Ein paar Irre, die in Boxershorts die Straßen unsicher machen: So wäre das Image der Langläufer gewesen, als sie in den 1960er-Jahren damit begannen, außerhalb der Stadien und im Clinch mit den Leichtathletikverbänden ihrem Sport nachzugehen. Das erzählen mehrere der Protagonisten, die Regisseur Pierre Morath in dieser Dokumentation über die Entwicklung des Langlaufs und Marathons zum weit verbreiteten Volkssport zu Wort kommen lässt. Im Zentrum der aus Interviews und viel Archivmaterial gespeisten Dokumentation stehen einige markante Persönlichkeiten, etwa Kathrine Switzer, eine feministische Pionierin des Langstreckenlaufens für Frauen, Steve Prefontaine als »James Dean« des Laufsports, der mit 24 Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam, und die Begründer der Zeitschrift »Spiridon«, der ersten deutschsprachigen Laufzeitschrift. Letztere bringen eine europäische Perspektive mit ein, während sich der Film ansonsten vor allem auf die USA konzentriert. Interessant ist daran vor allem, wie facettenreich Morath den Sport beleuchtet: Es geht um Menschenbilder und Geschlechterrollen, um Ideale von der sozialen Kraft des Sports oder von der spirituellen »Nebenwirkung« der körperlichen Betätigung, aber auch um handfeste wirtschaftliche und organisatorische Rahmenbedingungen. So wird die Sportgeschichte immer wieder rückkoppelt an die Kultur- und Mentalitätsgeschichte: Am Beispiel des Laufens spannt sich ein Bogen von der Aufbruchs- und Revoluzzer-Stimmung der »Sixties« bis in die 1990er-Jahre, in denen der Aufstieg zum Massenphänomen und die damit einhergehende Kommerzialisierung den Geist der Anfangsjahre neutralisierte.