Ein Teenager aus Rejkjavik verliebt sich während eines Sommerkurses in einen Mitschüler. Wieder zuhause, liegt die Romanze brach: Der Junge scheint wenig Lust auf ein Coming-out zu haben, und ohnehin haben er und seine Clique andere Probleme, vor allem wegen des Unverständnisses der Erwachsenen. Wie eine romantische Komödie beginnend, entwickeln sich die Probleme der Teenager zunehmend tragisch. Sensibel ins Lebensgefühl seiner Figuren eintauchend, problematisiert der Film dabei weniger die Homosexualität als vielmehr die Ignoranz von Eltern und Großeltern. (O.m.d.U.)
- Ab 14.
Jitters - Schmetterlinge im Bauch
Drama | Island 2010 | 93 Minuten
Regie: Baldvin Z
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Filmdaten
- Originaltitel
- ÓRÓI
- Produktionsland
- Island
- Produktionsjahr
- 2010
- Produktionsfirma
- The Islandic Filmcompany
- Regie
- Baldvin Z
- Buch
- Ingibjörg Reynisdóttir · Baldvin Z
- Kamera
- Jóhann Máni Jóhannsson
- Musik
- Ólafur Arnalds
- Schnitt
- Sigurbjorg Jonsdottir
- Darsteller
- Atli Oskar Fjalarsson (Gabríel) · Hreindís Ylva Garðarsdóttir (Stella) · Gísli Örn Garðarsson (Haraldur) · Birna Rún Eiríksdóttir (Gréta) · Haraldur Ari Stefánsson (Marcus)
- Länge
- 93 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Dass Auslandsaufenthalte eine gute Gelegenheit sind, um neben seinem kulturellen und sprachlichen auch seinen sexuellen Erfahrungsschatz zu erweitern, ist spätestens seit „L’Auberge Espangnole“ (fd 36 212) kein Geheimnis mehr. Was der isländische Schüler Gabriel während eines Ferienkurses im britischen Manchester erlebt, trägt allerdings nicht nur zu seiner „education sentimentale“ bei, sondern auch zu seiner latenten Konfusion dem Leben im Allgemeinen und der Liebe im Besonderen gegenüber: Anstatt bei einer feschen Engländerin landet er in den Armen von Marcus, der wie er aus Island kommt. Noch bevor diese erste schwule Liebe aufblühen kann, ist der Sommerkurs vorbei und beide kehren nach Rejkjavik zurück. Dort ist es mit der Euphorie des ersten Kusses schnell vorbei: Im Kreis seiner Familie und Freunde tut Gabriel so, als hätte sich nichts für ihn verändert. Die Freundschaft mit Marcus bleibt in der Schwebe; auf ein Coming-out scheint Gabriel wenig Lust zu haben. Vielleicht auch deshalb, weil er und seine Clique ohnehin schon genug Probleme haben: Da ist Gabriels beste Freundin, die bei ihrer Großmutter lebt und sich von dieser völlig missverstanden fühlt; sein Kumpel wird wegen Untreue von seiner Freundin verlassen, und ein Mädchen hält es bei seiner egozentrischen Mutter nicht mehr aus und will ausziehen. Gabriel selbst kommt mit seiner Mutter auch nicht klar: Die merkt, dass ihr Sprössling seit seinem Englandaufenthalt irgendwie anders ist und will ihm Bekenntnisse abtrotzen, zu denen der stille Junge nicht bereit ist.
Balvin Z entwirft mit seinem Debütfilm ein sensibles Bild des Lebensgefühls seiner jugendlichen Protagonisten. Dass „Jitters“ in den Ferien spielt – nach seinem England-Aufenthalt sucht Gabriel halbherzig nach einem Job bis zum Schulbeginn, findet aber keinen – unterstützt die Atmosphäre des Schwebend-Haltlosen, die der Coming-of-Age-Film verbreitet: Seine Figuren scheinen nicht recht zu wissen, was sie mit sich anfangen wollen, wo sie hingehören, wer sie sein wollen. Dabei changiert der Film zwischen Tragikomödie und dramatischen Zuspitzungen, wenn die Probleme der Teenager eskalieren. Die Erwachsenen bleiben, aus der Sicht der Jugendlichen porträtiert, recht eindimensionale Figuren: Widerparts, an denen die Jugendlichen sich stoßen und reiben. Das Unverständnis der Erwachsenen für die Befindlichkeiten ihrer Sprösslinge ist es denn auch, was hier als Problem entworfen wird, während der Umgang mit Gabriels Entdeckung seiner Homosexualität recht entspannt bleibt.
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