Ein Schüler wird tot am Ufer eines Flusses gefunden. In seiner High School, in der er immer gemobbt wurde, beginnen Spekulationen über die Todesursache. Kurz danach erscheint der Tote einem Mitschüler und scheint dessen Freundschaft zu suchen. Der Junge lässt sich darauf ein. Lockt ihn diese morbide Beziehung auf fatale Weise vom Leben und einer jungen Liebe weg - oder kann er dem Toten helfen, Ruhe zu finden? Zwischen Mystery und sanftem Horror changierender Coming-of-Age-Film, der die "Teenage Angst" in atmosphärische Filmbilder übersetzt.
- Ab 14.
Jamie Marks Is Dead
Drama | USA 2014 | 106 Minuten
Regie: Carter Smith
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Filmdaten
- Originaltitel
- JAMIE MARKS IS DEAD
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2014
- Produktionsfirma
- Verisimilitude
- Regie
- Carter Smith
- Buch
- Carter Smith
- Kamera
- Darren Lew
- Musik
- François-Eudes Chanfrault
- Schnitt
- Eric Nagy
- Darsteller
- Morgan Saylor (Gracie Highsmith) · Noah Silver (Jamie Marks) · Cameron Monaghan (Adam McCormick) · Brett DelBuono (Matt Hardin) · Fred Tolliver Jr. (Fred)
- Länge
- 106 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Es fröstelt einen von Anfang an in dieser seltsam-schönen Mischung aus Coming-of-Age-Drama, Mystery und leisem Horror: Bäume und Sträucher sind vom Winter entlaubt, die Farbpalette ist kühl-entsättigt, und ähnlich unterkühlt bis unheimelig-unheimlich sind auch die zwischenmenschlichen Beziehungen. Eingangs findet ein Mädchen den Leichnam von Jamie Marks.
Diskussion
Es fröstelt einen von Anfang an in dieser seltsam-schönen Mischung aus Coming-of-Age-Drama, Mystery und leisem Horror: Bäume und Sträucher sind vom Winter entlaubt, die Farbpalette ist kühl-entsättigt, und ähnlich unterkühlt bis unheimelig-unheimlich sind auch die zwischenmenschlichen Beziehungen. Eingangs findet ein Mädchen den Leichnam von Jamie Marks. Der Teenager liegt am Ufer eines Flusses, nur mit einer Unterhose bekleidet, blass und bläulich angelaufen. In der Schule beginnen sofort die Spekulationen, was mit dem Jungen passiert sein könnte. Ist er wirklich vergewaltigt und ermordet worden?
Als Zuschauer hat man schon nach wenigen Szenen den Verdacht, dass es sich wohl eher um einen Selbstmord handelt. Der Tonfall unter den Schülern des kleinen Ortes ist ziemlich rüde, Mobbing an der Tagesordnung. Jamie Marks war offensichtlich einer der Außenseiter, die das mit voller Wucht abbekommen haben. Adam, ungefähr im selben Alter wie der Tote, ist etwas besser dran. Er gehört zwar auch nicht zu den coolen Kids und scheint sich von den anderen abzusondern, aber immerhin ist er eine Sportskanone und hat einen älteren Bruder, der sehr beliebt ist. Mit Jamie Marks hatte er nicht viel zu tun, wie auch sonst keiner der Schüler, denn Jamie hatte keine Freunde; trotzdem geht ihm dessen Tod an die Nieren. Adam besucht die Stelle, an der der Tote gefunden wurde, und trifft dort die Mitschülerin Gracie, die Jamie entdeckt hat. Die beiden freunden sich an. Beim abendlichen Treffen kommen sie sich näher. Doch sie werden gestört: Jamie Marks, immer noch blaugefroren und fast nackt, steht vor Gracies Haus. Kurz darauf taucht er in Adams Kleiderschrank auf. Anders als Gracie, die mit dem Toten nichts zu tun haben will, duldet Adam ihn in seiner Nähe. Und trotz Gracies Warnungen entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden, die Adam immer mehr absorbiert.
Regisseur Carter Smith flirtet mit den Standards des Teen-Horrors, verweigert sich ihnen letztendlich aber mehr, als dass er sie erfüllt. Das fängt damit an, dass sich der Untote in keine Schublade stecken lässt. Jamie ist weder Geist noch Zombie; er ist einfach ein toter Junge, der keine Ruhe findet. Ob er damit eine Bedrohung für Adam darstellt, wie Gracie vermutet, oder ob er durch dessen Mitgefühl »erlöst« werden muss, hält der Film raffiniert in der Schwebe. Er folgt keiner straffen Spannungsdramaturgie, sondern lässt sich auf die inneren Spannungen ein, die sich aus den Beziehungen der Figuren ergeben. Die Inszenierung verleiht ihnen mit wenigen aussagekräftigen Szenen präzise Kontur, egal, ob es ums Klima an der Schule, um Adams Freundschaft zu Gracie, um familiäre Spannungen mit seiner Mutter (Liv Tyler) und seinem älteren Bruder oder um seinen Kontakt mit der Welt der Toten geht.
Vor allem aber ist »Jamie Marks Is Dead« ein Film über die Einsamkeit, die Verwirrung und das Gefühl der Unbehaustheit, die einen als Teenager quälen, wenn man sich nirgends richtig zugehörig fühlt. Der Film übersetzt die »Teenage Angst« nicht in billige Schockeffekte, sondern taucht tief in eine Atmosphäre existenzieller Verunsicherung ein, in der Grenzen verschwimmen und Furcht und Sehnsucht, Abgrenzung und Annäherung immer wieder neu austariert werden müssen.
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