Es kann nur einen geben: Das dürfte die Meinung eingefleischter Fans sein, wenn es um den Häuptling der Apachen geht, der in den 1960er-Jahren dank der „Winnetou“-Filme und der Interpretation durch Pierre Brice zur popkulturellen Ikone aufstieg. Die Neubesetzung in Philipp Stölzls Dreiteiler, Nik Xhelilaj, hat deshalb keinen leichten Stand; sein Winnetou bleibt tatsächlich etwas blass, was nicht unbedingt daran liegt, dass der albanische Schauspieler jenseits schwindelerregend hoher Wangenknochen, Schmollmund und Waschbrettbauch nichts zu bieten hätte, sondern vor allem daran, dass Stölzl („Nordwand“, „Der Medicus“) und Drehbuchautor Jan Berger ihm wenig Spielraum für eigene Akzente geben; der Fokus liegt statt dessen auf Old Shatterhand (Wotan Wilke Möhring). Dass damit die Indianer einmal mehr zugunsten eines weißen Helden marginalisiert werden, kompensieren Buch und Regie, indem sie die anti-kolonialistische und anti-kapitalistische Message übernehmen, die einst das Konkurrenzunternehmen der DEFA-Indianerfilme verbreitete (entsprechend darf deren Star Gojko Mitić als Winnetous Vater auftreten) und sich dezidierter als die alten Winnetou-Filme mit der Vertreibung und Vernichtung der amerikanischen Ureinwohner auseinandersetzen (die von Old Shatterhand explizit als „Völkermord“ angeprangert werden). Außerdem wird die Frauenfigur, Winnetous Schwester Nscho-tschi, aufgewertet und neben ihrem Vater und Bruder zur Führungspersönlichkeit des Stammes. Soweit, eine kritische Revision des Stoffs zu liefern, geht die Neuinterpretation freilich nicht. Vielmehr ist Stölzls Film eine selbstbewusste Hommage an die Wildwest-Romantik, was Zitate aus Martin Böttchers unsterblicher Winnetou-Musik ebenso bekräftigen wie diverse Cameo-Auftritte (u.a. von Mario Adorf und Marie Versini) und die einmal mehr in Kroatien gedrehten Landschaften als „jungfräulicher“ Naturraum, den es gegen den Zugriff der Industrialisierung zu schützen gilt. Eine Balance zwischen Auffrischung und Verbeugung vor den Vorbildern finden auch viele Rolleninterpretationen: Wotan Wilke Möhring als sympathisch unheroisches „Greenhorn“, Milan Peschel als Sam Hawkens mit dunklem Twist, Jürgen Vogel und Georg Friedrich als genüsslich überspitzte schurkische Schlägertypen, die einem irgendwie auch leidtun können, und Rainer Bock und Leslie Malton als zynisches Großbürger-Ehepaar im Dienste einer gierigen Eisenbahngesellschaft, die hinter höflicher Fassade die eigentlichen Bösewichter des Films sind.