Die nicht mehr junge Schauspielerin Doris dreht sehr erfolgreich eine Serie. Die heißt „Mutter Ménage“ und geht in die zweite Staffel; auch eine dritte ist schon in Auftrag, der eigene Mann schreibt praktischerweise die Drehbücher dazu. Das wenige, was man in Form von Fernseh-in-Film-Szenen davon zu sehen bekommt, sieht ein bisschen wie eine deutsche Vorabendserien-Version von „Borgen“ aus: Karrierefrau, Politikerin, Probleme im Privaten. Als Kontrollfreak Doris mit 48 Jahren schwanger wird, versucht der Drehbuchautor-Ehemann an der Redaktion vorbei das echte Leben in die Serie zu schreiben, damit seine Frau, deren Karriere gerade erst Fahrt aufgenommen hat, weiterarbeiten kann.
Schon zuvor sahen sich Fernseh- und Echtwelt auffallend ähnlich. Der Look und die Erzähldramaturgie der Vorabend-Serie prägt nämlich auch den eigentlichen, ausgesprochen unfilmischen Film – ohne dass man dahinter ein stilistisches Konzept erkennen könnte. „Wann endlich küsst Du mich?“ ist um eine sympathische Familie herum gebaut: Mutter, neuer Mann, zwei Töchter, Großeltern. Die älteste Tochter Mascha ist bereits ausgezogen und trödelt bei ihrer Magisterarbeit, die 16-jährige Viola lebt noch zu Hause und wird unerwartet schwanger, ebenso wie Doris. Auf sehr konstruierte Weise zeichnet der Film ein Porträt dreier Generationen, stellt die eine Schwangerschaft gegen die andere (die eine ist zu jung, die andere zu alt fürs Kinderkriegen), konfrontiert dieses Generationenproblem mit jenen, dazwischen Mascha als sinnsuchende Twentysomething, parallelisiert, auch buchstäblich, mit Parallelmontagen.
Die Regisseurin Julia Ziesche versucht sich immer wieder an einer Dynamisierung der unterschiedlichen Erzählstränge, hin zur komödiantischen Zuspitzung, nicht zuletzt mit Hilfe einer aufdringlich heiteren Musik. Aber es hilft nichts: der Drive bleibt aus. Auch die Synthese von Pubertäts- und Midlife-Drama geht nicht auf: der Teeniefilm hängt quer im biederem „Erwachsenenfilm“ und umgekehrt. Und was hier an Dysfunktionalität aufscheint – „wir werden richtig asozial“, sagt Mascha einmal –, ist in Wahrheit einfach nur schrecklich normal. Am wenigsten schablonenhaft gerät noch der Ehemann, den Alex Brendemühl recht bodenständig spielt, und auch Mascha versprüht (oder eher: vertröpfelt) einen angenehm verpeilten Charme.