Drama | USA/Taiwan/Mexiko 2016 | 162 Minuten

Regie: Martin Scorsese

Im Jahr 1640 werden zwei portugiesische Priester nach Japan geschickt, um einen Missionar zu suchen, der dem christlichen Glauben abgeschworen haben soll. Da Christen im isolationistischen Japan streng verfolgt werden, müssen sie sich bei einheimischen Katholiken verstecken, bis einer von ihnen vom Inquisitor gefangen und einer grausamen Prüfung unterzogen wird. Verfilmung des Romans von Shusaku Endo, mit der Martin Scorsese anspruchsvoll Fragen um Glauben und Zweifel diskutiert und so eine Brücke zu seinem eigenen Werk schlägt. Der visuellen Brillanz und der perfekten Ausstattung des Films stehen ein nicht immer stimmiger Erzählrhythmus und eine zu lange Einführung gegenüber, was angesichts der Einlassung auf das Thema einer rücksichtslosen Verfolgung religiöser Anschauungen aber nicht gravierend ins Gewicht fällt. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
SILENCE
Produktionsland
USA/Taiwan/Mexiko
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Al Film/SharpSword Films/YLK Sikella/Fábrica de Cine
Regie
Martin Scorsese
Buch
Jay Cocks · Martin Scorsese
Kamera
Rodrigo Prieto
Musik
Kim Allen Kluge · Kathryn Kluge
Schnitt
Thelma Schoonmaker
Darsteller
Andrew Garfield (Sebastião Rodrigues) · Adam Driver (Francisco Garupe) · Liam Neeson (Pater Cristóvão Ferreira) · Tadanobu Asano (Dolmetscher) · Ciarán Hinds (Pater Alessandro Valignano)
Länge
162 Minuten
Kinostart
02.03.2017
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Drama | Historienfilm | Literaturverfilmung
Externe Links
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Heimkino

Die Standardausgabe (DVD) enthält keine erwähnenswerten Extras. Die Extras der BD umfassen indes u.a. die Featurette "Silence: Die Reise des Martin Scorsese" (24 Min.).

Verleih DVD
Concorde (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt., dts dt.)
Verleih Blu-ray
Concorde (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Martin Scorsese verfilmt den gleichnamigen Roman von Shusaku Endo über die Christenverfolgung in Japan während des 17. Jahrhunderts als anspruchvolle Annäherung an Fragen von Glauben und Zweifel

Diskussion
In „Silence“ geht es um Glauben und Zweifel, um Abtrünnigkeit und Seelenpein, Spiritualität und Opfer. Oft schon hat sich Regisseur Martin Scorsese in seinen Filmen mit Religion beschäftigt, auf direkte Weise in „Die letzte Versuchung Christi“ (fd 27 169) und „Kundun“ (fd 33 031), manchmal aber auch nur festgemacht an den religiösen Schuldgefühlen einer Figur, wie sie Harvey Keitel in „Hexenkessel“ (fd 19 864) spielt. An Gott zu glauben, ist bei Scorsese nie einfach. „Silence“ geht noch einen Schritt weiter und stellt gewichtige Fragen: Kann man an Gott glauben, wenn dieser Glaube Leid und Tod über andere bringt? Darf man Gott verneinen, wenn man nur so Menschenleben retten kann? Der Film beruht auf dem Roman des japanischen Autors Shusaku Endo (1966, dt. „Schweigen“, 1977), der nicht nur unterschiedliche Formen von Religiosität erkundet, sondern auch kulturelle Gegensätze. Es geht nicht nur um Gott, sondern auch um Nationen. Die Entschlossenheit, mit der Japan bis zum 19. Jahrhundert alles Fremde unnachgiebig bekämpfte, ist im Roman von besonderer Bedeutung. Japan im Jahr 1640. Die Behörden halten unter allen Umständen die Isolation des Landes aufrecht. Christliche Missionare werden so gnadenlos verfolgt wie die Gläubigen. Zwei katholische Priester, Pater Rodrigues und Pater Garupe, reisen mit Hilfe des einheimischen Führers Kichijiro dennoch nach Japan, um etwas über den Verbleib ihres Mentors Pater Ferreira zu erfahren. Ferreira soll dem katholischen Glauben abgeschworen haben und zurückgezogen als Japaner leben. Zunächst kontaktieren Rodrigues und Garupe eine Gruppe von Christen, die in ständiger Angst vor staatlicher Gewalt leben. Besonders der Inquisitor Inoue, ein kalt lächelnder Sadist, will das Christentum in Japan ausradieren. Schon zu Beginn muss man in einer Rückblende aus der Sicht Ferreiras mitansehen, wie Priester mit heißem Wasser überschüttet werden. Tagsüber verstecken sich Rodrigues und Garupe in einer kleinen Holzhütte in der Nähe des Dorfs, nachts halten sie in spärlich erleuchteten Räumen Predigten auf Latein, taufen Kinder und nehmen die Beichte ab. Doch dann hat das Versteckspiel ein Ende: Rodrigues wird von Inoues Häschern gefangen und muss miterleben, wie andere Katholiken grausam gefoltert werden. Es entspinnt sich ein Machtkampf zwischen ihm und Inoue, weil Rodrigues sich beharrlich weigert, seinem Glauben abzuschwören. Bis plötzlich Ferreira auftaucht. Scorsese interessiert sich neben dem religiösen Diskurs vor allem für Pater Rodrigues, einen jener „gefallenen“ Männer, die Scorseses Werk durchziehen. Mit angstweiten Augen verfolgt Rodrigues die Folterungen, manchmal weist er die Gläubigen schroff zurück, immer wieder muss er sich vergewissern, dass er als Missionar Gutes tut. Am schlimmsten ist für ihn das Schweigen Gottes, der auf seine Gebete nicht antwortet, was seinen Glauben sehr erschüttert. Sein Leiden, auch seine Schwäche werden von Andrew Garfield nur unzureichend dargestellt; nicht nur, dass er mit langen, hochtoupierten Haaren aussieht wie ein Model – ihm fehlt auch die nötige Schwere. Manchmal wirkt er wie ein Kind, das erschrocken auf das Geschehen blickt. Visuell beeindruckt der Film durch die Genauigkeit, mit der Scorsese einer vergangenen Zeit nachspürt und sie wiederbelebt, nicht zu vergessen die Schönheit der Landschaft, die (vor allem in der ersten Szene bei den heißen Quellen) in starkem Kontrast zum grausamen Geschehen steht. Insgesamt ist „Silence“ zu lang geraten, nicht immer stimmt der Rhythmus, zu breit ist die Einführung; wiederholte Szenen von Folterungen und Demütigungen (das Treten mit dem Fuß auf ein Holzrelief mit dem Abbild Christi) sind redundant und ermüdend. Solche bei Scorsese ungewohnten Schwächen enttäuschen, doch gerade in den Rededuellen zwischen Rodrigues und Inoue beziehungsweise Ferreira diskutiert der Regisseur Glauben und Zweifel komplex und ernsthaft. In Zeiten, in denen religiöse Verfolgung genauso akut ist wie im 17. Jahrhundert, kann dies nicht hoch genug bewerten werden.

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