Ein wohlhabendes Münchner Ehepaar nimmt einen nigerianischen Flüchtling auf, was zu heftigen familiären Turbulenzen führt, als kurz darauf auch die beiden erwachsenen Kinder und ein kleiner Enkel vorübergehend in die elterliche Schutzzone einkehren. Der Versuch des Flüchtlings, sich nützlich zu machen, zieht eine Lawine mehr oder minder gesellschaftskritischer Comedy-Eskalationen nach sich. Die turbulent-pointenreiche Integrationskomödie spürt Ressentiments auf allen Seiten nach und arbeitet sich auf den Spuren populärer französischer Komödien an kollektiven Befindlichkeiten des deutschen Bürgertums ab.
- Ab 14.
Willkommen bei den Hartmanns
Komödie | Deutschland 2016 | 116 Minuten
Regie: Simon Verhoeven
Kommentieren
Ein wohlhabendes Münchner Ehepaar nimmt einen nigerianischen Flüchtling auf, was zu heftigen familiären Turbulenzen führt, als kurz darauf auch die beiden erwachsenen Kinder und ein kleiner Enkel vorübergehend in die elterliche Schutzzone einkehren. Der Versuch des Flüchtlings, sich nützlich zu machen, zieht eine Lawine mehr oder minder gesellschaftskritischer Comedy-Eskalationen nach sich. Die turbulent-pointenreiche Integrationskomödie spürt Ressentiments auf allen Seiten nach und arbeitet sich auf den Spuren populärer französischer Komödien an kollektiven Befindlichkeiten des deutschen Bürgertums ab.
- Ab 14.
Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2016
- Produktionsfirma
- Wiedemann & Berg Filmprod./Sentana Filmprod./Seven Pic.
- Regie
- Simon Verhoeven
- Buch
- Simon Verhoeven
- Kamera
- Jo Heim
- Musik
- Gary Go
- Schnitt
- Denis Bachter · Stefan Essl
- Darsteller
- Senta Berger (Angelika Hartmann) · Heiner Lauterbach (Dr. Richard Hartmann) · Florian David Fitz (Philip Hartmann) · Elyas M'Barek (Dr. Tarek Berger) · Palina Rojinski (Sophie Hartmann)
- Länge
- 116 Minuten
- Kinostart
- 03.11.2016
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Komödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Pointenstarke »Refugees welcome«-Komödie um eine Münchner Nobelfamilie, einen nigerianischen Flüchtling aufnimmt, was zu heftigen familiären Turbulenzen führt.
Aktualisiert am
20.08.2020 - 13:31:36
Diskussion
Eine wohlhabende Münchner Familie nimmt einen jungen nigerianischen Flüchtling auf. Die von Gewissensbissen geplagte Mutter, eine pensionierte Lehrerin, trifft die Entscheidung nach dem Besuch eines trostlosen Flüchtlingsheims. Der Vater, ein Chefarzt mit einer Schwäche für Botox-Verjüngungskuren, ist dagegen, muss sich aber fügen. Zu allem Überfluss zieht es die erwachsenen Kinder ebenfalls wieder in die elterliche Schutzzone. Die beruflich desorientierte Tochter flüchtet vor ihrem Dasein als Dauerstudentin. Ihr Bruder steht kurz vor dem Burnout und bringt auch noch seinen kleinen Sohn mit.
Es dauert nicht lange, bis Nachbarn aktiv werden und den dunkelhäutigen Eindringling loswerden wollen. Der möchte sich eigentlich nur von den Traumata seiner Flucht erholen, muss sich nun aber mit ihm fremden Gebräuchen anfreunden, etwa dass eine 30-jährige Tochter immer noch keinen Nachwuchs in die Welt gesetzt hat. Prompt entdeckt er in einem Klinikarzt mit Migrationshintergrund den richtigen Zeugungskandidaten und versucht sich mit einer Verkupplungsaktion für die Gastfreundschaft der Hartmanns zu bedanken. Das geht natürlich schief und zieht eine Lawine mehr oder weniger gesellschaftskritischer Comedy-Eskalationen nach sich.
Regisseur Simon Verhoeven hat sich offensichtlich von französischen Erfolgskomödien wie „Ziemlich beste Freunde“ (fd 40 842) oder „Monsieur Claude und seine Töchter“ (fd 42 478) inspirieren lassen, die Xenophobie, Integrationsprobleme und das wacklige Selbstbild vermeintlich offener bürgerlicher Schichten im Rahmen dialogstarker Komödie verhandeln. Die deutsche Variante lässt sich durchaus sehen, wenn man ihr auch einen originellen Ansatz absprechen muss. Ressentiments auf beiden Seiten treffen bei Verhoeven auf den westlichen Lebensstil, der seine Akteure in selbstbezogene Neurotiker verwandelt, die sich zur Abwechslung auch mal einen eigenen „Flüchtling“ gönnen wollen.
Uwe Ochsenknecht, Heiner Lauterbach, Senta Berger, Florian David Fitz und Elyas M’Barek nutzen in diesem kollektiven Befindlichkeitsreigen alle Chancen ihrer zugespitzten Rollen und lassen keinen Zweifel daran, dass die Deutschen zwischen Burka-Debatte und IS-Horror durchaus zum Volk mit kollektiver Verteidigungsbereitschaft taugen. Auch wenn die Bildsprache reichlich geglättet wirkt und das Schielen auf ein Millionenpublikum manche der pausenlos abgefeuerten Pointen belanglos verpuffen lässt, ist dieser Einbruch der bundesrepublikanischen Problemzonen in die deutsche Mainstream-Hochglanzkomödie nicht hoch genug zu loben.
Kommentar verfassen