Amador und Marcelas Rosen

Drama | Spanien 2010 | 113 (24 B./sec.)/109 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Fernando León de Aranoa

Eine schwangere peruanische Immigrantin pflegt in Barcelona einen alten, schwer kranken Mann, der mit unermüdlicher Geduld große Puzzles zusammensetzt. Zwischen der introvertierten Frau und dem lebenserfahrenen Mann bahnt sich zögerlich eine Freundschaft an, die auch den Tod des Alten überdauert. Das bitter-zarte Drama erzählt einfühlsam, aber ungeschönt hart von der stillen Emanzipation einer Frau und den komplizierten Facetten ihres Daseins. Hinter der spröden Schale des Dramas offenbart sich eine Erzählung voller verschmitzter Lakonie und mystischer Poesie. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
AMADOR
Produktionsland
Spanien
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Peposado Prod./Mediapro
Regie
Fernando León de Aranoa
Buch
Fernando León de Aranoa
Kamera
Ramiro Aisenson
Musik
Lucio Godoy
Schnitt
Nacho Ruiz Capillas
Darsteller
Magaly Solier (Marcela) · Pietro Sibille (Nelson) · Celso Bugallo (Amador) · Sonia Almarcha (Yolanda) · Eleazar Ortiz (Vecino)
Länge
113 (24 B.
sec.)
109 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
07.06.2012
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Drama
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Alamode (16:9, 2.35:1, DD5.1 span./dt.)
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Diskussion
Es gibt im Leben drei Gewissheiten, erklärt der Immigrant Nelson: Liebe, Geburt und Tod. Alle drei Anlässe würden mit Blumen gefeiert, und deswegen sei das Geschäft mit Blumen sozusagen todsicher. Hinter diesen Worten steckt jedoch keine kluge Philosophie, sondern purer Pragmatismus. „Amador“, der neue Film von Fernando León de Aranoa („Princesas“, fd 37 963), spielt am Rande von Barcelona, in einem Viertel, in dem auch in wirtschaftlich florierenden Zeiten das Geld nur spärlich fließt. Nelson und seine Frau Marcela gehören zu denen, die das Leben nicht auf Rosen gebettet hat. Sie kommen aus Südamerika. Und: „Früher“, schreibt Marcela in einem Brief an Nelson, den sie jedoch nie abschickt, „haben wir einander gewärmt.“ Auf der Suche nach einem besseren Leben sind die beiden nach Europa emigriert, doch das Geschäft mit den von den Großhändlern geklauten und auf der Straße verkauften Blumen rentiert sich nicht. Marcela packt eines Tages ihre Koffer, doch an der Bushaltestelle vor dem Haus bricht sie zusammen. Im Spital bescheinigt man ihr eine Schwangerschaft, und so kehrt Marcela zu Nelson zurück, noch bevor dieser von ihrer Abreise erfahren hat: Sie reden nicht viel miteinander, die beiden, die ein Paar sein sollen. Überhaupt wird sie bloß behauptet, diese Liebe, die Nelson immer wieder aufs Spiel setzt, weil die Mädchen, die für ihn mit den Blumen auf die Straße gehen, einfach zu verlockend sind. Nun aber ist Marcela schwanger. Auch wenn sie Nelson ihr Geheimnis nicht anvertraut, wird das Kind in ihrem Bauch doch zum „raison d’être“; einem Grund, den Kampf für ein besseres Leben anzunehmen. Vor allem Geld muss her, und so tritt Marcela eine Stelle als Pflegerin an. Für 500 Euro im Monat soll sie dem bettlägerigen Amador fortan Gesellschaft leisten, ihn pflegen und füttern. Der Job ist einfacher als geglaubt: Die meiste Zeit liegt der Patient im Bett und setzt Puzzles zusammen, während Marcela am Küchentisch Radio hört. Dennoch weiß Amador nach wenigen Tagen mehr von Marcela, als Nelson je wissen wird, und sie wiederum kennt seine privatesten Geheimnisse. Schön ist zu beobachten, wie sich zwischen der introvertierten Frau – ganz hervorragend verkörpert von Magaly Solier – und dem lebenserfahrenen Mann zögerlich eine Freundschaft anbahnt. Die wenigen gemeinsamen Auftritte der Peruanerin Solier mit dem in Spanien beliebten Alt-Star Celso Bugallo zählen zu den Höhepunkten dieses eigenwilligen Films. Denn Amador stirbt unverhofft. Wieder steht Marcela vor dem Nichts. Doch inzwischen ist sie, die zu Beginn des Films bis zur Lebensuntüchtigkeit schüchtern schien, erstarkt und legt, wo es ums Überleben geht, eine geradezu makabre Raffinesse an den Tag. Sie sehe nicht ein, wieso man ein Bild in tausend Teile zerschneide, um dieses später mühsam wieder zusammenzufügen, merkt Marcela einmal an: Die Kompliziertheit des Seins liegt der Protagonistin von „Amador“ nicht. Tatsächlich aber geht es de Aranoa wohl genau darum, dass man diese akzeptieren und damit umzugehen lernen muss. Das Puzzle-Spiel als solches wird dabei zur großen Metapher des Films, der einfühlsam, aber zugleich unbeschönigt hart von der stillen Emanzipation einer Frau berichtet. „Amador“ ist kein einfacher Film; seine bedächtiges Erzähltempo, die Introvertiertheit seiner Protagonisten, die mosaikartige Erzählweise machen ihn sperrig. In Wirklichkeit aber verbirgt sich – ähnlich wie in den Filmen von Aki Kaurismäki – gerade hinter dieser spröden Schroffheit auch eine berührende Zärtlichkeit, eine verschmitzte Lakonie und mystische Poesie, die den Film überaus sehenswert machen.
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