Tragikomödie | Deutschland 2016 | 88 Minuten

Regie: Bernadette Knoller

Urplötzlich verweigert sich eine angehende Staatsanwältin den Ansprüchen ihrer Umwelt und zieht sich auf die ostfriesische Insel Borkum zurück. Dort lernt sie eigentümliche und verschrobene Menschen kennen und nimmt einen Job in einem Laden an, bis ihr Vater sie in ihr bisheriges Leben zurückholen will. Unterhaltsame Komödie um eine junge Frau, die sich eine Pause vom Leben gönnt. Der lakonisch-feine, gelegentlich surreale Humor überzeugt ebenso wie die Hauptdarstellerin, die ihre Figur mit einer gehörigen Portion Selbstironie gestaltet. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Blikfilm/Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf/rbb
Regie
Bernadette Knoller
Buch
Paula Cvjetkovic · Bernadette Knoller
Kamera
Anja Läufer
Musik
Paul Eisenach · Ryan Robinson · A Key Is A Key
Schnitt
Jana Dugnus
Darsteller
Britta Hammelstein (Vivian Baumann) · Jerome Hirthammer (Eric) · Inga Busch (Biene) · Detlev Buck (Vivis Papa) · Ferdinand von Schirach (Otto)
Länge
88 Minuten
Kinostart
07.07.2016
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Tragikomödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Universum (16:9, 1.78:1, DD5.1 dt.)
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Hochschulabschlussfilm über eine junge Frau, die sich eine Pause vom bürgerlichen Alltag gönnt.

Diskussion
Vivian Baumann will Staatsanwältin werden. Die schwarze Robe steht ihr gut. Nur das zerknirschte Gesicht mit den ratlos-ängstlichen Augen will nicht so recht zum Outfit passen. Als der Richter während der Verhandlung die junge Frau auffordert, den Angeklagten zu befragen, kriegt sie kein Wort heraus. Vivian will nicht mehr, sie fühlt sich überfordert. Kein Burnout, keine Depression: Sie hat schlicht und einfach keine Lust mehr auf Leistungsdruck im Beruf oder auf zuviel Nähe im Privatleben. Das kriegt auch ihr Freund zu spüren, mit dem sie eigentlich zusammenziehen wollte. Vivian nimmt eine Auszeit, eher aus Antriebslosigkeit denn aus Überzeugung, und dann schickt sie ihr Vater, der nie um gute Ratschläge verlegen ist, kurzerhand auf die Insel nach Borkum. Hier schlüpft sie bei Biene unter, einer alleinerziehenden Mutter des 13-jährigen Eric. Die junge Frau ist Eric nicht geheuer; er hat ihr dabei zugesehen, wie sie nachts wütend alle Blumen aus einer Verkehrsinsel gerissen hat. Vivian erkundet die Insel und lernt ihre eigentümlichen Bewohner kennen. Beschäftigung findet sie in dem kleinen Laden von Otto, einem verschrobenen, älteren Herrn, der gern mit seinem Fachwissen, beispielsweise über Aale, angibt. Plötzlich aber ist Biene weg, angeblich auf Recherche-Reise; und Vivian muss sich um den unwilligen, auf Distanz bedachten Eric kümmern. Zu allem Überfluss taucht auch noch ihr Vater auf, den Detlev Buck angenehm unprätentiös spielt, um seine Tochter wieder in die Spur zu bringen. Schließlich muss das Leben ja weitergehen. Nach der raschen, durch Ellipsen vorangetriebenen Einführung folgt noch ein wenig mehr, manchmal ganz beiläufig, etwa, wenn Eric Vivian um ihre Kreditkarte bittet, um einen Geräteschuppen zu kaufen, oder Vivian an einer Bastelgruppe teilnimmt, die Jahr für Jahr dasselbe Andenken fabriziert, Moosmännchen nämlich. Die tote Taube, die im Garten des Cafés auf ihrem Teller landet, ist schon ein wenig plakativer und surrealer. Doch weil über den Absturz des Tieres niemand ein großes Aufsehen macht, zeugt auch diese Szene vom lakonisch-zurückgenommenen, gelegentlich auch bizarren Humor der Regiedebütantin Bernadette Knoller, die 1986 als Tochter von Detlev Buck geboren wurde. Alles scheint hier einen Tick neben der Spur, nicht zu abgehoben, nicht zu fantastisch, aber insbesondere für eine deutsche Komödie doch irgendwie anders. Einige fühlen sich dabei vielleicht an Jacques Tati erinnert. Doch „Die Ferien des Monsieur Hulot“ (fd 24 596) ist mit seinen kuriosen Missgeschicken und der Fülle an Gags weit entfernt. Bei Knoller geht es nicht so sehr um die Tücke des Objekts, sondern um die Ticks der Menschen, um ihre kleinen Krisen oder ihre Weigerung, „normal“ zu sein und zu funktionieren. Die Hauptdarstellerin Britta Hammelstein überzeugt als Aussteigerin, deren Unlust auch an ihren Gesten und der Mimik abzulesen ist. Der Verweigerung und Ratlosigkeit ihrer Figur begegnet sie mit einer gehörigen Portion Selbstironie. Eine besondere Bedeutung kommt auch der Insel zu – ein Fluchtpunkt, abgelöst vom Festland, ein eng umrissener Schauplatz, der unter Umständen aber auch ein Gefängnis sein kann, dem man nicht so schnell entfliehen kann. Gelegentlich kommentiert eine Band am Strand das Geschehen wie ein griechischer Chor, der Sänger schreit sich die Seele aus dem Leib und Vivian wiegt sich im Takt. Noch so ein kleiner Moment der Irritierung. Beim diesjährigen Max-Ophüls-Festival erhielt die Regisseurin, gemeinsam mit Co-Autorin Paula Cvjetkovic, dafür den Fritz-Raff-Preis für das beste Drehbuch.
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