Drama | Südafrika/Deutschland/Frankreich/Niederlande 2013 | 112 (24 B./sec.)/107 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Pia Marais

Eine junge Schwarze aus Südafrika überfährt nachts einen weißen Mann, der in der Folge zu Tode kommt. Um ihren kleinen Sohn zu schützen, vertuscht sie den Unfall und verstrickt sich zunehmend in ein Netz aus Lügen und Täuschungen. Ein dichtes, bedrängendes Drama, das die Verunsicherung der südafrikanischen Gesellschaft atmosphärisch pointiert einfängt. Auch wenn die schematische Konstruktion der Handlung auf dem Film lastet und dieser als Genre-Anlehnung an den klassischen Thriller etwas unbeweglich wirkt, überzeugt das Drama als kompliziertes Geflecht aus Komplizenschaft und Entfremdung. (Kinotipp der katholischen Filmkritik) - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
LAYLA FOURIE
Produktionsland
Südafrika/Deutschland/Frankreich/Niederlande
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Pandora Film Prod./Spier Films/DV8 Films/Topkapi Films/Cinémadefacto
Regie
Pia Marais
Buch
Pia Marais
Kamera
André Chemetoff
Musik
Bachar Khalifé
Schnitt
Chris Teerink · Mona Bräuer
Darsteller
Rayna Campbell (Layla Fourie) · August Diehl (Eugene Pienaar) · Rapule Hendricks (Kane) · Terry Norton (Constanze Viljoen) · Rapulana Seiphemo (Sipho Khumalo)
Länge
112 (24 B.
sec.)
107 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
04.07.2013
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Drama
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Diskussion
Eine Autofahrt auf einer einsamen nächtlichen Landstraße als Miniatur eines Horrorfilms: Layla Fourie, eine junge Schwarze, ist zu einer neuen, einige Stunden von Johannesburg entfernt gelegenen Arbeitsstelle unterwegs; Kane, ihr kleiner Sohn, den sie allein großzieht, schläft auf dem Beifahrersitz. Die Fahrt führt durch ein übermächtiges, entgrenztes Tiefschwarz, nur durchbrochen vom plötzlich auftauchenden Scheinwerferlicht anderer Autos. Die Angst steht der Frau ins Gesicht geschrieben, die Straßen gelten als unsicher im heutigen Südafrika – Unfälle, Überfälle, Fallen; aber auch die Angst bringt ihre eigenen Gefahren hervor. Ein kurzer unaufmerksamer Moment, und Layla überfährt einen älteren weißen Mann, der wie aus dem Nichts auftaucht – eine Szene, so überwirklich, dass sie sich ins Surreale, Albtraumhafte verzerrt; der Mann blutet am Hinterkopf und atmet noch, auch ein Pavian ist in den Unfall verwickelt und röchelt im Todeskampf. Layla, die gerade eine Ausbildung als Polygrafin abgeschlossen hat und sich der Wahrheit verpflichtet sieht, wird in einen moralischen Konflikt gezwungen: sie muss lügen, um sich und ihren Sohn zu retten. „Layla Fourie“, für den die in Berlin lebende Filmemacherin Pia Marais an den Ort ihrer Kindheit zurückkehrte, gibt sich schon durch die Anfangsbilder eines Lügendetektors als eine Versuchsanordnung zu erkennen, in der die Verhältnisse von Wahrheit und Lüge ständig neu verhandelt werden. Layla, die ausgebildet wurde, körperliche Erregungszustände zu lesen und auszuwerten, tut alles, um selbst nicht lesbar zu sein. Doch obwohl die Konstruktion der Geschichte hier Programm ist, trägt der Film schwer an der Last seiner dramaturgischen Zuspitzungen. So sieht das Drehbuch die Begegnung und Annäherung Laylas mit dem Sohn des Unfallopfers vor, eine zwielichtige Figur, die zwischen Fürsorge, Misstrauen und latenter Aggression hin- und herschwankt. Das eigentliche Drama, das sehr schön als kompliziertes Geflecht von Komplizenschaft und Entfremdung inszeniert wird, spielt sich jedoch zwischen Mutter und Sohn ab. Kane versucht Layla mit seiner Mitwisserschaft subtil zu erpressen; sein erzwungenes Schweigen äußert sich in kleinen Renitenzen und Sabotageakten; gleichzeitig sieht er sich mit der Mutter im Pakt verbunden. Als Genre-Anlehnung an den klassischen Thriller ist der Film allzu schematisch gebaut. Ein wenig vermisst man die dramaturgischen Freiheiten von „Im Alter von Ellen“ (fd 40 250) und dessen verschlungene Wege und abrupte Brüche. Doch jenseits seiner etwas forcierten Passions- und Prüfungsgeschichte ist „Layla Fourie“ ein atmosphärisch dichtes Porträt des heutigen Südafrika und seiner undurchsichtigen Machtverteilung. 20 Jahre nach der offiziellen Abschaffung der Apartheid ist die Protagonistin noch immer eine schwarze Ausnahmefrau in einem weißen Beruf, wenngleich in dem Casino, wo Layla ihren ersten Einsatz hat, der „Quotenweiße“ plötzlich zur Minderheit zählt. Umso manifester werden die Herrschaftsansprüche der alten (und neuen) Eliten in ihrem sicherheitspolitischen Übereifer. Alarmanlagen, Überwachungskameras, Wachhunde, Elektrozäune und schwere Eisengitter sind allgegenwärtig; zu den größten Groteskerien des Sicherheitssektors gehören polygrafische Einstellungstests. Der Lügendetektor als ein in Strafverfahren längst aussortiertes und erwiesenermaßen unzuverlässiges Instrument der Kontrolle und Überwachung fungiert hier als ein Symptom für die diffusen Ängste eines Landes, das seine politische Vergangenheit noch kaum bearbeitet hat.
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