Bereits von 2003 stammt diese fulminante, fürs Fernsehen inszenierte Neuverfilmung von Tennessee Williams' gleichnamigem Roman. 1961 war er mit Vivien Leigh schon einmal für die Leinwand adaptiert worden – große Fußstapfen, die Helen Mirren aber meisterlich ausfüllt. Ihre Karen Stone ist eine Erscheinung, nach der sich die Männer in Rom umdrehen: eine wahre Diva, als Broadway-Star geschult im großen, stilvollen Auftritt – allerdings jenseits der 50 etwas in die Jahre gekommen. Schauen die Männer noch der schönen Frau nach? Oder ziehen die Pelzmäntel und teuren Kleider, die deutlich Karens Reichtum demonstrieren, die Blicke an? Karens Mann Tom hat sie nach einem Herzinfarkt als materiell bestens versorgte Witwe zurückgelassen; nach seinem Tod und dem Ende ihrer Schauspiel-Karriere weiß sie nicht recht, was sie mit sich anfangen soll, und lässt sich durch Rom treiben. Eine dubiose italienische Gräfin (in ihrer letzten Rolle: Anne Bancroft) bemüht sich nach Kräften, diesem Treiben eine konkrete Richtung zu geben: hinein in die Arme junger, gutaussehender, von der Contessa gemanagter Männer, die der reichen Amerikanerin mit Liebesdiensten Geld aus den Rippen leiern sollen. Karen ist durchaus klug genug, um zu verstehen, dass es sich bei den ihr von der Gräfin zugeführten Galanen um männliche Huren handelt; das bewahrt sie aber trotzdem nicht davor, dem Charme des jungen Paolo zu erliegen. Sie lässt sich auf einen emotionalen Höhenflug ein, für den freilich ein Preis droht, der mit Geld allein nicht zu begleichen ist.
Gegenüber der älteren Verfilmung hat die neue Adaption von Regisseur Robert Allan Ackerman den Vorteil, dass sie unverblümter mit dem „anstößigen“ Sujet der männlichen Prostitution umgehen und die sexuelle Faszination Mrs. Stones für ihren römischen Gigolo als das zeigen kann, was sie ist – ohne das, was in dieser Frau vorgeht, freilich aufs Erotische zu reduzieren. Die Auflehnung gegen das Altern und die Jagd nach dem „süßen Vogel Jugend“, die Furcht vor der Einsamkeit, die Selbstinszenierung als weiterhin begehrenswerte Frau vor den neugierigen Augen der römischen Klatsch-und-Tratsch-Gesellschaft: all das spielt in Mrs. Stones römische Affäre hinein. So überragend Helen Mirren in dieser Rolle ist, lässt die Regie doch auch Platz, ihr männliches Gegenüber, gespielt von Olivier Martinez, jenseits der Oberfläche des aalglatten Gigolos, der nur auf seinen finanziellen Vorteil aus ist, mit emotionalen Untiefen und Verletzlichkeiten auszustatten. Ackermans Film verlässt sich vor allem auf die Kompetenz seiner Darsteller, Williamsʼ verlorene Figuren auf diesem Gefühls-Kreuzweg zwischen Leidenschaften, materiellen Notwendigkeiten und gesellschaftlichen Spielregeln zu navigieren. Die Inszenierung unterstützt sie nicht zuletzt, indem sie atmosphärisch die Straßenlandschaften Roms und die opulenten, aber auch oppressiven Interieurs der Palazzi mit ins Spiel bringt.