Liebesfilm | USA 2012 | 112 Minuten

Regie: Terrence Malick

Ein US-Amerikaner und eine in Frankreich lebende Osteuropäerin verlieben sich ineinander. Sie beschließt, mit ihrer Tochter zu ihm in die USA zu ziehen, doch dem Glück ist keine Dauer beschieden. In einer Parallelhandlung ringt ein Priester mit seiner Beziehung zu Gott. Mehr lyrische Reflexion als narratives Kino, entwirft der Film mittels fließender Bilder, Off-Texten, die Gedanken der Protagonisten poetisch kondensieren, und Musik-Ton-Kollagen eine vielschichtige, mit Gegensätzen arbeitende Betrachtung menschlicher Liebe im Spannungsverhältnis von Ewigkeitssehnsüchten und Vergänglichkeit. (Kinotipp der Katholischen Filmkritik) - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
TO THE WONDER
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
Redbud Pic.
Regie
Terrence Malick
Buch
Terrence Malick
Kamera
Emmanuel Lubezki
Musik
Hanan Townshend
Schnitt
A.J. Edwards · Keith Fraase · Shane Hazen · Christopher Roldan · Mark Yoshikawa
Darsteller
Ben Affleck (Neil) · Olga Kurylenko (Marina) · Rachel McAdams (Jane) · Javier Bardem (Pater Quintana) · Tatiana Chiline (Tatiana)
Länge
112 Minuten
Kinostart
30.05.2013
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Liebesfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
StudioCanal (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
StudioCanal (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl., dts-HDMA7.1 dt.)
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Mehr lyrische Reflexion als narratives Kino: Ein ungewöhnlicher Liebesfilm von Terrence Malick

Diskussion

Das „Wunder“, dem der Titel von Terrence Malicks neuem Film entlehnt ist, bekommt in der ersten Sequenz einen konkreten, gleichzeitig aber auch symbolträchtigen Ort. Neil (Ben Affleck), ein US-Amerikaner, und Marina (Olga Kurylenko), eine Ukrainerin, die lange in Frankreich gelebt hat, besuchen frisch verliebt gemeinsam den Mont St. Michel, erklimmen die Stufen des „Wunders“, wie das Bauwerk auf der Felseninsel einst genannt wurde: der Gipfel eines Liebesglücks, das die Einführungssequenz als Vision perfekter Harmonie beschwört und das hier ins Sakrale überhöht wird.

Vom Scheitern bedrohte Beziehungen

Am Ende ihres Urlaubs beschließt Marina denn auch, Neil zusammen mit ihrer kleinen Tochter in die Staaten zu folgen. Doch das Zusammenleben dort geht auf die Dauer nicht gut; weder sie noch die Tochter werden in der Kleinstadt in Oklahoma heimisch, in der Neil lebt. Die Beziehung zerbricht daran; Marina kehrt nach Europa zurück. Neil findet in einer Freundin aus Kindertagen eine andere Geliebte (Rachel McAdams). Dann aber kehrt Marina zurück.

Ergänzt wird diese Geschichte durch Szenen einer anderen vom Scheitern bedrohten Liebe: Dem spanischen Priester (Javier Bardem), bei dem Marina die Messe besucht und beichtet, droht seine Beziehung zu Gott abhanden zu kommen. Ähnlich wie der Pfarrer in Bergmans „Licht im Winter“ fühlt er sich angesichts des Elends, das er mitbekommt, wenn er in den heruntergekommenen Gegenden der Stadt die Meth-Süchtigen und sozial Abgeschriebenen besucht, von Gott verlassen.

Ein lyrischer Fluss

Von der Liebe erzählt das Kino gerne und häufig, doch was Malick hier tut, setzt allen Genrekonventionen und Standardszenen, die sich im Lauf der Filmgeschichte entwickelt haben, das Ringen um einen ganz eigenen Ausdruck entgegen. Was Malick inhaltlich interessiert, ist über eine „Boy Meets Girls“-Geschichte hinaus die Liebe als zentraler menschlicher Impuls, und was stilistisch dabei herauskommt, ist nur noch in Ansätzen narratives Kino: ein lyrischer Fluss aus gleitenden Kamerabewegungen, die über Dinge und Gesichter tasten und den Figuren wie ein unsteter Schatten folgen, unterlegt von einer Collage aus Off-Texten, Musik und Tönen. Irdische Liebe und Gottesliebe, Ewigkeits-Sehnsucht und die Realität der Vergänglichkeit und Veränderung, Mann und Frau, Frankreich und die USA: Terrence Malick gestaltet „To the Wonder" als Film der Gegensätze.

Das schlägt sich z.B. stilistisch in einer Spannung nieder zwischen dokumentarisch anmutenden Sequenzen, die den Drehort, die Stadt Bartlesville, und seine Bewohner zu weiteren Protagonisten machen, und Bildern, die stark metaphorisch aufgeladen sind. Es schlägt sich nieder in einer Gegenüberstellung von Mensch und Natur. Auf der Tonebene bleibt durchs Beibehalten der verschiedenen Originalsprachen (Englisch, Französisch, Spanisch, z.T. auch Italienisch) die Spannung der kulturellen Herkünfte präsent. Und konträr ist auch die Körpersprache Marinas und Neils: Während Kurylenko sozusagen durch den Film schwebt und tanzt, hat Affleck nie bodenverhafteter und ruhiger gewirkt als hier.

Göttlich und fragil-menschlich zugleich

Dieses Gestaltungsprinzip reflektiert Malicks philosophischen Entwurf: Wie bereits in „Tree of Life“ definiert er auch hier den Menschen als Wesen, das klug genug ist, die Widersprüchlichkeiten der eigenen Existenz zu erkennen, aber nicht weise genug, sie aufzulösen. Auch in Bezug auf die Liebe. Malick beschwört sie als „göttliche“ Macht, durch die Menschen über die eigenen Beschränkungen hinauswachsen, erzählt von ihr aber gleichzeitig als sehr irdischer Bindung, die äußeren Umständen und der Zeit unterworfen ist und so unperfekt, schwach und fragil wie alles Menschliche.

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