Last Night (2010)

Drama | USA/Frankreich 2010 | 93 Minuten

Regie: Massy Tadjedin

Ein Ehepaar trennt sich für eine Nacht. Während der Mann mit einer attraktiven Kollegin geschäftlich nach Philadelphia fliegt und sich ihrer Avancen erwehren muss, trifft seine Frau einen ehemaligen Liebhaber, der sie nicht vergessen hat. Bei einem Abendessen mit Freunden erliegt sie dessen Charme. Ein kluges, bestechend inszeniertes Beziehungsdrama über eheliche Treue und Verlockungen. Der Film überzeugt vor allem durch die Verquickung seiner parallel entwickelten Handlungen und Erzählebenen sowie durch glaubwürdige Darsteller. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
LAST NIGHT
Produktionsland
USA/Frankreich
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Nick Wechsler Prod./Gaumont
Regie
Massy Tadjedin
Buch
Massy Tadjedin
Kamera
Peter Deming
Musik
Clint Mansell
Schnitt
Susan E. Morse
Darsteller
Keira Knightley (Joanna) · Sam Worthington (Michael) · Guillaume Canet (Alex) · Eva Mendes (Laura) · Daniel Eric Gold (Andy)
Länge
93 Minuten
Kinostart
30.12.2010
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama
Externe Links
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Diskussion
Ein kleiner Verdacht, eine Missstimmung, vielleicht das Bedürfnis, auf den anderen böse zu sein, und schon bricht ein Ehestreit vom Zaun: Joanna Reed beobachtet auf einer Party, wie ihr Mann Michael – so glaubt sie zumindest – ein wenig zu lang und zu vertraulich mit seiner neuen, überaus attraktiven Kollegin Laura spricht. Zurück in ihrem teuren Loft Downtown Manhattan zieht Joanna eine Schnute, trinkt zu viel und zieht nervös an ihrer Zigarette. Bis sie endlich Dampf ablässt: Michael hätte schamlos geflirtet und sie wahrscheinlich schon betrogen. Zutiefst verletzt will Joanna auf dem Sofa schlafen. Um des lieben Friedens willen entschuldigt sich Michael, obwohl er gar nichts verbrochen hat. Kein Zweifel: Dieser Streit hat einen Stachel im Beziehungsgefüge hinterlassen. Tags darauf fliegt Michael mit Laura geschäftlich nach Philadelphia. Joanna hingegen trifft mitten auf der Straße ihren ehemaligen Geliebten Alex wieder, einen Franzosen, mit dem sie vor mehreren Jahren zusammen war. Ihre Mischung aus ungläubigem Staunen und verhaltener Freude offenbart, dass sie gerne an ihn zurück denkt. Alex ist noch direkter: Er habe Joanna nie vergessen können, so sein Geständnis. Von nun an überkreuzen sich die beiden Geschichten der Eheleute. Während Joanna Alex spontan zu einem Abendessen mit einem befreundeten, älteren Paar begleitet, muss Michael Lauras unverhohlene Annäherungsversuche abwehren. „Last Night“, das Regiedebüt der iranischstämmigen Drehbuchautorin Massy Tadjedin, ist ein kluges, bestechend inszeniertes Beziehungsdrama über Treue und Versuchungen, in dem die Partner ihre geplanten oder ausgeführten Seitensprünge mit allen Folgen und Gefahren sorgfältig abwägen müssen. Die Inszenierung spielt geschickt mit den Erwartungen des Zuschauers. Ob Michael wirklich fremd geht, bleibt lange in der Schwebe. Der Ehestreit zu Beginn fungiert gewissermaßen als Vorspiel, in dem viel behauptet und nichts bewiesen wird, und doch behält man ihn ständig im Hinterkopf, sind mit ihm doch mehrere Fragen verknüpft: Gibt es noch einen anderen, wichtigeren Grund, warum Joanna so unzufrieden ist? Wenn man schon des Seitensprungs bezichtigt wird – darf man ihn dann auch begehen? Und ist ein Seitensprung in Gedanken nicht genauso gefährlich für eine Ehe wie eine tatsächliche Affäre? Die Regisseurin gibt auf diese Fragen keine Antworten und hält sich mit der Lösung ihres dramaturgischen Knotens lange zurück; stattdessen erwartet sie vom Zuschauer, dass er selbst Stellung zu den moralischen Problemen bezieht. So erzeugt sie eine Spannung, die durch die Vagheit der Fakten noch verstärkt wird. Der Schnitt bricht die alternierende, unaufdringlich fließende Montage von New York nach Philadelphia zusätzlich durch eingeschobene Rückblenden und überraschende Flash Forwards auf. Erst am Ende fügen sich die unterschiedlichen Erzählebenen zum Gesamtbild eines Paars, das die Institution der Ehe für sich hinterfragt. „Last Night“ teilt sich vor allem über Dialoge mit: Es geht um Argwohn und Eifersucht, Unsicherheit und Unzufriedenheit, Sehnsucht und Begehren, aber auch um das, was verschwiegen wird. Dabei kann sich der Film auf ein großartiges Schauspielerensemble stützen, allen voran Eva Mendes, die – in Abkehrung ihres Images als attraktiver Blickfang – durch Witz und Schlagfertigkeit besticht.
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