Boy meets girl. Eine Liebesgeschichte wie so viele andere, so könnte man meinen. Doch schon der Filmtitel enthält eine Warnung, die wie eine düstere Wolke über dem Geschehen hängt. Und dann sieht man, wie Hazel Grace Lancaster, ein 16-jähriges, hübsches Mädchen mit frechem Kurzhaarschnitt, morgens im Hause ihrer Eltern aufwacht. Mit nüchternem Off-Kommentar, der keine Illusionen aufkommen lässt, nimmt sie den Zuschauer an die Hand: Seit drei Jahren leidet sie an Krebs, der nun auch die Lunge befallen hat. Darum muss sie stets eine Flasche Sauerstoff hinter sich herziehen oder wie einen Rucksack schultern. Ihr Leben hat sie einem noch nicht vollständig erprobten Medikament zu verdanken, dass nur bei einem Drittel aller Patienten anschlägt. Zur Schule geht Hazel nicht mehr. Darum besteht ihre Mutter darauf, dass sie wenigstens an einer Selbsthilfegruppe teilnimmt, der sozialen Kontakte wegen. Hier lernt sie den 18-jährigen Augustus kennen, der bereits ein Bein verloren hat, ansonsten aber seiner Krebserkrankung mit Humor und Chuzpe begegnet. Hazel bezeichnet sich als „tickende Zeitbombe“ – sie möchte keine Menschen mehr in ihr Leben lassen, die sie dann enttäuschen muss. Doch Augustus gibt so schnell nicht auf.
Wie verliebt man sich angesichts des nahen Todes? Führen die Gefühle nicht zwangsläufig zur Verletzung des anderen? Warum sollte man im Heute leben, wenn morgen schon alles vorbei sein kann? Und wie gehen die Hinterbliebenen mit dem viel zu frühen Tod um? Für eine Teenager-Romanze sind dies schwergewichtige Fragen, und die große Stärke des Films ist das Drehbuch, das sie nach dem gleichnamigen Jugendbuch von John Green glaubwürdig und wahrhaftig, offen und respektvoll diskutiert und beantwortet. Hier gibt es keinen falschen Ton, keine Klischees, keinen Kitsch und keine Sentimentalität. Großen Anteil daran hat die perfekte Chemie zwischen den Hauptdarstellern Shailene Woodley und Ansel Elgort, die erst vor kurzem in „Divergent – Die Bestimmung“
(fd 42 308) als Bruder und Schwester zu sehen waren. Woodley und Elgort füllen ihre Charaktere mit einer Reife und Intelligenz, die zeigen, dass ihre Überlebenskampf die Figuren früh erwachsen gemacht hat. Gleichzeitig haben sie sich jugendliche Neugier und Erfahrungshunger bewahrt, zu denen auch die Entdeckung der körperlichen Liebe gehört. Während Woodley vielschichtig zwischen Entschlossenheit und Fragilität laviert, scheint Elgort seiner Figur mit ihrer ostentativen Lebenszugewandtheit ein Geheimnis zu verbergen, das dem Film im letzten Drittel noch eine andere Note geben soll. Ihr Selbsthass und Bedauern kommen überraschend, und doch sind sie angesichts seiner unheilbaren Krankheit konsequent.
Gespiegelt wird die Handlung durch ein Buch, das Hazel gelesen hat und sehr bewundert: „Ein herrschaftliches Leiden“ des fiktiven Autors Peter Van Houten. Hazel hat noch viele Fragen. Ihr ist das Ende des Buchs zu abrupt, zu offen. Wie geht es weiter mit den Figuren? Eine Ungewissheit, die in einer klug geschriebenen Doppelung auch die Figuren des Films meint. Für den Film Anlass, den Schauplatz zu wechseln, es geht nach Amsterdam, um Peter Van Houten selbst zu befragen. Doch der entpuppt sich als arroganter, trinkfreudiger Misanthrop, und so wie Willem Dafoe ihn anlegt, gemein, verletzend und desinteressiert, bildet er ein ausgleichendes Gegengewicht zur Tragik der Geschichte. So pendelt der Film zwischen Trauer und Humor, zwischen Sarkasmus und Sentiment – perfekt ausbalanciert und wundervoll gespielt.