The Return of the First Avenger

Abenteuer | USA 2014 | 136 Minuten

Regie: Anthony Russo

Supersoldat Steve Rogers, der nach seinen Abenteuern im Zweiten Weltkrieg Jahrzehnte im eisigen Tiefschlaf verbrachte, arbeitet nun als "Captain America" für die Behörde S.H.I.E.L.D. Als diese von einer Intrige erschüttert wird, gerät er selbst ins Visier und muss sich eines dubiosen Killers erwehren. Zusammen mit der Agentin "Black Widow" und einem neuen Verbündeten versucht er, das Intrigennetz zu zerreißen. An Politthrillern der 1970er-Jahre orientiert, überzeugt der furiose Film als rasantes Actionkino mit politischer Botschaft. Dabei werden das Fantastische sowie die Humor-Kapriolen anderer Marvel-Filme eingeschränkt und interessante Weichen für die Weiterentwicklung des Superhelden-Universums gestellt. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
CAPTAIN AMERICA: THE WINTER SOLDIER
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
Marvel Studios/Sony Pictures Imagework (SPI)
Regie
Anthony Russo · Joe Russo
Buch
Christopher Markus · Stephen McFeely
Kamera
Trent Opaloch
Musik
Henry Jackman
Schnitt
Jeffrey Ford · Matthew Schmidt
Darsteller
Chris Evans (Steve Rogers/Captain America) · Scarlett Johansson (Natasha Romanoff/Black Widow) · Sebastian Stan (Bucky Barnes/Winter Soldier) · Anthony Mackie (Sam Wilson/Falcon) · Cobie Smulders (Maria Hill)
Länge
136 Minuten
Kinostart
27.03.2014
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Abenteuer | Action | Comicverfilmung | Science-Fiction
Externe Links
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Heimkino

Die Extras der Standard Edition (DVD) enthalten u.a. ein Feature mit einer im Film nicht verwendeten Szene (1 Min.). Die Extras der umfangreicheren BD enthalten zudem u.a. ein Feature mit drei weitern im Film nicht verwendeten Szenen (3 Min.), einen Audiokommentar der Regisseure Anthony & Joe Russo und der Autoren Christopher Markus & Stephen McFeely sowie das Feature "An der Frontlinie: Insiderblick auf Captain Americas Kampfplätze" (10 Min.).

Verleih DVD
Warner (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Warner (16:9, 2.35:1, dts-HDMA7.1 engl., dts-HD dt.)
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Diskussion

Sie lüge und morde im Auftrag von Lügnern und Mördern, hatte in „Marvel’s The Avengers“ der listige Loki S.H.I.E.L.D.-Agentin Natacha Romanov alias Black Widow vorgeworfen. Und dabei ausnahmsweise einmal die Wahrheit gesagt. In der Organisation, deren Lettern in den Marvel-Filmen interpretiert werden als „Strategic Homeland Intervention, Enforcement, and Logistics Division“ (eine Veränderung gegenüber den Comics, wohl um eine Assoziation zum „Department of Homeland Security“ anklingen zu lassen), wird tatsächlich reichlich gelogen und getötet.

Zynischerweise wächst diese Firmenpolitik nun Nick Fury selbst, dem S.H.I.E.L.D.-Chef, über den Kopf. Dies liefert den Stoff für das neue Abenteuer von Steve Rogers/Captain America. Der „man out of time“, der am Ende des ersten „Captain America“-Films in den 1940er-Jahren im ewigen Eis verschollen ging, erst im 21. Jahrhundert wieder aufgetaut wurde und seinen Einsatz in „Marvel’s The Avengers“ erledigte, arbeitet weiterhin für S.H.I.E.L.D., während er privat damit ringt, sich in der Gegenwart einzuleben.

Doch dann gerät er in eine Intrige, die S.H.I.E.L.D. erschüttert. Steve, der schon unter Furys Ruder die Taktiken der Behörde kaum mit seinem persönlichen Ethos zusammen bringen konnte, weiß nun weniger denn je, ob er der Organisation unter ihrem neuen Leiter Alexander Pierce trauen kann. Bald findet er sich zusammen mit Natacha Romanov als „persona non grata“ wieder, mit der geballten Macht von S.H.I.E.L.D. auf seinen Fersen. Außerdem ist ein dubioser Killer, der „Winter Soldier“, hinter ihm her. Steve findet schließlich heraus, dass das ganze Debakel mit S.H.I.E.L.D.s neuem Waffensystem zu tun hat, das die Möglichkeiten der Organisation, „Sicherheitsrisiken“ zu beseitigen, potenzieren soll. Und mit Vergangenem aus den 1940er-Jahren, das er längst hinter sich gelassen glaubte.

Die Brüder Joe und Anthony Russo haben sich für ihren Einstand im Marvel Cinematic Universe von den Politthrillern der 1970er-Jahre inspirieren lassen, von Arbeiten wie „Die drei Tage des Condors“ und „Die Unbestechlichen“ (und als Hommage Altstar Robert Redford eine Rolle in ihrem Film anvertraut). Diesen Vorbildern entsprechend ist ihr Film weniger fantastisch und auch weniger augenzwinkernd als frühere Marvel-Filme, sondern erzählt geradlinig eine in der Realität verwurzelte No-Nonsense-Geschichte vom Überlebenskampf eines Helden, der sich schuldlos als Staatsfeind wieder findet und nun alle Ressourcen mobilisieren und neue Freunde finden muss, um das Netz zu zerreißen, das sich gnadenlos um ihn zu zieht.

Angesichts der spektakulären Action und des technologischen Apparats, der dabei zum Einsatz kommt, sieht das Ganze freilich auch stark nach „Cap goes Bourne“ aus. Ein cineastischer Bezugsrahmen, der sehr schön einen Bogen schlägt zur Comic-Historie von Captain America: Marvel ließ ihn im Zuge der Watergate-Affäre in den 1970ern aus Enttäuschung über die US-Politik in einen massiven Identitätskonflikt geraten und sich schließlich wiederfinden als Held, der nicht der US-Regierung, sondern dem „American Dream“ dient; im Nachhall von 9/11 und dem „Krieg gegen den Terror“ wurde er als beherzter Gegner der US-„Sicherheitspolitik“ neu interpretiert (in der Comic-Reihe „Civil War“). Diese Entwicklung spiegelte sich schon ansatzweis in Joss Whedons „Avengers“, in dem sich Steve von seinen Kollegen Tony Stark und Bruce Banner zu einer kritischeren Haltung gegenüber S.H.I.E.L.D. überzeugen ließ; nun wird sie zum Leitthema ausgearbeitet und zu einem klaren Appell verdichtet: Es wird Zeit, die Schutzschilde sinken zu lassen und von einer Politik der Angst und Kontrolle überzugehen zu einer Politik der Transparenz und der besseren Argumente, die überzeugen, statt einzuschüchtern.

Das Ergebnis kommt in seiner visuellen Umsetzung als 3D-Film nicht an Joss Whedons „Avengers“ heran – der Film verliert nicht so viel, wenn man ihn in 2D sieht; er spielt weniger elegant und raumgreifend mit der Bildtiefe, als es Whedons Film tat. Erzählerisch ist er dafür der bisher interessanteste der Post-„Avengers“-Marvelfilme. Während „Iron Man 3“ und „Thor 2“ mit augenzwinkernd-nerdigen Humorkapriolen darüber wegtrösteten, dass sie wenig Bewegung in den größeren Erzählzusammenhang des „Marvel Cinematic Universe“ brachten, liefert „The Return of the First Avenger“ nun eine Ergänzung, die stilistisch geschlossener erscheint und gleichzeitig neue Weichen für die Entwicklung des Franchise stellt. Suit up, Cap!

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