Roz (Robin Wright) und Lil (Naomi Watts) sind, das erfährt man in einem kurzen Prolog, schon seit Kindertagen miteinander befreundet. Nun leben sie mit ihren Familien in einem kleinen Ort an der australischen Küste. Ihre Häuser über der Bucht eines traumhaften Sandstrandes sind nur unweit voneinander entfernt und signalisieren mit ihren hohen Fenstern, den unverschlossenen Türen und den großzügigen Veranden Offenheit, Nähe und Kontaktfreude. Die Inszenierung entwirft mit freundlicher Sonne, blauem Meer und goldgelbem Sandstrand ein Paradies, dem in seiner bedeutungsschweren Überzeichnung fast schon etwas Kitschiges anhaftet. Die Natur soll den Seelenzustand der Protagonisten spiegeln: Wo es so schön ist, kann auch den Figuren nichts Schlimmes passieren.
Doch dann sieht man den beiden Müttern dabei zu, wie sie beim Sonnenbad ein wenig zu aufmerksam und interessiert ihre heranwachsenden Söhne Tom (James Frecheville) und Ian (Xavier Samuel) beobachten, die mit ihren braungebrannten, geschmeidigen und muskelbepackten Körpern Adonissen ähneln. Die Väter sind hier auf eigentümliche Weise abwesend: Der eine stirbt bei einem Autounfall, der andere zieht, der Karriere wegen, in die Großstadt, ohne dass ihm jemand eine Träne nachweinte. So machen sie Platz für die melodramatischen Verwicklungen. Roz landet mit Lils Sohn Ian im Bett, aus einer Laune oder einem Begehren heraus, vielleicht aber auch aus Liebe. Tom rächt sich an seinem besten Freund, in dem er mit Lil eine Affäre beginnt. Eine Dopplung, der durch die Nähe der beiden Freundinnen fast schon etwas Inzestuöses zukommt. Die Affären lassen sich nicht lange verheimlichen. Bis die Jungen zwei gleichaltrige Mädchen kennenlernen und sogar heiraten. Doch die wechselseitigen Bande zwischen Müttern und Söhnen sind damit noch nicht zerschnitten.
Nach einer Erzählung von Doris Lessing rüttelt die französische Regisseurin Anne Fontaine an einem gesellschaftlichen Tabu, der Liebe zwischen älterer Frau und jüngerem Mann, das durch die zugespitzte Verdoppelung eigentlich noch an Brisanz gewinnen könnte. Denn die Mütter, in fast symbiotischer Freundschaft einander verbunden, leben ihre Bedürfnisse vor dem Hintergrund eines lichtdurchfluteten, unwirklichen Eden, das die gesellschaftliche und politische Realität ausblendet. Der Versuch, das Alter aufzuhalten, macht sie allerdings blind für die Folgen: Die Frauen erlauben, dass herkömmliche Familienstrukturen zerstört werden und ihre Bedeutung verlieren.
Die in sich abgeschlossene Welt bedarf nur weniger Schauplätze, die Handlung plätschert zwischen Freude, Zweifel, Zögern, Rückzug und erneuter Annäherung zäh dahin, weil das Drehbuch den unterschwelligen Zündstoff unnötig im Zaum hält und keine dramatische Wucht entwickelt. Dabei sind die Dialoge gelegentlich von erschreckender Banalität; nur selten gibt es ironische Spitzen, die die Absurdität des Beziehungsgeflechts auffangen könnten. Die Lieblosigkeit, mit der die Väter aus dem Film verschwinden, ist mehr als ärgerlich, und dass einer der Söhne sich vom braungebrannten Surfer zum kreativen Theaterregisseur wandelt, strapaziert zusätzlich die Glaubwürdigkeit des Films. So kommt es allein Naomi Watts und Robin Wright und ihren darstellerischen Fähigkeiten zu, die Psyche ihrer Figuren – verletzlich und zaudernd die eine, abgeklärt und sorglos die andere – auszuloten und auf diese Weise das Interesse am Film wachzuhalten.