Als Joe die prächtige Empfangshalle seiner Bank betritt, bekommt er erst einmal einen Pager in die Hand gedrückt. Sekunden später ist der nächste Mitarbeiter frei und das schrillende Gerät reißt den Rentner aus dem unbequemen Designer-Stuhl. Joes alter Körper ist nicht für die „Optimierungen“ der Gegenwart gemacht. Sein kluger Kopf stemmt sich ebenfalls gegen die fadenscheinigen Argumente des Finanzberaters. Die Hypothekenraten für Joes Haus am Rande New Yorks, in dem auch seine geschiedene Tochter mitsamt Enkelin wohnt, hätten sich verdreifacht. Die Situation scheint aussichtslos. Doch da platzt eine Handvoll Bankräuber mit Robin-Hood-Attitüde in das unerfreuliche Beratungsgespräch.
Wie ein Tanz sei der Überfall choreografiert gewesen, erzählt Joe später beim Boule-Spiel im Park. Ja, wie eine Polonaise, direkt ins Gefängnis, ätzt sein Freund Willie zurück. Joe, Willie und Albert sind über 80 und sitzen bald im selben Boot, als der Pensionsfonds des Stahlwerks, für das sie jahrzehntelang geschuftet haben, liquidiert werden soll – und das ausgerechnet durch die Bank, die Joe gerade sein Haus abzuluchsen versucht.
So reift in Joe ein Plan: Mit einem Bankraub soll das Geldinstitut um genau den Pensionsbetrag erleichtert werden, der den Rentnern künftig fehlt. Im schlimmsten Fall würden sie im Gefängnis landen, mit drei warmen Mahlzeiten am Tag und einer vernünftigen Gesundheitsvorsorge inklusive. Im besten Fall aber könnten sie sich wieder ein Stück Kuchen im Diner leisten. Die alten Herren testen ihr Vorhaben probeweise durch den Diebstahl von Cordon Bleu-Zutaten im Supermarkt – und der Film einen ersten Action-Ausflug ins Komödiantische, das sich bis dahin eher auf den Wortwitz des mit Michael Caine, Morgan Freeman und Alan Arkin trefflich besetzten Trios beschränkte. Die vergnügliche Interaktion der Senioren-Riege, die mal etwas albern, aber immer zu erfrischend unkorrekten Witzen aufgelegt ist, verpasst dem mitunter etwas zotigen Film von Zach Braff einen passenden Schliff, ohne die gesellschaftskritischen Spitzen allzu einzuebnen.
Eigentlich hat der „Scrubs“-Darsteller, der sich als Regisseur in „Garden State“
(fd 37 069) und „Wish I Was Here“
(fd 42 623) eher mit den Befindlichkeiten der eigenen Generation auseinandersetzte, hier ein Remake realisiert. Fast 40 Jahre nach „Die Rentnergang“ (1979
(fd 22 667)) liegt der Fokus jetzt allerdings weniger auf den Folgen oder der minutiösen Planung des Überfalls, die dem Heist-Genre so gerne anhängt, als vielmehr auf den ganz persönlichen Lebensumständen der drei unverschuldet ins Prekariat abrutschenden Senioren: auf dem Couchsurfen des Musikers Albert, der bei Willie zur Untermiete wohnt, sich mit Saxophonstunden für einen untalentierten Teenie über Wasser hält und von dessen Großmutter umgarnt wird. Und Willies gesundheitlichen Problemen, der dringend eine neue Niere und mehr Kontakt zu seiner entfernt lebenden Tochter mitsamt Enkelin braucht. Plus auf der finanziellen Notlage von Joe, der seiner Familie das Dach über dem Kopf zu erhalten versucht.
„Abgang mit Stil“ erzählt nicht zuletzt von einer Generation, deren Alterssicherung durch Fremdspekulation und Gewinnoptimierung vernichtet wurde. Weniger agitatorisch denn (alters-)milde und in warm ausgeleuchteten Bildern wird der wehrhafte Impuls der Senioren am Ende in einer Art Generationenvertrag auf die Jüngsten der Gesellschaft übertragen. Zwei mutige Enkel legen einen „Auftakt mit Stil“ hin, der dem „Abgang“
der Alten in nichts nachsteht. Auf den Mittelbau der Alterspyramide scheint indes kein Verlass zu sein. Die Hoffnungen dieser Adaption ruhen auf den nachfolgenden Generationen; darauf, dass die Jungen eine bessere Gesellschaft bilden, in der Moral und Mitmenschlichkeit keine Fremdworte mehr sind.