partner plus die Kinder dazu, das Verstellungsspiel mitzutragen. Die an klassischen Vorbildern geschulte Verwechslungskomödie treibt das Geschehen gekonnt in immer absurdere Situationen. Neben ausgefeilten Dialogen trumpft die Farce insbesondere durch ein brillantes Ensemble auf. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
DIE NOTLÜGE
Produktionsland
Deutschland/Österreich
Produktionsjahr
2017
Produktionsfirma
Epo-Film/ORF/SWR
Regie
Marie Kreutzer
Buch
Pia Hierzegger
Kamera
Robert Oberrainer
Musik
David Hebenstreit
Schnitt
Ulrike Kofler
Darsteller
Josef Hader (Hubert) · Brigitte Hobmeier (Helga) · Pia Hierzegger (Patricia) · Andreas Kiendl (Wolfi) · Christine Ostermayer (Marianne)
Länge
90 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
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Familienfest als Posse ohne Gesang

Diskussion

Ein Familienfest ist immer eine Gelegenheit für Geschichten, die zu allgemeinem Erstaunen, wenn nicht gar Entsetzen führen, im wirklichen wie im filmischen Leben. Die wichtigsten Adressaten sind zugegen, wenn man einmal so richtig abrechnen will. Als Hubert mit seiner neuen Freundin Patricia und mit seiner Ex-Frau Helga mitsamt deren neuem Partner Wolfi sowie den Patchwork-Kindern seine Mutter besucht, um ihren Geburtstag zu feiern, macht er jedoch das genaue Gegenteil: Er platzt nicht mit der neuen Beziehungskonstellation heraus, sondern bleibt bei der alten, um die Mutter nicht zu schockieren. Allerdings zu dem Preis, dass Patricia kurzerhand zu Wolfis Partnerin erklärt wird und Wolfi zu Helgas Bruder avanciert.

Das aus dieser Notlüge entspringende Spiel im Spiel ist dramaturgisch und schauspielerisch überaus reizvoll. Dramaturgisch, weil die aufgeführte Posse (in der Tradition Johann Nestroys) immer wieder an die Grenze ihrer Enttarnung gebracht werden kann und die Akteure in ihren improvisierten Rollen anfangen, Wahrheiten auszusprechen, die sie sonst eher für sich behalten hätten. Was zu neuen Verwicklungen führt. Schauspielerisch, weil es gilt, Figuren zu spielen, die immerfort zum Improvisieren gezwungen sind, um die Farce aufrechtzuerhalten.

Tatsächlich erinnert Marie Kreutzers „Die Notlüge“ an Improvisationstheater. Das kommt nicht von ungefähr, denn Pia Hierzegger, die für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, als Schauspielerin am Grazer Theater im Bahnhof durchaus Impro-Erfahrungen hat. Die Regisseurin, die schon in „Was hat uns bloß so ruiniert“ (fd 44 460) und „Die Vaterlosen“ (fd 40 583) mit Pia Hierzegger als Schauspielerin gearbeitet hat, macht daraus einen Ensemblefilm, in dem nicht nur Josef Hader als Komiker brilliert, sondern sämtliche Schauspieler.

Geschickt wird die Handlung damit eingeleitet, dass Hubert und Patricia einen Kühlschrank aus dem Auto über die Einfahrt zum Haus seiner Ex-Frau tragen, während sie sich über die Geschenke austauschen. Hier wird bereits erprobt, ob die beiden harmonieren oder nicht. „Irgendwo dazwischen“, trifft es wohl am ehesten. Er vorne weg, sie hinterher. So reagiert Patricia denn auch vergleichsweise gefasst, als Hubert sie als Freundin von Wolfi vorstellt. Offensichtlich ist Hubert grundsätzlich eine Menge zuzutrauen, und so sind alle auf das Schlimmste gefasst. Wenn Kathi, die älteste Tochter von Hubert und Helga, die Bemerkung einstreut, wie es sein könne, dass ihr Vater immer mit allem durchkomme, fällt einmal mehr auf, dass die Josef Haders Figuren diese unwiderstehliche Eigenschaft besitzen: dass man ihnen gerne helfen und viel verzeiht. Und so spielen sie alle widerwillig sein Spiel mit. Komisch ist das nicht zuletzt deshalb, weil sich kaum jemand Mühe gibt, zu verbergen, wie genervt alle von der Angelegenheit sind.

Hierzegger und Kreutzer treiben das Geschehen unaufhörlich in immer absurdere Situationen. Zur Lokalposse wird es, als der Bürgermeister auftaucht, um dem Geburtstagskind ein Ständchen spielen zu lassen, und dann auch noch scharf geschossen wird. Nur der Schluss wirkt etwas geglättet und gefällig. Davon abgesehen ist „Die Notlüge“ ein mit kluger Komik und ausgefeilten Dialogen sowie gut aufgelegten Akteuren versehenes Fernseh-Highlight.

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