Jana und Katha, zwei Thirtysomethings, wollen nach sieben gemeinsam verbrachten Jahren heiraten. Sie überlassen nichts dem Zufall. Der Samenspender für das geplante Kind ist bereits gebucht. Nur der Junggesellinnenabend steht noch bevor. Katha lässt sich von ihrem Sandkastenfreund übers Wochenende auf ein idyllisch über einen See tuckerndes Boot kidnappen. Auf den wenigen Quadratmetern drängen sich ihr frisch verliebter Bruder, ein Arbeitskollege und der Samenspender, den das mit seinen eigenen Unsicherheiten kämpfende Paar eigentlich auf Abstand halten wollte. Das hübsch anzusehende Männer-Quartett versucht die verkrampfte Situation zu lockern und trägt T-Shirts mit aufgedruckten Brüsten. Für Katha ist eine Penis-Attrappe und der laszive Auftritt einer Stripperin vorgesehen. Sie erträgt den ritualisierten Spießrutenlauf geduldig, schließlich ergeht es ihrer Partnerin nicht besser.
Jana feiert zu Hause mit einer rein weiblichen Belegschaft, darunter auch ihre Ex-Freundin, die ihr immer noch nachstellt und die ohne ihr Wissen als Überraschungsgast eingeladen wurde. Damit sind die zwei Zentren der parallel montierten Handlung kammerspielartig gesetzt. Autorin und Regisseurin Julia C. Kaiser verlangt ihrem Beziehungsreigen allerdings nicht viel ab. Wäre da nicht das lesbische Paar als Kontrastmittel und die studioferne Naturkulisse, könnte man sich in einer Mischung aus problembewusster Seifenoper und sommerlichem Boygroup-Schaulaufen wähnen. Statt die Konventionen des Genres zu umschiffen, konzentriert sich die Inszenierung auf die latent konfliktgeladenen Gespräche auf dem Floß, die mit reichlich Leerlauf um peinliche Jugendsünden und die komplizierte Zeugungspraxis des anvisierten Nachwuchses kreisen. Man schwimmt, betrinkt sich, sinniert über die Unbeständigkeit der Liebe und probiert im Rausch alternative Paarkonstellationen aus, die beim verkaterten Erwachen am nächsten Morgen vehement wieder verworfen werden.
Jana bestreitet ihren Strang beinahe solo, mit einem episch langen Telefonat auf der Toilette. Schwer alkoholisiert berichtet sie ihrer zukünftigen Gattin von den Zumutungen des Abends, ist den Avancen ihrer Ex-Freundin aber letztlich doch nicht abgeneigt. Währenddessen liefert die überaus bewegliche Kamera einen Mix aus Großaufnahmen, Standbildern und vorsichtiger Turbulenz. Im Finale dieser dank Crowdfunding finanzierten Mumblecore-Komödie treffen wenig überraschend Zweifel auf Eifersucht. Ist der angestrebte Lebensentwurf der richtige? Das Gegenüber vielleicht doch nur eine Notlösung? Eine Verräterin, die jede Gelegenheit nutzt, um fremdzugehen?
Unter der Last der widerstreitenden Gefühle finden sich alle Beteiligten beim Floß zur Aussprache ein. Manche ergreifen die Flucht, andere vergießen Tränen angesichts des emotionalen Durcheinanders, und das künftige Familientrio aus zwei Müttern und einem Vater liegt sich erschöpft von der Verfolgungsjagd über den See in den Happy-End-Armen. Eine sympathische gruppendynamische Improvisations-Etüde, bisweilen hart an der Grenze zur unfreiwilligen Komik. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.