Nach dem Datenangriff auf ein Institut zur Glücksforschung richtet sich der Verdacht auf einen menschenfeindlichen Ex-Hacker, der das Sicherheitskonzept des Labors überprüfen sollte. Die hartnäckigen Vorwürfe treiben den Einzelgänger dazu, offensiv seine Unschuld beweisen zu wollen, umso mehr als die laboreigenen Versuchskaninchen im Haus seiner exzentrischen Familie auftauchen. Muntere Situationskomödie mit einem Feuerwerk überwiegend gelungener Einfälle, schrägen Charakteren und absurden Wendungen. Das Regiedebüt ist mitunter etwas holprig und inkonsequent, vermittelt aber eine sympathische Lust am ungeschliffenen Independent-Kino.
- Ab 14.
Hey Bunny
Komödie | Deutschland 2016 | 93 Minuten
Regie: Barnaby Metschurat
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2016
- Produktionsfirma
- Hot Couple Filmprod.
- Regie
- Barnaby Metschurat
- Buch
- Barnaby Metschurat
- Kamera
- Raphael Beinder · Florian Foest · Andrés Lizana Prado
- Musik
- Jasmin Shakeri · Beathoavenz
- Schnitt
- Carsten Piefke · Julia Karg · Claudia Trost
- Darsteller
- Barnaby Metschurat (Adam) · Lavinia Wilson (Helen) · Harald Schrott (Alen) · Edin Hasanovic (Mirko Özer) · Patou Doumeyrou (Heinrich)
- Länge
- 93 Minuten
- Kinostart
- 27.04.2017
- Fsk
- ab 0
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Komödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Etwas holprige, aber muntere Situationskomödie. Regiedebüt des Schauspielers Barnaby Metschurat
Diskussion
Alzheimer, Tierversuche, Cyberangriffe, Glücksforschung, Ausbildungslager der Al-Qaida, Aktivismus à la Pussy Riot, Kapitalismuskritik – wenn sich Schauspieler auf den Regiestuhl setzen, das Drehbuch schreiben, die Hauptrollen übernehmen und den Produzenten geben, ergibt das nicht zwingend einen Parcours durch die gesellschaftlichen Problemzonen. Die privat liierten Lavinia Wilson und Barnaby Metschurat haben sich für ihren ersten Langspielfilm jede Menge Themenfelder ausgesucht, die im deutschen Film üblicherweise in dieser geballten Ladung nicht vorkommen. Ernst ist es ihnen aber mit der perfekten Thriller-Packung dann doch nicht, denn das Ergebnis ist eine sympathisch holprige Berlin-Komödie, in der es vor allem um Momente gelungener Situationskomik geht. Getragen werden sie von allerlei Nebenfiguren, die ihr Gespür für Timing und prägnante Charaktere beweisen oder auch vermasseln können. Und das ganz ohne Gage.
Wilson übernimmt dabei den Part einer stets ungeschminkten und etwas zu sehr auf ihre Glücksgen-Experimente fixierten Forscherin, die sich in ihrem Institut zu allem Überfluss täglich Machtkämpfe mit ihrer Professoren-Mutter liefern muss. Metschurat gibt einen desillusionierten Ex-Hacker mit abhanden gekommener Arbeitsmoral, der gelegentlich Aufträge für Sicherheitskonzepte übernimmt, wie zuletzt just in dem gleichen Glücksforschungslabor, das von seinem alzheimerkranken Vater jahrelang geleitet wurde. Ein Angriff auf die interne Datenbank bringt das Screwball-Szenario munter ins Rollen: der misanthropische Nerd wird der Sabotage bezichtigt, die Nachwuchswissenschaftlerin verwandelt sich in eine Detektivin, die Versuchskaninchen nisten sich im Haus ihres gar nicht so dementen Erschaffers ein und der Rest der exzentrischen Sippe sorgt für anarchische Abzweigungen, die das temporäre Familiendrama absurde Volten schlagen lassen. Im Finale übernimmt eine zornige Stadtguerilla das Institut und die Medien ergehen sich in Kritik an den von Sponsoren korrumpierten Frankenstein-Wissenschaftlern.
Der Schnitt hätte in dieses liebevoll politisierte Durcheinander etwas konsequenter eingreifen können, aber die Freude am selbstgemachten Indie-Kino ist allen Beteiligten anzusehen. Auf der Flucht vor dem Glück und Unglück der Welt kann es nicht schaden, sich selbst ein Geschenk zu machen, das sich alle Freiheiten nimmt und auf die Vorschriften aus den Redaktionsstuben pfeift. Vielleicht haben Metschurat und Wilson ihren besten Film noch vor sich.
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